Economy | Filmförderung
Stiller Filmschnitt
Foto: IDM
Es liegt in den Genen der IDM. Das Klotzen.
Das gilt besonders für die Südtiroler Filmförderung. Wann immer sich die crème de la crème der internationalen Filmwelt trifft, ist die IDM Film Fund & Commission mit dabei. Dann gibt es einen Südtiroler Stand und man feiert – wie etwa bei der Berlinale – meistens auch eine berauschende Party. Die IDM will damit auf sich und die Südtiroler Filmförderung aufmerksam machen.
Plötzlich aber sind die Partynächte vorbei und die IDM übt sich im Leisetreten. Denn die Nachricht, die man seit Wochen bewusst vor der Öffentlichkeit zurückhält, ist eine Peinlichkeit.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Südtiroler Filmförderung, die hochtrabend als „eine der bedeutendsten Regionalförderungen Italiens“ angepriesen wird, fehlt kurzerhand das Geld. „Eine der Auswirkungen der Covid-Ausnahmesituation hat ergeben, dass der Film-Förderetat seitens des Landes noch nicht wie geplant aufgestockt werden konnte. Infolgedessen kann der Call im Mai nicht stattfinden. Jener im Herbst ist aber aus jetziger Sicht bestätigt“, erklärt nach mehrmaliger Nachfrage Vera Leonardelli, Abteilungsdirektorin Business Development von IDM, die auch für die Film Fund & Commission verantwortlich zeichnet.
Der zuständige Landesrat Philipp Achammer hat sich bisher zu dem völlig überraschenden Stopp der Südtiroler Filmförderung öffentlich nicht geäußert. Auch auf Nachfrage von Salto.bz nicht. Aus der „Film Fund & Commission“ heißt es, der Landesrat sei sich vollkommen der wirtschaftlichen Wichtigkeit des Südtiroler Filmfonds bewusst und versuche, hier so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.
Die Filmförderung
Nach mehreren Anläufen und jahrelangem Druck der Filmschaffenden – allen voran Andreas Pichler, die Vereinigung FAS und der inzwischen verstorbene Pusterer Filmproduzent Karl Baumgartner – startete 2010 die Südtiroler Filmförderung. Abgewickelt über eine eigene Abteilung in der IDM unterstützt man sowohl Kino- als auch Fernsehprojekte mit einem Fördertopf im Gesamtvolumen von jährlich fünf Millionen Euro.
IDM evaluiert die Projekte durch eine Expertenkommission nach kulturellen, inhaltlichen und wirtschaftlichen Kriterien und schlägt die zu fördernden Produktionen anschließend der Südtiroler Landesregierung vor. In der Förderung werden vor allem die von den Produzenten geplanten Investitionen in Südtirol berücksichtig, die zur Stärkung des lokalen Filmstandorts beitragen sollen.
Jährlich gibt es drei Termine an denen die Fördergelder vergeben werden. Im Neudeutsch „Call“ genannt, waren die Abgabetermine für die Projekte bisher Ende Jänner, Anfang Mai und Ende September. Genauso startete man auch heuer. Bis zum 26. Jänner 2021 musste die Produzenten und Filmschaffenden für Call #1 ihre Anträge einreichen. Am 17. März entschied die Kommission, vier Spiel- und Dokumentarfilme mit insgesamt 860.000 Euro zu fördern.
Bereits damals war die deutliche geringere Anzahl der geförderten Filme für Brancheninsider ein erstes Anzeichen, dass etwas in der Südtiroler Filmförderung nicht rund läuft. Zudem geht die Fördersumme seit Jahren deutlich zurück. Waren es ursprünglich 5,2 Millionen Euro, so wurden 2018 4,5 Millionen Euro vergeben, 2019 war es 3,5 Millionen Euro und 2020 nur mehr 3,15 Millionen Euro.
Gestrichener Call
Für Call #2 galt als Abgabetermin der 4. Mai 2021. Doch dieser Termin und dieser Call sind vor wenigen Tagen still und leise von der Homepage der IDM verschwunden. Dort gibt es nur noch einen Call #2 mit einem Einreichtermin am 21. September 2021. Ursprünglich war das die dritte Förderrunde gewesen.
„Man hat uns vollkommen verarscht“, ärgert sich ein Südtiroler Filmemacher. Denn die bürokratischen Auflagen für die IDM-Filmförderung sind enorm. Wochenlang müssen Produzenten und Regisseure für die Einreichung des Antrages arbeiten. Was viele auch getan haben, um jetzt zu erfahren, dass alles umsonst war.
Wie fahrlässig man dabei von Seiten des Landes und der IDM vorgegangen ist, wird an einem Detail deutlich. Am 16. April 2021 stellten die drei Kulturlandesräte Philipp Achammer, Giuliano Vettorato und Daniel Alfreider auf einer gemeinsamen Pressekonferenz das „Maßnahmenpaket für den Kulturneustart“ vor. Dabei stellte der Kulturjournalist Stefan Nicolini an Achammer explizit die Frage, was mit dem Mai-Call der Filmförderung los sei.
„Diese Frage kann ich noch nicht klar beantworten“, antwortete der Kultur- und Wirtschaftslandesrat ausweichend, „wir sind dabei zu klären, ob noch ein weiterer Call noch vor dem Nachtragshaushalt gemacht werden kann“. Im Klartext: Es fehlt das Geld.
Doch das hat man den Betroffenen bis heute nicht gesagt. Und auch der Öffentlichkeit nicht.
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Aussitzen ... statt…
Aussitzen ... statt Aufräumen bei der ... IDM Filmföderung, die besonders ausgeprägte Eigenschaft vom Achammer.