Hiking | Ausflug der Woche

Auf Sonnensteigen in der Sarner Schlucht

Ein sonniger Weg durch eine Schlucht muss kein Widerspruch sein! Nicht, wenn wir von Afing nach Bozen wandern...

...und dabei die felsigen Hänge queren, wo bei den Goldegghöfen die letzten Weinreben auf den steilen Hängen hinaufklettern. Der Weg ist ungemein abwechslungsreich, nach steilem Aufstieg verläuft er auf der rechten Talseite bis zu den herrlichen Weinbergen, die vom Burghügel von Rafenstein zum Bozner Talkessel abfallen, überwindet dabei mehrere kleine Taleinschnitte, kurze Asphaltstrecken wechseln mit schmalen, ausgesetzten, aber mit Stahlseilen gesicherten Steigstücken ab, das stete Auf- und Ab lässt auch keine Langweile aufkommen, und gegen Hunger und Durst sorgen mehrere Einkehrmöglichkeiten am Weg.

Zum Wegverlauf

Mit dem Bus fahren wir bis zur Haltestelle Moarhäusl. Einst war hier ein vielbesuchtes Fuhrmannswirtshaus an der Sarner Straße und die Talstation einer Materialseilbahn, jetzt scheint das Haus verlassen. Am Zaun entlang gehen wir auf den Bach zu, jetzt heißt es gleich die Krallen zeigen, der Steig (Nr. 3, die Gehzeit nach Afing ist mit 1 h 10’ angegeben) geht gnadenlos steil durch buschdurchsetzte Felswände bergauf. Nach 20 Minuten Gehzeit steht ein gemauerter Bildstock am Weg, das Tarneller Stöckl. Es erinnert an den Priester, Heimatkundler, Flur- und Hofnamenforscher Josef Tarnender, der hier einen Schlaganfall erlitt und verstarb.

Der Steig wird nun ebener und breiter, es eröffnet sich eine weite Sicht nach Süden über die Sarner Schlucht, bei dem Stadel und der Hausruine vom „Moarweinberg“ (bis hierher 1 h, 300 Hm) teilt sich der Weg, geradeaus führt er in 10’ ins Dörfchen Afing (Einkehrmöglichkeit beim Gasthaus Moar), andernfalls halten wir uns links und gehen durch eine Flaumeichenwald unterhalb des Hügels, auf dem die Kirche und die wenigen Häuser von Afing stehen, vorbei, queren eine Wiese, steigen wieder etwas in den Afinger Bach ab um am Gegenhang durch Fichtenwald oberhalb des sagenumwobenen Weifner-Hof zur asphaltierten Afinger Straße aufzusteigen. Schöne Ausblicke zum Dörfchen Afing, zur Sarner Scharte, zu den auf steilen Rodungsinseln gelegenen Streuhöfen auf der Rittner Talseite, zum Höhenkirchlein am Johanniskofel und Schloss Wangen-Bellermont begleiten uns. (Bis hierher 2 h) Wir folgen dem Verlauf der Straße südwärts und treffen nach 20 Minuten auf das Gasthaus Unterweg und wenig weiter den Buschenschank Gruber. 200 m nach dem Gruber, am Ende der Obstwiesen, nehmen wir links einen Waldsteig, der bergab zu den Goldegghöfen führt. Beim obersten, dem Haigl, folgen wir rechts der asphaltierten Höfezufahrt, umgehen eine Felsnase und fädeln einen Steig ein, der uns zur einsamen Hofstelle des Haggenbachers und weiter zur Ruine Rafenstein bringen wird (Ab Moarhäusl 3 h30’). Dieser Steig führt sehr sonnig und aussichtsreich, teils etwas ausgesetzt aber immer gut gesichert durch felsdurchsetztes Gelände, quert auf einer Holzbrücke bei einer alten verfallenen Mühle ein Bächlein und endet schlussendlich bei der Zufahrtsstraße zu Ruine und Gasthaus Rafenstein, dem letzten Wirtshaus am Weg. Mit herrlichem Blick auf die Stadt Bozen und das breite Etschtal nehmen wir das letzte, unangenehm steile Wegstück auf der alten Betonstraße ins Tal in Angriff und sind nun bei der Talstation der Seilbahn Jenesien angelangt.  

Interessantes am Weg

Die Zufahrt nach Afing

Unvorstellbar, dass dieser Felsensteig ab 1852, als die Talstraße durch das Sarntal eröffnet wurde, die schnellste und meistbegangene Verbindung der Afinger mit Bozen war. Bis zu jener Zeit verband ein schlechter Karren- und Saumweg in der Höhe nicht nur Afing, sondern das ganze Sarntal über Rafenstein, Afing und das „Marterloch“ mit Bundschen vor Sarnthein. Mit der Eröffnung der Talstraße benutzten die Afinger lieber diesen abenteuerlichen Felsensteig. Erst ab dem Jahr 1960 gab es eine Verbindungsstraße von Afing über Rafenstein nach Bozen, die halsbrecherisch steile Betonstrecke wies 30% Steigung auf, nichts für Angsthasen! Diese Steilstraße verlor mit dem Anschluss der Afinger an die Jenesier Straße ihre Bedeutung. Noch etwas zur Verkehrsanbindung von Afing: Neben dem Moarhäusl bröckelt die Talstation einer Seilbahn vor sich hin, die 1949 in Betrieb genommen wurde. Vom Dorfzentrum aus wurden in den offenen Kisten mit der „Brems“, wie sie genannt wurde, bis Mitte der 60er Jahre Waren und auch Personen vom Dorf zur Sarner Straße und umgekehrt befördert.

Das Tarneller Stöckl

Es erinnert an den Priester, Josef Tarneller (4. 8. 1844 in Tschars, Vinschgau), der hier am Afinger Weg am 2. 7. 1924 einen Schlaganfall erlitt und verstarb. Tarneller war Wissenschaftler und Heimatkundler, er dokumentierte die Geschichte der Höfe im Burggrafenamt und im Eisacktal und machte sich um die Hof-, Flur-, Orts- und Familien-Namenforschung im heutigen Südtirol verdient. Sein Grabstein befindet sich auf dem Friedhof in Gries.

Einkehrmöglichkeiten:

Gasthaus Moar in Afing, Tel. 0471 350055, geöffnet von März bis November, Dienstag Ruhetag
Gashaus Unterweg, Afingerweg 9, Tel. 0471 354273, Mittwoch Ruhetag
Buschenschank Gruberhof, Afingerweg 18, Tel. 0471 354001, Montag Ruhetag
Gasthaus Restaurant Rafenstein, Rafenstein 38, Tel. 0471 971697, Dienstag Ruhetag

Toureninfo:

Charakteristik: Anspruchsvoll. Schmale, steile, holprige und teils ausgesetzte, gesicherte Steigstücke. Durchgehend markiert. Länge 11 km, Gehzeit 4 h 30 min, Höhenleistung 700 m

 

Autor: Oswald Stimpfl

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