Chronicle | Bergunglück

"Wir haben zusammen geweint"

Heiner Oberrauch über eine schlimme Nachricht, die er den Eltern von Andrea Zambaldi überbrachte. Und von Abenteuerer, die ihren Weg unbeirrt gehen.

Andrea Zambaldi war ein Abenteurer. Ein Reisender, ein Sportler, ein Allrounder. Einer der Motorräder repariert, unter offenem Himmel schläft, mit dem Klettergurt unterm Kopfkissen.

Nichts schien unmöglich, alles machbar. Sein Tod hat die Endlichkeit wieder einmal vor Augen geführt. Heiner Oberrauch, Oberalp-Chef und Zambaldis Vorgesetzter sagt: "Es ist wahrscheinlich schwer zu verstehen, wenn jemand diese Bergbegeisterung nicht hat. Aber halten kann man da niemanden." Zambaldi wollte es schaffen: Zwei Achttausender besteigen, mit den Skiern abfahren. Dazwischen eine 170 Kilometer lange Mountainbikefahrt zurücklegen.

Am Morgen des 24. Septembers beim zweiten Gipfelversuch der Double8-Expedition wurden der Münchner Sebastian Haag und der in Bozen arbeitende Andrea Zambaldi am 8.013 Meter hohen Shisha Pangma kurz unterhalb des Gipfels von einer Lawine verschüttet. Die Extrembergsteiger Benedikt Böhm und Ueli Steck mussten die Tragödie mit ansehen. Auch Martin Maier wurde von den Schneemassen erfasst, er konnte sich aber aus eigener Kraft befreien.

Heiner Oberrauch machte sich einen Tag nach Unglück, am Donnerstag, 25. September, auf den Weg nach Verona. Überbrachte den Eltern von Andrea Zambaldi die traurige Nachricht. "Wir haben zusammen geweint", sagt Oberrauch und er fügt hinzu: "Der Tod der beiden Bergsteiger ist ein großer Schock für mich."

Aussichtslos ist derzeit eine Bergung der beiden Getöteten, da es sich um militärisches Sperrgebiet handelt und der Hubschrauber nicht darüber fliegen darf. Die Expedition der Abenteurer war von der Oberalp-Gruppe mitgesponsort worden war das Risiko des Rekordversuches zu hoch? Oberrauch ist sich sicher: Wer ziehen will, der zieht und unterstreicht: "Die Initiative zu diesem Unternehmen ist von den Bergsteigern selbst ausgegangen. Ich habe keinen Druck gemacht, sondern eher versucht zu bremsen."

Den Rekordversuch hatte spiegelonline.de medial begleitet. "It is Kamikaze, the snow is so deep", sagten die Bergsteiger selbst noch vor einer Woche. Sie mussten abbrechen - schweren Herzens. Aber aufgeben? Niemals! "We try again". Den Film sehen Sie hier.

Den ersten Aufstiegsversuch am vergangenen Donnerstag (18. September) hatten die Bergsteiger abgebrochen, weil der Schnee teilweise brusthoch lag. Starker Wind hatte den Sportlern zusätzlich zugesetzt. Auf 7700 Metern Höhe machten die Männer schließlich kehrt. Die Lawinengefahr war zu groß, das Wetter zu instabil.

"Andrea hatte sein Büro gleich neben mir", sagt Oberrauch. "Wir hatten noch so vieles vor", posten seine Freunde auf Facebook. "Ciao Andrea, il cielo e' piu' vicino ad 8000." Am Montagabend, 29. September, soll in Südtirol gedacht werden. Im Sarntal am Johanniskofele findet eine Gedenkfeier für den 31-Jährigen Zambaldi statt. "Wir wollen Abschied von ihm nehmen." Trotz Schock soll es ein guter Abschied werden,  für jeden auf seine Weise.