Die Oase an der Straße
In einem kleinen, (weniger) stillen Kämmerlein am Rande des Areals der historischen Villa des einstigen Bozner Kaffeeimpresario Gasteiger, stellte der künstlerische Leiter Peter Paul Kainrath das Programm des zeitgenössischen Kunst- und Kulturfestivals 2023 vor. Das Transart-Herzstück der diesjährigen Ausgabe, die sogenannte OASIE, liegt an der Kreuzung zwischen der Drususbrücke und Dantestraße in Bozen. Während der Festivalzeit wird der seit Jahrzehnten verlassene Park – in ein paar Jahren ist die Villa Gasteiger Aufenthaltsort für den Eismann Ötzi – zugänglich gemacht und mit einem flotten Barbetrieb von 17-20 Uhr ausgestattet.
Mit im Transart-Boot, welches von der OASIE ausgehend regelmäßig auf`s hohe zeitgenössische Meer ziehen wird, ist Ex-Daft Punk und Komponist Thomas Bangalter, sowie die Punkerinnen von Pussy Riot, die Autorin und Performerin Madame Nielsen, Choreografin und Tänzerin Florentina Holzinger, der bereits mit Hubschrauber, Klavier und Beton-Kanu bei Transart geladene Aktionskünstler und Wiederholungstäter Roman Signer, die Perkussionistin Robyn Schulkowsky, sowie Architekt Hans-Walter Müller. Bespielt werden in Ausgabe 23 erneut unkonventionelle Bühnen: Industrieflächen, leerstehende Gebäude, Almwiesen und sogar ein Nachtclub.
Das Festival setzt 2023 auf zwei Programmschienen. In der Reihe Experiences wird es zahlreiche Veranstaltungen geben, die zu Interaktion und Einbindung des Publikums (Talks, Begegnungen und Workshops) einladen, während die sogenannten Performances, mit variantenreich angeordneten Bühnen- und Publikumssituationen aufwarten werden.
Auch experimentelles Theater wird geboten. In der ansonsten reichhaltigen lokalen Theaterlandschaft Südtirols fast schon ein Novum. Zu Gast sein wird mit zwei Produktionen das Schauspielhaus Zürich. Zum einen mit der filmischen Neuinterpretation des berühmten Romans Moby Dick der Regisseurin Wu Tsang, sowie mit der neuesten Arbeit des amerikanischen Choreografen Trajal Harrell.
Auch einen Musikmarathon im Promenadentempo (ähnlich der Vigiljoch-Hauskonzerte 2022) wird es geben, der 2023 zu verschiedenen Sommerfrischeresidenzen auf den Ritten führt. Während die Clubbing-Nacht erneut von MUTEK Montréal kuratiert wird, zeigt das Festival mit dem Film Music von Angela Schanelecs eine Italien-Premiere. Nigelnagelneu ist die Kooperation mit Ars Electronica Linz.
Die Transart-Eröffnung am 13. September soll in Form „einer großen Party“ stattfinden (heißt es in der Programmvorschau), bei der es gleichzeitig eine Preview auf die Ausstellung Who's Next? gegeben wird, die in Zusammenarbeit mit dem Bozner Dormizil die Situation von Obdachlosen offenlegt.
Erlebt werden kann in der OASIE auch ein spektakuläres Beispiel für aufblasbare Architektur, die Hans-Walter Müller im Rahmen des Netzwerks Kids Culture Club präsentiert und in den öffentlichen Raum stellt. Vergleichbare Strukturen für Ausstellungen, Festivals, Theateraufführungen und Konzerte hat Müller bereits auf der ganzen Welt gebaut. In der Transart-OASIE kann man sich bald ein (aufgeblasenes) Bild dazu machen, und an der Bar über vergangene und nachfolgende Transart-Veranstaltungen plaudern. Oder über Gott und die Welt.