NKD will abspecken

Die Pressemitteilung erreichte uns am frühen Nachmittag des 27. Juni. „NKD stellt sich zum Verkauf: Der Textildiscounter NKD hat den jüngsten Expansionskurs nicht verkraftet und zieht nun die Notbremse.“
Klingt alarmierend, doch die Worte von Jörg Roßberg möchten beruhigen. „In Südtirol läuft alles hervorragend, hier soll gar nichts geändert werden – auch nicht in Österreich“ Kein Stellenabbau hierzulande, andernorts schaut es weniger rosig aus. 2.000 NKD-Filialen in Deutschland, Slowenien, Kroatien, Polen und in der Schweiz mit insgesamt 8.000 MitarbeiterInnen, deren Zukunft ungewiss ist. Im Handelsblatt heißt es: „NKD könne nicht mehr profitabel wachsen, sei aber im Kern ein gesundes Unternehmen (...). Was das für die Mitarbeiter bedeuten werde, sei derzeit noch nicht absehbar. Ein möglicher Arbeitsplatzabbau solle aber möglichst sozialverträglich erfolgen.“
Beruhigende Worte
Ahnungslosigkeit im NKD in der Meraner Garibaldistraße. „Noi non sapiamo niente. No, non ci hanno detto niente, ma prima ha chiamato anche il Dolomiten, adesso capisco“, wundert sich eine Verkäuferin. Roßberg bestätigt zwar, dass der seit anderthalb Jahren eingeschlagene Expansionskurs des Unternehmens so nicht mehr fortgesetzt werden könne, rechtfertigt dies aber mit dem Alter des Firmeneigners: „Herr Daun ist 70 und irgendwann will er auch sein Alter genießen. Dass wir diesen Kommunikationsschritt jetzt gemacht haben, heißt nicht, dass wir uns verschlanken wollen und dass Mitarbeiter abgebaut werden sollen.“
Vom Kurs abgekommen
Das Alter Dauns allein dürfte nicht der Grund für den NKD-Kurswechsel sein. Die Interims-Geschäftsführung der Unternehmensberatung Ziems und Partner, die seit einigen Monaten den Bekleidungsdiscounter durchleuchtet, kommt zu folgendem Schluss: „Die Analyse von NKD hat ergeben, dass die massive Expansion der letzten 18 Monate und eine Reihe anderer Managemententscheidungen die Organisation stark belastet und das Unternehmen vom Kurs abgebracht haben.“ Erste Gespräche mit potenziellen Investoren laufen. „Ende Juli wissen wir mehr“, sagt Jörg Roßberg. Ganz beruhigend klingt das dann doch nicht – weder hierzulande, noch andernorts.