salto.music: Annabel, ein Jahr nach der Veröffentlichung deiner letzten Eigenproduktion „Chilli Boo“ ist nun deine neue Single „Little Things“ erschienen. Kannst du unseren Leserinnen und Lesern mehr darüber erzählen?

Annabel De Melchiori: „Little Things“ ist fröhlich, kraftvoll, und düster. Es ist definitiv eine Perle unter meinen Tracks, die ich im Laufe der Jahre veröffentlicht habe. Starke Kicks und verrückte Synths, die in eine düsterne Melodie übergehen. 

„Little Things“ ist aber vor allem so besonders für mich, weil er seit einem Jahr mein erster offizieller Track als unabhängige Künstlerin ist. Dieses Projekt hat sehr viel Zeit gekostet. Ich denke, an Produktion, Mix und Master habe ich eineinhalb Monate gearbeitet. Ich muss zugeben, dass das Cover-Bild definitiv das Einfachste war… es war schon innerhalb von ein paar Tagen fertig. Das war beim Produzieren und beim Mastering nicht der Fall. Das Mastering war eine der schwierigsten Arbeiten, weil man einfach einen bestimmten Klang und eine gewisse Qualität erreichen möchte. Aber auch die schwierigen Arbeiten gehören dazu und alles in allem bin ich mit dem Ergebnis recht zufrieden.

salto.music: Du hast bei einigen Collabos mitgewirkt, aber von „Chilli Boo“ bis zum Release deiner nächsten eigenen Solo-Single „Little Things“ ist genau ein Jahr verstrichen. Warum hat es so lange gedauert?

Annabel De Melchiori: Gegen Ende Sommer 2023 hab ich die Zusammenarbeit mit meinem ehemaligen Label unterbrochen. Ich sage immer „Nur du weißt, was das Beste für dich ist!“, deswegen habe ich entschieden meinen eigenen Weg zu gehen! Das war eine gute Entscheidung.
Dieses eine Jahr Pause war notwendig um zu verstehen, wohin ich mit meiner Musik möchte und wie ich sie am besten präsentieren kann. Ich war mir nicht wirklich sicher, welcher Weg der beste war.

Musikmäßig war ich bisher ziemlich experimentell, habe oft und und gern viele verschiedene Musikrichtungen zusammengemischt. Deshalb sind die Tracks immer sehr verschieden geworden, wie z.B. „Fall Asleep“ und „Du kennst mich nicht“, die nur auf YouTube zu finden sind. Sie sind unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Seitdem ich im Jahr 2015 auf Social Media aktiv geworden bin und meine Musik dort regelmäßig poste, habe ich immer wieder bei verschiedenen Collabos mitgemacht:

Mein Debüt als Techno-Sängerin hatte ich mit der Formation NarbSekt, die leider nicht mehr aktiv ist. Wir hatten damals relativ gutes Feedback; der Song „Where Are We Going“ wurde sogar vom recht bekannten portugiesischen DJ M.Rodriguez remixt und schaffte es auf BeatPort unter die Top100 Techno-Tracks!

Gleichzeitig hatte ich auch ein Dark-Wave-Projekt mit Patrick Sderzia 86. Er hat mir die Base gegeben und ich habe dann die Lyrics dazu geschrieben und eingesungen. Die Songs kann man noch auf YouTube und SoundCloud hören, aber bald auch auf Spotify, denn wir haben beschlossen, einen Re-Release zu machen. „Your Destiny“, „Frühling am SonnTag“ und „EMMPRIN“ sind die am meisten gestreamten Songs und wurden auch mehrmals von deutschen Radios gespielt.

Ich war auch mal kurze Zeit in einer Rock-Band, aber ich habe bald gemerkt, dass das nichts für mich ist und ich stattdessen lieber gelegentlich Beatmaker bin. Ich war ziemlich begeistert und hatte großen Spass daran! 

Als ich zu meinem ehemaligen Label gekommen bin, habe ich dort drei Tracks veröffentlicht, aber dann habe ich gemerkt, dass es keinen Sinn hat, mit jemanden zu arbeiten, der nicht ähnliche Sichtweisen und Prinzipien hat. Deshalb habe ich die Zusammenarbeit nach ungefähr eineinhalb Jahren  beendet.

salto.music: Hat sich bei dir im Laufe diesen Jahres in musikalischer Hinsicht etwas verändert? Ist deine Arbeitsweise noch dieselbe oder hast du deine Schwerpunkte verlegt?

Annabel De Melchiori: Meine Herangehensweise an die Musik ist sicher nicht mehr dieselbe, oder besser gesagt, ich empfinde jetzt die gleiche Begeisterung wie damals als ich meinen allerersten Track auf SoundCloud und YouTube gepostet habe. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, und neun Jahre später als selbständige Musikerin aufzutreten ist ein gutes Gefühl.

In den letzten Jahren habe ich viele Richtungen verfolgt und ziemlich hybride Tracks rausgebracht, wie z.B „La notte del giorno“ oder „Chilli Boo“. 
Der erfolgreichste Song im Jahr 2023 war „Paradox“ in Zusammenarbeit mit „Tempi Inversi“, mit über 20.000 Streams auf Spotify und mit einem offiziellen Musikclip auf YouTube.

Über die nächsten Songs kann ich schon bald mehr sagen. Letztes Jahr hab ich mich eher mit Gesang beschäftigt, aber das Jahr 2024 bringt sehr viel Neues mit sich!

salto.music: Du hast auch das Single-Cover selbst gestaltet. Erzähl uns davon.

Annabel De Melchiori: Einige wissen bereits, dass ich meine Artworks regelmäßig auf Instagram und vor allem auf TikTok poste. Deswegen fiel es mir nicht wirklich schwer, ein Cover-Bild zu gestalten. Ich habe mich dabei von meinen Lieblings-Techno-Producers inspirieren lassen!

Da mir ihre virtuelle CD-Ästhetik sehr gut gefällt, bin ich dieser Idee nachgegangen. Das Muster erinnert mich an etwas Verätztes, wie Säure auf Plastik, da sich die Farben so ähnlich vermischen. Ich habe nur ein bisschen mehr künstlerisches Feingefühl rein gemischt, eine passende  Schriftart dazu gesucht, das ganze editiert und schon war das Cover ready to go!
Mit diesem Cover habe ich versucht, den Track „Little Things“ visuell ausdrücken - kraftvoll, bunt und experimentell.

salto.music: Stehen 2024 auch neue Liveauftritte an oder hast du weitere Pläne?

Annabel De Melchiori: Das hoffe ich sehr! Momentan stehen keine fixen Live-Auftritte auf meiner Agenda. Ich wurde zwar zu einigen Events eingeladen, aber bislang wurde da noch nichts konkret besprochen. Falls sich etwas Fixes ergibt, teile ich es aber sicher auf Instagram.

Ich kann aber bereits verraten, dass schon viele Tracks zur Veröffentlichung bereit stehen und ich große Lust habe, auch Musikvideos dazu zu drehen! Im Moment stehen schon drei neue Collabos fest und ich denke, dass im Laufe des Jahres noch ein paar dazukommen.