Armes Nepal
Die Zahlen der Toten und Verletzten sind am Sonntag abend schlimm genug, bereits von mehr als 2.500 Getöteten spricht die Times of India, die einen Live-Blog zum Geschehen in den betroffenen Erdbebengebieten in Kathmandu bzw. Nepal eingerichtet hat. Der Himalayastaat war am Samstag von einem Erdbeben der Stärke 7,9 heimgesucht worden, dem stärksten seit 80 Jahren; mehrere Nachbeben am Sonntag sorgten für weitere Opfer und zerstörte Kulturgüter und Stadtteile in der Hauptstadt Kathmandu sowie in den ländlichen Regionen. Auch in den Bergen waren die Beben zu spüren, Lawinen gingen am Mount Everest ab, die zahlreiche Bergsteiger mit sich rissen, Medien berichten von 62 Toten in Indien, 6 in Tibet und einem Opfer in Bangladesch.
Eine 9-köpfige Südtiroler Reisegruppe unter der Leitung des Bergführers Hansjörg Hofer, die zum Trekking in den Nepal aufgebrochen war, ist in Sicherheit. Am Flughafen von Kathmandu wartet man auf die Ausreise. Auch der Trentiner Bergsteiger Sebastiano Valentini, der sich zum Zeitpunkt des ersten Bebens im Basiscamp am Mount Everest aufhielt, ist mittlerweile wohlauf, ebenso Barbara Monachesi die für eine Hilfsorganisation dort war. Viele weitere Bergsteiger und Touristen halten sich derzeit im Gebiet auf, sie alle sind auf dem Weg nach Hause, raus aus der Gefahrenzone. Das gilt leider nicht für die hunderttausenden Nepalesen, die derzeit auf Straßen und Plätzen ihre Zelte aufgeschlagen haben, weil sie Angst vor weiteren Nachbeben haben.
Doch die Zustände sind chaotisch, beschreiben Medien und Nachrichtenagenturen: Es gebe kaum koordinierte Aktionen, Trinkwasser fehlt, das Militär rückt mit schweren Fahrzeugen an und walzt die Trümmer platt, unter denen noch Verletzte sein könnten, berichtet der Korrespondent des ZDF Peter Kunz aus Kathmandu. Allein in der Haupstadt gibt es 1.100 Tote, wie es in den Bergregionen aussieht, könne man noch nicht sagen. Viele der entlegenen Dörfer sind nur mit Geländewagen oder zu Fuß zu erreichen. Es geht nun darum, die Verletzten zu versorgen, die Krankenhäuser sind völlig überfordert, Hilfe kommt vom UN-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA), Lieferungen mit Medikamenten, Lebensmitteln und anderen Materialien sind unterwegs.
Die Kathmandu-Region gehört zu den besonders erdbebengefährdeten Gebieten, hier trifft die eurasische auf die indische Erdplatte, man wusste spätestens seit dem letzten folgenschweren Beben im Jahr 1934, wie gefährdet Nepal ist und dass Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen seien. Doch wurden diese Maßnahmen nicht konsequent genug umgesetzt. Die hohe Besiedelungsdichte im Kathmandu-Tal und die Bauweise der Häuser sind nun jene von Menschen gemachte Faktoren, die zu den katastrophalen Folgen geführt haben.