Politics | Freiheitskämpfer

„Keine Terroristen“

Die Süd-Tiroler Freiheit fordert die Amnestie dreier im Exil lebender Südtiroler Freiheitskämpfer. Die Partei reicht einen entsprechenden Antrag in den Landtag ein.
Süd-Tiroler Freiheit
Foto: SALTO
  • Es ist der erste Antrag den die Süd-Tiroler Freiheit in der neuen Legislaturperiode einbringt. Gleichzeitig ist es eine Thematik, für die die Partei bereits seit Jahren kämpft. 2008, als Sven Knoll zum ersten Mal in den Südtiroler Landtag gewählt wurde, war dieses Anliegen sein erster Antrag, den er stellte. 

    Konkret geht es um Siegfried Steger, Josef Forer und Erhard Hartung, die über 60 Jahre nach der Feuernacht noch immer nicht nach Südtirol einreisen dürfen. „Es wäre ein Akt der Menschlichkeit, die drei hoch 80-Jährigen in Ihre Heimat zurückkehren zu lassen. Denn für diese haben sie schließlich ihr Leben aufs Spiel gesetzt“, so Landtagsabgeordnete Miriam Atz-Tammerle. Man dürfe nicht vergessen, dass die Südtiroler Bevölkerung es den Freiheitskämpfern der Sechzigerjahre zu verdanken hätte, dass es heute das Sonderstatut und die Autonomie gibt. Man bemühe sich gezielt um eine Amnestie, da die Betroffenen bei einer Begnadigung zunächst die Tat gestehen müssten. Dies sei jedoch nicht in deren Interesse, so Landtagsabgeordneter Sven Knoll. Dass bei der Abstimmung zum Antrag eine Meinungsverschiedenheit zwischen der SVP und ihren Koalitionspartnern entstehen könnte, schließt er aus. Es habe nämlich schon einmal eine italienische Landesrätin gegeben, die sich für die Begnadigungen ausgesprochen hat. 

     

    „Es gibt einen ganz großen Unterschied zwischen dem Freiheitskampf der Südtiroler in den Sechzigerjahren und dem Terrorismus.“

     

    Wenn es um die Angelegenheit der Südtiroler Freiheitskämpfer geht, so darf eine Person nicht fehlen. Eva Klotz, die Gründerin der Süd-Tiroler Freiheit spricht Klartext: „Terrorismus ist der Anschlag auf Personen. Was Terrorismus wirklich ist wissen wir bereits seit den Zeiten der Brigate Rosse. Es gibt einen ganz großen Unterschied zwischen dem Freiheitskampf der Südtiroler in den Sechzigerjahren und dem Terrorismus.“ Klotz zufolge wäre die Amnestie deshalb ein Zeichen der intellektuellen Redlichkeit und der Gerechtigkeit. Es sei nötig, endlich einen Schlussstrich zu ziehen und dieses Kapitel ein für alle Mal friedlich abzuschließen, indem man das tue, was Staatspräsident Sergio Matarella schon getan hat, als er Heinrich Oberleiter begnadigt hatte. Matarella habe eine klare Unterscheidung getroffen, nämlich dass Oberleiter an keinem Anschlag, der Menschenleben gefordert hatte, beteiligt gewesen war. Die italienische Nachrichtenagentur „ANSA“ ist beim Thema Terrorismus offenbar anderer Meinung. Nach der Pressekonferenz zum Antrag titelt diese: „Partito di Klotz richiede amnistia per ex terroristi sudtirolesi.“

    Wie Sven Knoll erläutert, gebe es einen Grund, warum der Antrag zu diesem Zeitpunkt gestellt wird: Eine Publikation des österreichischen Militärhistorikers Dr. Hubert Speckner aus dem Jahr 2022 mit dem Titel „Pfitscherjoch, Steinalm, Porzerscharte“ untersuche die drei „merkwürdigen Vorfälle“ des Höhepunktes der Bombenjahre in den Jahren 1966 und 1967. „Wir werden dieses Buch allen Abgeordneten des Südtiroler Landtages zur Verfügung stellen, denn es bedarf einer sachlichen Diskussion. In den letzten Jahrzehnten gab es leider immer eine verpolitisierte Diskussion zu diesem Thema. Es war oft nicht möglich, Fakten und politische Überzeugungen auseinanderzuhalten“, so Knoll. Im Zusammenhang mit dem Buch hält die Süd-Tiroler Freiheit auch fest, dass den Freiheitskämpfern kein einziger Mord, nicht nur bezüglich des Vorfalls auf der Porzescharte, sondern auch bezüglich der Vorfälle auf dem Pfitscher-Joch-Haus und der Steinalm nachgewiesen werden könne. Es sei mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass diese Anschläge, bei denen acht Menschen ihr Leben verloren hatten, andere Hintergründe gehabt hätten. 

  • Josef Forer, Erhard Hartung und Siegfried Steger: Die Süd-Tiroler Freiheit fordert die Amnestie dieser drei Freiheitskämpfer. Foto: Süd-Tiroler Freiheit

    Knoll erklärt weiter: „Die Pustra Buibn wurden des Mordes am Carabiniere Vittorio Tiralongo beschuldigt. Vor kurzem ist Tiralongos ehemaliger Arbeitskollege verstorben. Dieser hatte zu Lebzeiten immer wieder bezeugt, dass der Mord nicht von den beschuldigten Südtirolern verübt worden war.“ Dass es in diesem Fall politische Interessen gegeben habe, lasse sich dadurch beweisen, dass ein Beweisstück, ein Blutiges Taschentuch des Täters, spurlos verschwunden sei, um die wahre Identität des Mörders zu vertuschen und den Anschlag den „Pustra Buibn“ in die Schuhe zu schieben. Knoll zufolge hätte es außerdem noch weitere solcher Szenarien gegeben. All die Beweise, zur Unschuld der sich im Exil befindenden Südtiroler, seien bis heute vom Italienischen Staat ignoriert worden, so Klotz und Knoll. Es sei demnach inakzeptabel, dass die Freiheitskämpfer, die zu Unrecht beschuldigt worden waren, noch immer nicht in ihre Heimat einreisen dürfen. 

    Abschließend verweist Knoll noch auf Spanien. Dort sei aktuell ein Amnestiegesetz bezüglich der katalanischen Freiheitskämpfer in Ausarbeitung. „Dieses Ereignis liegt noch nicht weit zurück. Der Fall der Südtiroler Freiheitskämpfer ist hingegen über 60 Jahre alt“. Es sei deshalb dringend notwendig tätig zu werden. 

    Die FPÖ Tirol unterstützt die Forderung der Süd-Tiroler Freiheit. Die Tiroler Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler werde im Tiroler Landtag einen inhaltlich ähnlichen Antrag einreichen. Kofler mache deutlich, dass es sich bei den zu amnestierenden Freiheitskämpfern nicht ausschließlich um Süd-Tiroler Freiheitskämpfer handle, sondern um Tiroler Freiheitskämpfer, die für die Einheit Tirols kämpften.