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Gewalt at its best

Zur Verbindung zwischen Patriarchat und Krieg, Feminismus und Pazifismus.
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Foto: (c) unsplash

Diese letzten Tage waren so intensiv, dass meine Gefühle mir beinahe die Sprache verschlagen haben. In chronologischer Reihenfolge: die Nachricht, dass das lang versprochene und dringend notwendige Frauenhaus Bozen wieder in einer Sackgasse steckt. Der Verlust jenes lieben Freundes, der mich unter vielem anderen zum Schreiben dieser Rubrik ermutigt hat. Und schließlich der Kriegsausbruch in der Ukraine mit dem Einmarsch der russischen Truppen. 

Letzteres ist Anlass, den persönlichen Schmerz, die Enttäuschung, Trauer und Wut zur Seite zu schieben und doch ein paar Zeilen zur Verbindung zwischen Patriarchat und Krieg, Feminismus und Pazifismus zu wagen. Als Feministin kann ich gar nicht anders als gegen diesen Krieg zu sein, genauso wie gegen jeden anderen auch. Es liegt auf der Hand, dass Kriege keine Konflikte lösen; um diese einfache Gleichung zu verstehen, reicht es über unseren Tellerrand nach Afghanistan zu schauen. Oder nach Irak oder Syrien. Und Kriege sind auch kein Fußballspiel, wo zu einer oder der anderen Mannschaft gehalten werden kann.

 

Als Feministin kann ich gar nicht anders als gegen diesen Krieg zu sein, genauso wie gegen jeden anderen auch.

 

Kriege sind DAS Unding, bei dem unter Bomben gestorben wird. Oder bei lebendigem Leib verbrannt. Oder gefoltert. Oder vergewaltigt. Heere (das sagt uns die Geschichte) benutzen und missbrauchen Körper, alle Körper. Und die Körper der Frauen besonders. Sie werden physisch und symbolisch zu Schlachtfeldern. Systematische Vergewaltigungen haben das Ziel, die Bevölkerung zu terrorisieren, Gemeinschaften zu zerstören und in manchen Fällen die ethnischen Verhältnisse der nächsten Generation zu verändern. Dazu kommen noch andere im Krieg typische Formen sexualisierter Gewalt, wie Zwangsprostitution oder -sklaverei. Diese Vergewaltigungskultur (Rape Culture) ist eine regelrechte Kriegstaktik, die Opfer in der Regel Frauen. Kurzum, Kriege sind Ausdruck der patriarchalen Gewalt at its worst, denn sie legitimieren Autoritarismus, uneingeschränkte Anwendung von Gewalt, Macht und Überwältigung. 

Woran erinnert uns das? Die Wurzeln dieser sexualisierten Gewalt in Kriegszeiten sind dieselben wie jene der häuslichen Gewalt zu Friedenszeiten. Gewalt, die tagtäglich an und gegen unsere Körper zum Ausdruck kommt: weiteres Symptom einer toxischen patriarchalen Gesellschaft.

 

Kriege sind Ausdruck der patriarchalen Gewalt at its worst, denn sie legitimieren Autoritarismus, uneingeschränkte Anwendung von Gewalt, Macht und Überwältigung. 

 

Es liegt also ziemlich klar auf der Hand, wieso Feminismus nur kompromisslos gegen Kriege sein und ganz ohne „wenn“ und „aber“ pazifistisch sein muss. Und eigentlich auch, wieso Feminismus nicht „nur was für Frauen“ ist.

Als Feministinnen wollen wir Frieden und keine Gewalt. Ich weiß nicht, ob alle Frauen, jede einzelne, friedlich sind. Aber ich weiß, dass der Feminismus friedlich ist. Der Pazifismus der Feministinnen zeichnet sich aus durch die Vorstellung, wie eine Politische Gesellschaft sein und sich verhalten soll und nicht wie eine Frau sein und sich verhalten soll. AMELIA VALCARCEL.

 

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Peter Gasser Tue, 03/01/2022 - 08:35

Zitat: "Und Kriege sind auch kein Fußballspiel, wo zu einer oder der anderen Mannschaft gehalten werden kann":
So wie Mann einer Frau, welche gerade vergewaltigt wird, zu Hilfe eilt und diese zu retten versucht, so eilt man (Mann) auch zu Hilfe und versucht zu retten, wenn ein Volk durch einen Angriffskrieg vergewaltigt wird.
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Das ist mein Anliegen, das könnte doch auch in diesem Beitrag von Frau (Frau) unmissverständlich mitgetragen werden, so meine persönliche Meinung.
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((Ich stimme Ihnen aber zu: das was hier geschieht, schafft nur ein patriarchalisch verblendeter Mann mit Denken von hierarchischer Rangordnung in der Rotte und damit einhergehendem unglaublich narzisstischem Machogehabe: Putin.
1 Mann richtet aus extremem Narzissmus die Welt zu Grunde)).

Tue, 03/01/2022 - 08:35 Permalink