Economy | Obstgenossenschaften

Die Neuanpflanzung

An der Spitze der VOG kommt es zu einer Wachablöse. Sowohl der Direktor der VOG, Gerhard Dichgans wie auch „VOG Product“-Direktor Klaus Gasser gehen. Die Hintergründe.
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Foto: VOG
Die Annonce des bundesdeutschen Headhunters „Level M“ erschien diskret in der vorletzten Ausgabe des Wirtschaftskuriers. 
Für unseren Kunden VOG suchen wir im Zuge einer geordneten Nachfolgeregelung einen Direktor“, heißt es in der Anzeige. Bewerbungen sollen schriftlich an Stephan Barlet, einem Partner des auf Managersuche spezialisierten Unternehmens aus München und Münster gerichtet werden.
Spätestens damit ist öffentlich, was man in Insiderkreisen schon lange munkelt. Der Direktor des Verbandes der Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG), Gerhard Dichgans verlässt nach fast 35 Jahren den Verband.
Es ist mehr als nur eine Personalie. Denn der heute 65jährige VOG-Direktor ist eindeutig der einflussreichsten Manager in der Südtiroler Agrarwirtschaft. Dichgans hat die Agrarpolitik dieses Landes wahrscheinlich endscheidender und nachhaltiger geprägt, als alle bisher zuständigen Landesräte gemeinsam.
Der gebürtige Leverkusener hat seine Jugend in Mailand verbracht. Mitte der achtziger Jahre kam Gerhard Dichgans dann zur VOG. Zuerst in leitender Stellung im Verkauf, dann als Direktor des Verbandes. Im Laufe der Jahre wechselten immer wieder die Obmänner. Der Direktor aber blieb. „Dem Dichgans ist es egal, wer unter ihm Obmann ist“, lautet ein Gag in Bauernkreisen, der aber durchaus die Hierarchie an der Spitze der Südtiroler Obstgenossenschaften widerspiegelt.
Dichgans machte die VOG zum Großkonzern und zum Big Player auf dem internationalen Apfelmarkt. Auch der Zusammenschluss der Südtiroler Obstgenossenschaften zu fünf Pools trägt seine Handschrift. Dadurch wird die Spitzenposition der VOG noch einmal deutlich gestärkt.
Die Rolle Dichgans spiegelt sich auch in der Entschädigung wieder. Obwohl das Gehalt des VOG-Direktor top topsecret ist, kann man davon ausgehen, dass Dichgans sich in der Gehaltsklasse des Landeshauptmann wiederfindet.
 
In diesem Jahr 2018 wird Gerhard Dichgans 65 Jahre alt. Er erreicht somit das Pensionsalter. Der VOG-Direktor wird mit 1. November offiziell in Rente gehen.
Dennoch wird er aber die VOG-Chefettage nicht ganz verlassen.
Denn bis dahin soll zwar ein Nachfolger gefunden sein. Gerhard Dichgans hat sich aber verpflichtetet diesen neuen VOG-Direktor einzuarbeiten. Dichgans dürfte deshalb eine Art Beratervertrag bekommen, der mindestens ein Jahr lang laufen soll. Innerhalb der VOG-Spitze gibt es aber Bestrebungen, dass der langjährige Direktor auch danach noch länger an den Verband als Berater gebunden werden soll.
Im Klartext: Die VOG kann es sich leisten notfalls zwei Direktoren zu zahlen.
Wie das geht hat der zweite große Südtiroler Obstgenossenschaftsverband vorgemacht: Der Direktor der Vinschger VI.P Josef Wielander hat vor über einem Jahr sein Ausscheiden und den Eintritt in den Ruhestand angekündigt. Auch dort wollte man aber, dass Wielander seinen Nachfolger einarbeitet. Der Nachfolger ist längst gefunden und Wielander ist immer noch als eine Art Berater für die VI.P tätig.
 

Abgang in Leifers

 


Fast gleichzeitig mit Gerhard Dichgans wird ein zweiter Direktor aus dem VOG-Kosmos gehen.
1967 gründete die VOG in Leifers die „VOG Products“ zur industriellen Verarbeitung von Obst. Jahrzehntelang als „Faller-Fabrik“ verlacht, entwickelte sich das Unternehmen in Leifers zu einem der größten Obstverarbeitungsbetrieben Europas Jährlich werden über 340.000 Tonnen Obst zu Fruchtsäften, Fruchtsaftkonzentraten oder Aromen verarbeitet, durch Dampfkochung zu sogenannten Dunstäpfel und Dunstbirnen oder durch Frostkühlung zu Tiefkühlobst gemacht, das als Zutaten für Süsswaren dient. Seit einigen Jahren produziert man auch Apfelsnacks. Im laufenden Geschäftsjahr soll die VOG Products, die 22 Genossenschaften aus Südtirol und dem Trentino gehört, einen Umsatzrekord von 120 Millionen Euro erreichen.
Diesen Aufstieg des Unternehmens haben zwei Personen maßgeblichen mitbestimmt: Obmann Franz Varesco und Direktor Klaus Gasser.
 
Franz Varesco war über 25 Jahre lang Obmann der VOG Products, bis er in Ungnade fiel. Er sollte seinen Posten für den Obmann der Marlinger Obstgenossenschaft Cofrum Johannes Runggaldier räumen, leistete mit tatkräftiger Hilfe von Altlandeshauptmann Luis Durnwalder aber Widerstand und wurde schließlich im Amt bestätigt. Mit der Vereinbarung, dass er nach der Hälfte der Amtszeit zurücktreten müsse. Was er dann nicht tat. Erst als Ende 2017 der Großteil der VOG Products-Verwaltungsräte mit Rücktritt drohten, trat Varesco von seinem Amt zurück. Im März 2018 wurde dann Johannes Runggaldier zum neuen VOG Products-Obmann gewählt.
Der operative Arm im Unternehmen war und ist aber Klaus Gasser. Der Bozner Betriebswirt ist seit Anfang 1996 Direktor der VOG-Products. VOG intern gilt Gasser lange als Garant für den steigenden Umsatz in der Leiferer Genossenschaftstochter.
Mit dem Abgang von Franz Varesco scheint aber auch die Zeit Gassers vorbei. Nach Informationen von salto.bz hat Klaus Gasser bereits gekündigt. Er wird im Oktober die VOG Products verlassen.
Gasser hat dabei schon einen neuen Job. Mit Ende des Jahres geht Reinhard Fuchs, seit 1995 Direktor der Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft in den Ruhestand. Ab 1. Jänner 2019 wird Klaus Gasser diese Funktion übernehmen.