Politics | Denkmalschutz

"Man soll nicht alles hinterfragen"

Stiftungspräsident Charly Pichler wirft sich ins Zeug und Landeshauptmann Kompatscher ist langsam genervt : Der Denkmalschutz sorgt weiter für Diskussion.

Aus für Südtirols Denkmalschutz und seine Abteilungsdirektorin Waltraud Kofler Engl hieß es Mitte April. In die heftige Diskussion, die von der Ankündigung des zuständigen Landesrates Florian Mussner ausgelöst wurde, mischt sich nun auch der größte private Mäzen der heimischen Denkmalpflege ein, die Stiftung Südtiroler Sparkasse. Die greift nicht nur ihrer Bankentochter unter die Arme, der sie bereits innerhalb Ende nächster Woche 120 Millionen Euro an frischem Kapital überweisen möchte. Auch die geschaste Abteilungsdirektorin und die bisherige Organisation der Denkmalpflege erhielten nicht zuletzt in Stellungnahmen der Stiftung in mehreren Tageszeitungen prominente Rückendeckung.

Jegliche Aufweichung eines den gesetzlichen Kriterien entsprechenden Denkmalschutzes im Vergleich mit unseren Nachbarn, Trentino, Tirol und der Schweiz würde einen hohen Schaden für die vorhandenen Kulturgüter und für das kulturhistorische Image Südtirols bedeuten, warnte Stiftungspräsident Karl Pichler. „Ich glaube, man soll nicht alles hinterfragen und die Denkmalpflege gewissen Leuten überlassen, die vielleicht nicht ganz so auf der Höhe sind“, wiederholte der Stiftungspräsident seine Warnung am Montag noch einmal auf RAI Südtirol. Ganz im Gegensatz zu Menschen wie Waltraud Kofler Engl, die „kompetent ist und etwas von der Materie versteht“. Deshalb sollte die Landesregierung ihre am 14. April  getroffene Entscheidung zur Auflösung des Denkmalamtes noch einmal überprüfen, fordert die Stiftung Sparkasse Arno Kompatscher und seine LandesrätInnen auf.

"Es scheint offenbar eine Hysterie"

Bei der Landesregierung ist man um Deeskalation bemüht. Es wird keine Auflösung oder Schwächung in Sachen Denkmalschutz geben, predigt Arno Kompatscher seit Tagen. „An der Denkmalpflege wird sich nichts ändern und das ist auch nie beschlossen worden“, versichert er nochmal in der Montag-Ausgabe der Dolomiten. „Alle, die ständig diese Nachricht verbreiten, tun dies, weil sie es offenbar gerne möchten. Es herrscht scheinbar eine Hysterie“, zeigt sich der Landeshauptmann dort zunehmend genervt. Fakt sei, dass der Vorschlag Mussners zur Aufteilung der Abteilung Denkmalpflege auf die Museen und den Landschaftsschutz vom Tisch sei, nachdem ihm die Landesregierung von Beginn an skeptisch gegenüber gestanden sei. Woran dagegen festgehalten wird, ist die Auflösung des Auftrags als Abteilungsdirektorin Kofler Engl. Sie müsse sich nun entscheiden, ob sie weiterhin als Amtsdirektorin weiterarbeiten möchte oder nicht, so Kompatscher.

Heidy Kessler stellt Fragen

Als Grund für die Nicht-Verlängerung ihres Vertrags war von der Landesregierung vor allem die mangelnde soziale Kompetenz der allgemein anerkannten Expertin ins Spiel geführt worden. Eine Begründung, die am Montag Morgen noch einmal in einem spitzen Kommentar von der Vizechefredakteurin der RAI, Heidy Kessler, zum Thema gemacht wurde. Wie ist die Botschaft zu verstehen, dass Kofler Engl fachlich unbestritten, aber als Führungskraft eine „Bissgur“ sei, hinterfragt sie dabei. Und vor allem: Wie kann sich eine Amtsdirektorin ohne soziale Kompetenzen 30 Jahre lang halten – und ist es ein Zufall, dass die erste Person in einer Führungsposition im öffentlichen Dienst, der diese sozialen Fähigkeiten abgesprochen werden, eine Frau ist, so Kessler.

„Ich zumindest habe noch nie von einem männlichen Spitzenbeamten gehört, dem Mängel in der Mitarbeiterführung vorgeworfen wurden. Zumindest nicht öffentlich, und mit Sicherheit musste noch kein männlicher Spitzenbeamter sein Gesicht verlieren, öffentlich.“

Stellt Südtirol eine Ausnahme der durch internationale Studien belegten Regel dar, der zufolge weibliche Führungskräfte sozial kompetenter sind als männliche? Oder wird männliche Inkompetenz hierzulande einfach in Kauf genommen oder sensibler gehandhabt? Die Diskussion muss weitergehen.

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Martin B.

Ich bin kein Insider; mein Eindruck: die vielen fachlichen Stellungnahmen stützen klar die Kompetenz von Kofler Engl. Transparent scheint die Entscheidung nicht; ich kann mich auch an keine "Amtsenthebung" durch das Land mangels sozialer Kompetenz erinnern. Wirft kein gutes Licht auf die Initiatoren des Enthebungs-Prozesses und die Zuständigen in der Landesregierung.
Es fehlt eine klare Stellungnahme von Kofler Engl, welche sie aber unter Umständen weiteren öffentlichen Tiefschlägen des Arbeitgebers aussetzt.

Mon, 04/27/2015 - 10:31 Permalink

"Stellt Südtirol eine Ausnahme der durch internationale Studien belegten Regel dar, der zufolge weibliche Führungskräfte sozial kompetenter sind als männliche? Dazu möchte ich meinen Schmäh dazu geben. Nun man weiß nicht, bei welcher Studie das festgestellt wurde. Ist ja auch gleich. Ein statistischer Durchschnitt ist nicht einfach auf eine Einzelperson übertragbar. Es kann sein oder auch nicht. Ich habe männliche und weibliche Vorgesetzte gehabt, die entweder mangelnde Fach- bzw. Sozialkompetenz aufwiesen. Ich habe damals den Vorschlag gemacht, man sollte die Rollen teilen - wie z. B. zwischen Architekt und Baumeister - und den Bereich, der nicht die Stärke der Führungskraft ist, einer anderen Führungskraft überträgt. Die Antwort war: Das ist nicht vorgesehen! Z. B. im Sanitätssystem gibt es einerseits den ärztlichen Leiter und andererseits den Verwaltungsdirektor.

Mon, 04/27/2015 - 11:12 Permalink

Und was würdest du mit dem Landesrat Mussner machen? Der hat sich in Sozialer Kompetenz und in seinem Führungsstil wohl auch nicht hervor getan. Aber auch LH Kompatscher muss sich bald überlegen, ob er für die Menschen weiterhin noch glaubhaft ist, wenn er solche Purzelbäume schlägt, wie in letzter Zeit und wie in diesem Zusammenhang!

Mon, 04/27/2015 - 11:56 Permalink