Bozen lockert Verbot für Nachbarn
“Es wird weitere Gespräche geben – wir sind noch nicht am Ende des Weges.” Christian Reichsigl sollte Recht behalten. Denn die Stadt Bozen hat in Sachen Fahrverbote eingelenkt.
Gemeinsam mit seinem Jenesier Amtskollegen Paul Romen war Sarntals Bürgermeister Reichsigl am Mittwoch in Bozen. Bei einer Aussprache mit dem dortigen Bürgermeister Renzo Caramaschi, seinem (neuen) Vize Luis Walcher und Umweltstadträtin Marialaura Lorenzini wurde um das Fahrverbot, das am kommenden Montag in Bozen in Kraft tritt, gefeilscht. Denn ab 1. Juli ist das gesamte Stadtgebiet wochentags zwischen 7 und 10 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr für Fahrzeuge der Schadstoffklassen Euro 0 und Euro 1 und Dieselfahrzeuge der Klassen 2 und 3 gesperrt – “eine Schikane” für Pendler und Betriebe in Jenesien und Sarntal, die durch Bozen zur Arbeit müssen und aufgrund des Fahrverbots weite Umwege, etwa über Ritten oder Mölten in Kauf nehmen müssten, kritisierten die Bürgermeister der beiden Anrainergemeinden vor wenigen Wochen. Auch die Oppositionslisten Zukunft Jenesien und Zukunft Sarntal hatten sich mit einem offenen Brief an Caramaschi gewandt, in dem sie ihn aufforderten, die im Alleingang beschlossenen Verkehrseinschränkungen zu überdenken.
Sondergenehmigungen für Einzelpersonen
Die gemeinsame Forderung: ein Korridor, über Fagenstraße, Grieser Platz und Vittorio-Veneto-Straße bis zum Bozner Krankenhaus. Einen solchen wird es nicht geben. Zumindest nicht für alle vom Verbot betroffenen Fahrzeuge. Und doch können die Bürgermeister von Jenesien und Sarntal einen Teilerfolg vermelden. “Es wurde eine erste Lösung gefunden”, verkündet Paul Romen am Mittwoch Nachmittag. Und die sieht folgendermaßen aus:
Wer nicht anders kann, darf mit seinem Fahrzeug nach und durch Bozen fahren, auch wenn es unterhalb der Euro-4-Norm liegt. Zum Beispiel Personen, die nachweisen können, dass sie zu bestimmten Zeiten am Arbeitsplatz sein müssen und diesen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Auch im Notfall soll es Sondergenehmigungen geben.
Nun sind die Nachbargemeinden am Zug. Jenesien und Sarntal müssen ermitteln, wer Anrecht auf diese Ausnahmegenehmigung hat. “Die betroffenen Personen bzw. Antragsteller müssen sich in ihrer jeweiligen Herkunftsgemeinde melden”, erklärt Paul Romen. Die entsprechenden Listen werden dann an die Stadt Bozen bzw. die Stadtpolizei weitergeleitet, die dann die individuellen Ermächtigungen ausstellt. Angedacht ist ein “Pickerle” für die betroffenen Fahrzeuge.
Rund hundert solcher Ausnahmegenehmigungen könnte es voraussichtlich geben, hieß es am Mittwoch.
Gemeinsam weiter
“Eine Lösung mit Hausverstand”, zeigt sich der Jenesier Bürgermeister über den Teilerfolg zufrieden und dankt der Gemeinde Bozen für ihr Verständnis.
Doch am Ende des Weges, wie es sein Sarner Amtskollege Reichsigl Mitte Juni ausdrückte, ist man auch nach dem gestrigen Treffen nicht. “Einvernehmlich und gemeinsam” wollen sich Bozen, Jenesien und Sarntal nun auch “für eine besondere Dringlichkeit zur Realisierung des Hörtenbergtunnels bei den Landesbehörden stark machen”, kündigt Romen an. “Da muss nun Konkretes weitergehen.” Auch in Bozen pocht man auf einen raschen Abschluss der Planungen für den Tunnel, wie Vizebürgermeister Walcher betont: “Er muss jetzt realisiert werden, wir haben schon viel zu lange darüber diskutiert.”
Mit Einführung des
Mit Einführung des Fahrverbots wurde der öffentliche Nahverkehr aber nicht verstärkt bzw. verdichtet.
Sasa fährt brav nach dem abgespeckten Sommerfahrplan. Entweder sind die Busse ein Teil des Problems oder es happert gewaltig an der Koordination der einzelnen Institutionen.