Politics | Gemeinde Bozen

Kreative Personalsuche

Vizebürgermeister Christoph Baur sucht über private Rundmails und durch Postings auf Facebook einen neuen Mitarbeiter. Wie geht das bei einer öffentlichen Stelle?
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Foto: Comune Bolzano
Werner Frick kann lachen. „Ich muss sie enttäuschen“, sagt der persönliche Referent des Bozner Vizebürgermeisters Christoph Baur „aber ich bleibe“. Es ist die Antwort auf eine Frage, die seit Tagen hinter vorgehaltener Hand nicht nur im Bozner Rathaus gestellt wird.
Denn vergangene Woche postete der langjährige SVP-Landesrat auf seiner privaten Facebook-Seite folgenden Text:
 
„Interessante Stelle im Schnittpunkt zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Politik: Für das Büro des Vizebürgermeisters von Bozen suchen wir für baldigen Eintritt Juristen/in, Wirtschafts- oder Politikwissenschaftler/in mit Zweisprachigkeitsnachweis mindestens B.
Kontaktaufnahme unter [email protected].
Bitte weitersagen und teilen!“
 
Weil diese Stellenanzeige auf seiner privaten Facebook-Seite veröffentlicht wurde, gehen die meisten Leserinnern und Leser davon aus, dass Werner Frick demnächst die Gemeindeverwaltung verlassen könnte. „Nein, es geht hier nicht um meine Stelle“, dementiert Frick gegenüber salto.bz dieses Gerücht.
 

Der Mitarbeiter

 
Zur Belegschaft des Bozner Vizebürgermeister gehören laut Ämterordnung drei Mitarbeiter. Der persönliche Referent, eine Sekretariatskraft und ein Mitarbeiter in der 7. Gehaltsebene.
Christoph Baurs Mitarbeiter heißt Benjamin Reckla. Der 31jährige Bauernsohn aus St. Pauls hat in Wien und Modena Wirtschaft studiert und arbeitet seit zweieinhalb Jahren in der Gemeinde Bozen für Christoph Baur.
Reckla ist stellvertretender Ortsobmann der SVP-Ortgruppe St. Pauls und er wurde im vergangenen Jahr auch zum JG-Bezirksvorsitzenden Bozen Stadt und Land gewählt. Dass der Baur-Mitarbeiter durchaus höhere politische Ambitionen hat, zeigte sich vor wenigen Woche. Als sich Reckla als Kandidat der Bauernjugend an den Vorwahlen des Bauernbundes für die Landtagswahlen beteiligte. Der Baur-Mitarbeiter erzielte dabei mit 2.697 Stimmen ein durchaus beachtliches Ergebnis.

 
Benjamin Reckla wird demnächst von der Gemeinde Bozen zum Land wechseln. Damit wird seine Stelle frei. „Wir suchen deshalb proaktiv nach einem Nachfolger oder eine Nachfolgerin“, erklärt Werner Frick.
 

Die Kritik

 
Diese private Personalsuche stößt aber manchem sauer auf. Unter dem Titel „Gemeinde Bozen: Einstellung à la carte?“ stellt ein Kritiker in einem Schreiben an salto.bz einige Grundsatzfragen.
 
„Wie kann eine öffentliche Körperschaft wie die Gemeinde Bozen dulden, dass man eine Personalsuche auf der Facebook-Seite eines privaten Users wie Werner Frick veröffentlicht?
Die Anstellung von Bediensteten im öffentlichen Dienst ist streng von der Personal- und Organisationsordnung reguliert. Für die fixe Anstellung muss immer einen öffentlichen Wettbewerb stattfinden, für befristete Aufnahmen werden Ranglisten aufgestellt und von diesen werden die Anwärter zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Das alles im Rahmen von strengen Prozeduren weil sonst die Nichteinhaltung von diesen Regelungen Thema für Rechnungshof und Staatsanwaltschaft wird.
Also was soll diese „Personalanzeige“? Im Voraus jemand zu ermittelten um dann eventuell ein Auswahlgespräch nur pro forma durchzuführen?“
 
Dass das Posting auf der privaten Facebook-Seite von Werner Frick inzwischen gelöscht wurde, heizt den Verdacht zusätzlich an, dass hier etwas nicht koscher sein könnte.
 

Interesse wecken

 
Wir halten uns natürlich an alle gesetzlichen Bestimmungen“, wehrt Werner Frick umgehend ab.
Es gehe hier ausschließlich um eine möglichst breite Interessenbekundung. Weil es immer schwerer werde für die Gemeindeverwaltung gute Leute zu finden, habe man zur Privatinitiative gegriffen. „Öffentliche Stellenanzeigen werden nur begrenzt beachtet“, sagt Frick, „deshalb haben wird durch Rundmails und Postings in den sozialen Medien versucht, möglichst viele Menschen auf das Angebot aufmerksam zu machen“.
 
Das sei auch durchaus gelungen. Weil das Interesse sehr rege ist, habe er - so Frick - die Nachricht auf seiner Facebook-Seite inzwischen wieder gelöscht.
Weder von einer Vorauswahl noch von der Umgehung der Personalordnung könne aber die Rede sein. „Es ist natürlich klar, dass es einen öffentlichen Wettbewerb für diese Stelle geben wird“, meint Werner Frick. Frick geht davon aus, dass man die vorgesehene Prozedur demnächst in der Gemeinde starten wird.
Was der alte Politfuchs nicht sagt: Durch die „private Vorarbeit“ werden die parteipolitisch richtigen Kandidatinnen und Kandidaten dann in der ersten Startreihe stehen.