Ethnisches Zündeln am Gymnasium
Eklat um einen Fragebogen zum Zusammenleben zwischen den Sprachgruppen am Bozner Lyzeum Carducci. Es steht außer Zweifel, dass das Zusammenleben der Sprachgruppen durch Südtirols getrenntes Schulsystem nicht gerade gefördert wird. Doch sollen Vorurteile gegen Jugendlichen im Land in der Schule auch noch geschürt werden? Genau dies passiert mit einem Fragebogen mit dem Logo der Universität von Verona, der an 300 SchülerInnen des Bozner Lyzeums verteilt wurde - und laut einem Bericht der Tageszeitung Alto Adige auch an anderen Bozner Oberschulen im Umlauf ist.
„In welchem Ausmaß empfindest Du die folgenden Gefühle, wenn du an die Besserstellung der deutschen Sprachgruppe denkst“, werden die SchülerInnen da beispielsweise gefragt. Auf einer Skala einordnen sollen sie dort auch ihre Haltung gegenüber den „tedeschi dell’Alto Adige“ und den „italiani dell’Alto Adige“ – sowie gegenüber Homosexuellen, Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Reichen und Armen. Ob es Unterschiede zwischen den Sprachgruppen gibt, wird den Jugendlichen nicht einmal selbst zur Beurteilung überlassen. Vielmehr sollen sie mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten, ob diese gerechtfertigt sind.
Urheber der Fragen ist laut der italienischen Tageszeitung ein Student an der Universität Verona, der den Fragebogen im Rahmen seiner Diplomarbeit gemeinsam mit einem Dozenten verfasst hat. Und mehr oder weniger ungefiltert in der Schule verteilen durfte: Denn dort hat man sich das Werk offenbar erst nach Beschwerden einer Schülerin und ihrer Mutter genauer angesehen. Dann aber folgte ein offenes Eingeständnis von Schuldirektor Andrea Pedevilla. „Ich habe den Fragebogen komplett unterschätzt“, sagt er im Alto Adige. Noch am heutigen Donnerstag sollen die aufwieglerischen Bögen deshalb wieder eingezogen werden.