Politics | Wohnbauinstitut

Wettbewerb mit Tücken

Das Wobi führt derzeit ein Auswahlverfahren durch, das mehr Farce als Wettbewerb ist. Der neue Abteilungsdirektor scheint schon von vornherein festzustehen.
wobi.jpg
Foto: Ipes-Wobi
Wenn sich am kommenden Montag der Verwaltungsrat des Wohnbauinstitutes (Wobi) zur Sitzung trifft, dann steht eine wichtige Personalentscheidung an. Präsidentin Francesca Tosolini, ihr Stellvertreter Heiner Schweigkofler und Sabine Fischer werden dann - laut offizieller Tagesordnung – auch den neuen Direktor der Abteilung Technischer Dienste ernennen.
Zur Auswahl stehen dabei zwei Namen, die nach einem gesetzlich vorgesehenen Auswahlverfahren von einer Fachkommission ermittelt wurden. Das Trio soll dann entscheiden, wer den mit rund 100.000-Euro-Jahresgehalt dotierten Job erhält.
Nach Informationen von Salto.bz dürfte diese Entscheidung aber bereits im Vorfeld gefallen sein. Denn dieser öffentliche Wettbewerb ist nicht nur auf eine bestimmte Person zugeschnitten, er wird auch von einer Abfolge von Nachlässigkeiten, Fehlern und Pannen begleitet. Es ist eine Farce, von der so Wenig wie möglich an die breite Öffentlichkeit kommen soll. Doch der Reihe nach.
 

Die Stelle

 
Mit Jahresende ist Gianfranco Minotti in Pension gegangen. Der Direktor der Abteilung „Technische Dienste“ ist ein Urgestein im Wobi. Der Ingenieur war kurzeitig auch interimistisch Generaldirektor des Wohnbauinstitutes.
Jetzt geht es darum, diese Stelle über eine öffentliches Auswahlverfahren neu zu besetzen. Das Wobi ist eine Hilfskörperschaft des Landes. Es gelten demnach dieselben Bestimmungen und Spielregeln in Personalfragen wie für jede öffentliche Verwaltung.
Am 29. November 2011 genehmigt der Wobi-Verwaltungsrat das Auswahlverfahren für die Ernennung zur Direktorin oder zum Direktor der Abteilung Technische Dienste. Dabei übernimmt man jene Vorgaben und Bestimmungen, die auch für die Ernennung der Abteilungsdirektoren in der Landesverwaltung gelten.
 
 
Bereits zu diesem Zeitpunkt passiert aber der erster „Fehler“.
Alle Auswahlverfahren müssen mit Angabe der Prüfungskommission und der Prüfungstermine auf der dafür vorgesehenen Seite der Landesverwaltung veröffentlich werden. Das Wohnbauinstitut tut das normalerweise auch. So finden sich in der Vergangenheit mehrere solcher Veröffentlichungen für Wobi-Amtsdirektionen auf der Homepage des Landes.
Keine Spur einer solchen Veröffentlichung gibt es allerdings bei dem weit wichtigeren Auswahlverfahren zur Wobi-Abteilungsdirektion Technische Dienste.
Fast so als wolle man nicht, dass das Auswahlverfahren möglichst viele Interessenten erreicht.
 

Der falsche Prüfer

 
Es folgt eine weitere Panne.
Am 14. Februar 2022 ernennt der Wobi-Verwaltungsrat die dreiköpfige Prüfungskommission. Namhaftgemacht werden der Generaldirektor des Wohnbauinstitutes, Wilhelm Palfrader als Präsident und als externe Sachverständige die Direktorin der Abteilung Hochbau und technischer Dienst des Landes, Marina Albertoni, sowie der Direktor des Amtes für Personalentwicklung des Landes, Günter Sölva.
 
 
Erst nachdem sich diese Kommission zu seiner ersten Sitzung trifft und formal das Auswahlverfahren damit bereits begonnen hat, merkt man plötzlich, dass etwas nicht stimmt.
Laut den geltenden Landesgesetzen müssen die zwei externe Sachverständigen bei einem solchen Auswahlverfahren im Rang eines Abteilungsdirektors oder einer Abteilungsdirektorin stehen. Günther Sölva ist aber nur Amtsdirektor.
Weil man im Wobi erst nach zwei Monaten auf diesen Fehler aufmerksam wird, muss man schnell handeln. Am 9. Mai 2022 erlässt Wobi-Präsidentin Francesca Tosolini eine Dringlichkeitsverfügung mit der eine Wettbewerbskommission neu eingesetzt wird. Dabei wird Günther Sölva durch den Direktor der Abteilung Wohnungsbau des Landes, Stefan Walder, ersetzt.
 

Die Auswahl

 
Im Wohnbauinstitut gibt es in der Abteilung Technische Dienste vier Amtsdirektionen. Deren Führungskräfte sind die ersten natürlichen Anwärter auf die Minotti-Nachfolge.
Alessandro Teti, Direktor des Technisches Amtes Mitte-Süd, Domenico Russo, Direktor des Technisches Amtes Ost und Christian Olivetti, Direktor des Technisches Amtes Instandhaltung bewerben sich dann auch. Alle drei nehmen am Auswahlverfahren teil.
Nur der Direktor des Technischen Amtes West, Othmar Neulichedl, fällt hier aus der Reihe. Der einfache Grund: Auch Neulichedl geht in ein paar Monaten in Rente.
Es gibt aber noch einen weiteren Kandidaten, der sich an diesem Auswahlverfahren beteiligt.
Der Bozner Architekt Dietmar Hafner arbeitet seit Februar 2020 als Sachbearbeiter im Wobi. Vorher war Hafner als freischaffender Architekt tätig mit einem eigenen Studio. In dieser Phase hat der Architekt für das Wobi – etwa in Andrian – Projekte verwirklicht.
 
 
Nach Informationen von Salto.bz wird Dietmar Hafner in diesem Auswahlverfahren vor allem von Wobi-Generaldirektor und Prüfungskommissionspräsidenten Wilhelm Palfrader favorisiert.
Das wird auch an der großzügigen Auslegung der gesetzlichen Bestimmungen deutlich, die Hafner die Teilnahme an diesem Auswahlverfahren überhaupt erst ermöglichen.
Weil ein Bediensteter in der Landesverwaltung mindestens vier Jahre lang in einer Führungsposition tätig sein muss, um die Voraussetzungen zu haben, Abteilungsdirektor zu werden, läuft Dietmar Hafner bei diesem Wettbewerb als „externer Kandidat“.
Damit auch verwaltungsfremde Kandidatinnen und Kandidaten Chancen haben, gilt für diese die Voraussetzung vier Jahre lang eine Führungs- und Leitungsposition in der Privatwirtschaft bekleidet zu haben. Zentral ist dabei die Personalführung.
Dietmar Hafner leitet jahrelang sein eigenes Architektur-Büro in der Bozner Mendelstraße. Unter ihm gab es genau einen Angestellten. Aus diesem Arbeitsverhältnis leitete die Auswahlkommission ab, dass der Kandidat die – laut offiziellem Ausschreibungsdekret - erforderlichen Voraussetzungen in „Leadership-Kompetenzen, Geschick im Umgang mit Menschen auf allen Ebenen und hervorragende Managementkompetenzen“ habe, um zum Wettbewerb zugelassen zu werden.
Am 19. Mai 2022 ging das Auswahlverfahren über die Bühne. Es gab keinerlei schriftliche Prüfung, sondern ausschließlich eine mündliche Anhörung vor der Kommission. Von den angetretenen vier Kandidaten wurden zwei für geeignet erklärt: Domenico Russo und Dietmar Hafner.
Auf der Sitzung am Montag wird der Verwaltungsrat einen dieser Zwei zum neuen Abteilungsdirektor im Wobi ernennen.
Man darf gespannt sein, wer es werden wird.