Kürbiszeit: Ein fester Platz im Kalender

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Pünktlich zum Herbst taucht der Kürbis auf den Märkten auf. Seine Farben reichen von tiefem Orange bis blassem Gelb, von Dunkelgrün bis Elfenbein. Die Sortenvielfalt ist groß: vom Winzling über flachrunde, birnenförmige oder zylindrische bis zu turbanartigen, kastenförmigen oder riesigen Exemplaren. Das Gewicht reicht von unter 100 g bis zu über 30 kg. Auch Länge und Durchmesser variieren – bis zu einem Meter, wie beim „Langer von Neapel“. Die Oberflächen sind glatt, geriffelt, gestreift oder warzig.
Was viele nicht wissen: Hinter dem vertrauten Gemüse verbirgt sich eine jahrtausendealte Geschichte – und ein erstaunliches Potenzial für Feinschmecker. Diese Reportage zeigt dir, warum Kürbis weit mehr kann als Suppe. Und sie führt dir vor Augen, wie du ihn jenseits des Gewohnten in deiner Küche einsetzen kannst. Denn ob nussig oder buttrig, roh oder gebacken – der Kürbis ist ein Alleskönner. Zwischen alten Sorten und neuen Ideen entfaltet er seine Wandelbarkeit. Mit Blick auf Geschmack, Herkunft und Zukunft lernst du ihn neu kennen.
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Vom Wildgemüse zur Kulturpflanze
Speisekürbisse zählen zu den ältesten Kulturpflanzen Amerikas. Archäologische Funde aus Süd-Mexiko belegen eine Nutzung vor über 10.000 Jahren – lange vor dem Anbau von Mais oder Bohnen. Nach Europa gelangte der Kürbis mit der sogenannten Entdeckung Amerikas: Kolumbus brachte erste Exemplare von Kuba mit. Auch der Flaschenkürbis, bereits um 2500 v. Chr. in Ägypten verbreitet, fand über das Mittelmeer nach Europa. Im deutschen Sprachraum setzte sich das Wort „Kürbis“ aus dem lateinischen „Cucurbita“ durch. Dialektformen wie „Churbez“ oder „Kürbiz“ zeigen, wie tief die Pflanze sprachlich verwurzelt ist.
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Zwischen Halloween und Klimadiskurs
Heute steht der Kürbis für vieles: herbstliche Dekoration, Halloween-Ritual, gesundes Gemüse, regionales Trendprodukt. Der globale Anbau wächst – China ist führend in Sortenentwicklung und Produktion. Auf Food-Events erscheinen Varianten wie Kabocha, Spaghettikürbis oder Patisson. Auch in sozialen Medien ist der Kürbis präsent: Instagram und TikTok zeigen bunte Gerichte, geschnitzte Kürbisse und Low-Carb-Rezepte.
Gleichzeitig rücken Klimaresilienz und Gesundheit in den Fokus. Widerstandsfähige Sorten trotzen Hitze, Trockenheit, Wetterextremen und neuen Schädlingen. Zu den robusten Vertretern zählen etwa Waltham Butternut, Musquée de Provence, Buttercup, Seminole Pumpkin und Tromboncino.
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Aromen, Sorten, Zubereitungen
Hokkaido schmeckt nussig, Butternut mild, Muskat süß-pikant – das Aromaspektrum ist breit. Je nach Sorte und Reifegrad verändert sich der Geschmack deutlich. In der Küche überzeugt der Kürbis durch Vielseitigkeit: Du kannst ihn backen, dämpfen, dünsten, roh verwenden oder einlegen. Klassiker wie Suppe oder Ofengemüse sind nur ein Einstieg. Praktisch: Hokkaido muss nicht geschält werden. Saison ist von September bis Dezember.
Der steirische Ölkürbis bringt eine technische Besonderheit mit: Seine schalenlosen Kerne werden zu hochwertigem Öl gepresst, die Pressrückstände dienen als Futtermittel. Diese Innovation hat den Anbau in der Steiermark geprägt und zu einer eigenen kulinarischen Tradition geführt.
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Regionale Kürbissorten in Südtirol
Auch in Südtirol haben sich regionale Varianten durchgesetzt, die sich für unterschiedliche Zubereitungen eignen:
Butternuss: Birnenförmig, 1–2 kg. Zart süß, nussig. Vielseitig: dämpfen, dünsten, füllen, roh, für Kuchen & Konfitüre.
Muskat (gelb): Orangerot bis grün, bis 30 kg. Saftig, mit Muskatnote. Gut für Braten, Püree, Suppe, Chutney.
Hokkaido: Leuchtend orange, mehlige Struktur. Schale essbar. Ideal für Suppen, Pürees, Kuchen.
Patisson: Flachrund, in Weiß, Grün oder Gelb. Weiches Fleisch, essbare Schale. Zucchiniähnlich, vielseitig einsetzbar.
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Kürbis in der Südtiroler Küche
Von herzhaft bis süß – die Küche der Region integriert Kürbis auf vielfältige Weise:
Kürbisrisotto: Klassiker mit regionalem Käse oder Speck. Cremig, aromatisch, herbstlich.
Kürbisgnocchi: Aus Kürbispüree, Kartoffeln und Mehl. Weich, mild, optimal mit Salbeibutter.
Kürbisravioli: Gefüllt mit cremigem Kürbis, serviert mit Butter, Salbei oder Nussbutter.
Beilagen: Gedämpft, gebraten oder süß-sauer. Mit Kräutern, Zwiebeln oder Speck verfeinert.
Süßes: Als Füllung für Kuchen, in Konfitüren oder Marmeladen.
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Lagerung
Im Herbst und Winter dominieren die haltbaren Winterkürbisse. Sie lassen sich bei kühler, trockener Lagerung wochenlang aufbewahren. Sommerkürbisse wie Patisson oder Zucchini verderben schneller und sollten rasch verarbeitet werden. Ihre zarte Schale und das weiche Fleisch eignen sich gut für leichte Gerichte – aber nicht zur Vorratshaltung.
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Rezept: Thai-Curry mit Kürbis und Kokosmilch
Zutaten (für 4 Personen)
2 EL Erdnussöl
2 EL rote Currypaste (im Asia-Shop erhältlich)
400 ml Kokosmilch (ungesüßt)
300 g Hokkaidokürbis, gewürfelt (mit Schale)
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 Stück Ingwer (ca. 2 cm), fein gerieben
2 EL Fischsauce
1 TL brauner Zucker
150 ml Wasser oder Gemüsebrühe
1 rote Paprika, in Streifen
1 kleine Zucchini, in Halbmonde
1 Handvoll Thai-Basilikum (oder Koriandergrün)
Saft von ½ Limette
Zubereitung:
- Öl in einem Wok oder Topf erhitzen. Currypaste darin bei mittlerer Hitze kurz anrösten.
- Zwiebel, Knoblauch und Ingwer zugeben, 2 Minuten mitdünsten.
- Kürbiswürfel zugeben, mit Kokosmilch und Wasser aufgießen.
- Fischsauce, Zucker und Limettensaft einrühren. Zugedeckt 10 Minuten köcheln lassen.
- Paprika und Zucchini zugeben, weitere 5 Minuten garen. Basilikum (oder Koriandergrün) und Limettensaft unterheben, abschmecken.
Tipps: Anstatt Thai-Basilikum verwende ich gerne frische Minze- kleine Dosierung, fein gehackt, am Ende zugeben – nicht mitkochen.
Vegetarische Variante
Ersetze Fischsauce durch helle Sojasauce und gib zusätzlich 100 g gewürfelten Tofu mit dem Kürbis in den Topf.
Food-Pairing Basmatireis passt klassisch dazu. Trinkempfehlung: Ein milder Grüner Tee oder ein leichter Riesling. Saison: Ideal im Herbst.
Nährwerttabelle pro Person
Kalorien: ca. 420 kcal, Eiweiß: 7 g, Fett: 28 g, Kohlenhydrate: 30 g
Allergene: Soja (in Currypaste, abhängig von der Marke und der Sorte ), Fisch (in Fischsauce)
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