Politics | Volkskunde

Eine inhaltsleere Lederhose

Eine Lederhose mit Bart versteht nichts von Medizin. Wir müssen sie aushalten, bloßstellen und hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Ein Zwischenruf von Robert Asam.
JWA
Foto: Seehauserfoto
  • Jetzt hat er wieder die Aufmerksamkeit, die ihm so wichtig ist, der ehemalige Schützen-Häuptling und Landtagsabgeordnete, dessen Name mir nicht über die Lippen kommt. Lederhose mit Bart. Das muss genügen. 
    Zuerst die Einladung an Martin Sellner, Chef der Identitären Bewegung Österreich, jetzt die von primitiven Geschmacklosigkeiten strotzende Rede in Wien. Es dürfte nicht die letzte Provokation gewesen sein, die uns die Lederhose mit Bart zumutet. Natürlich ist die Empörung groß. Zur Freude der Lederhose mit Bart.
    Ich will hier nicht weiter auf fragwürdige Aussagen und Beleidigungen eingehen, welche die Lederhose mit Bart als Gastredner einer FPÖ-Veranstaltung von sich gegeben hat, sondern einige Passagen herausgreifen, die in der allgemeinen Empörung über den primitiven Auftritt etwas zu kurz gekommen sind, aber zeigen, dass die Lederhose mit Bart Talent hat. Talent, sich lächerlich zu machen, ohne es zu merken.
    Ich verstehe nichts von Medizin“ (Zitat Lederhose mit Bart). In der FPÖ mag es Menschen geben, die das überrascht hat, hierzulande ist das keine Neuigkeit. Und noch ein Geständnis, „ich bin weder Wissenschaftler…“, noch was? Auf das Noch, das üblicherweise einem Weder folgt, wartet das FPÖ-Publikum bis heute. Heißt das also, weder Wissenschaftler noch sonst etwas? Also gar nichts? Null? Sitzt folglich im Südtiroler Landtag eine inhaltsleere Lederhose mit Bart? 

  • Foto: Seehauserfoto
  • „Was mir allerdings zu denken gibt, ist die Tatsache, dass ich in Südtirol 14.042 Mitbürgerinnen und Mitbürger habe, die allen Ernstes dachten, eine Lederhose mit Bart im Landtag wäre ein Gewinn für das Land.“

     

    Trotzdem hatte der Kickl-Freundeskreis in Wien seinen Spaß. Die Lederhose mit Bart ist nämlich auch von Wortwitzen nicht zurückgeschreckt. Die Organisatoren hätten gefragt, ob eine Power-Point-Präsentation geplant wäre. Nein, hat die Lederhose mit Bart geantwortet, er sei zwar Bauer, möchte aber nicht von seiner Schönheit ablenken. Ha, ha! Wahnsinnig lustig. Ein Brüller. Das Publikum, dankbar für jeden noch so einfältigen Spruch, klatschte begeistert.
    Zum Schämen hat mir ein Freund gestanden. Nein, habe ich gesagt. In jedem Winkel dieser Erde gibt es eine Lederhose mit Bart, über die man den Kopf schüttelt. Wir müssen sie (die Lederhose mit Bart) aushalten, bloßstellen und hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Der FPÖ allerdings bin ich böse. Warum nur Gastredner und nicht dabehalten? Möglich, dass die FPÖ selbst genug von dieser Sorte hat.
    Was mir allerdings zu denken gibt, ist die Tatsache, dass ich in Südtirol 14.042 Mitbürgerinnen und Mitbürger habe, die allen Ernstes dachten, eine Lederhose mit Bart im Landtag wäre ein Gewinn für das Land. Wie man sich täuschen kann.

  • Der Autor

    Der in Meran geborene Journalist Robert Asam war zuerst als Radioreporter, dann in der Verlagsanstalt Athesia tätig und schließlich beim RAI-Sender Bozen, wo er von 2010 bis 2012 auch Chefredakteur war. Zu seinen außerberuflichen Schwerpunkten gehörte neben dem sozialen Engagement in mehreren Hilfsprojekten immer auch das Schreiben und Aufführen von Kabaretttexten, Satiren und Glossen. 

    Foto: Meraner Stadtanzeiger