Tiroler ÖVP behauptet sich
Die Tiroler ÖVP scheint bei den heutigen Landtagswahlen mit einem blauen Auge davonzukommen. Laut ersten Hochrechnungen wird sie trotz leichter Verluste mit rund 40 Prozent der Wählerstimmen ihren Mandatsstand von 16 Sitzen halten können.
Die SPÖ dürfte trotz Verlusten von zwei Prozent gegenüber 2008 mit 13,5 Prozent der Stimmen den zweiten Platz zurückerobern, den sie beim letzten Wahlgang an die Liste Fritz verloren hatte. Dritte sind laut momentanem Auszählungsstand mit rund 12 Prozent die Grünen. Gefährlich werden könnte ihnen noch die erstmals angetretene Liste "Vorwärts Tirol", die je nach Hochrechnungen auf zwischen zehn und elf Prozent steht.
Wahlverlierer sind die FPÖ, die von 12,4 auf rund 9,3 Prozent zurückgefallen ist. Auch die Liste Fritz kommt mir 5,6 Prozent der Stimmen nur mehr knapp über die Fünf-Prozent-Hürde, die für den Einzug in den Tiroler Landtag notwendig ist. Fraglich ist dieser derzeit noch für die Liste „Gurgiser&Team“, die aktuell etwas unter 5 Prozent liegt. Sicher gescheitert sind laut den ersten Hochrechnungen das Team Stronach, die Piraten, die Liste „Für Tirol“ und die KPÖ.
Traditionelle Wähler...
Interessant; die erste Niederlage für Stronach und die nächste Watschn für die FPÖ; könnte von mir aus so weitergehen. Den eher traditionellen Tirolern war das Vorwahlchaos vieler Listen wohl zuviel des Guten. Die Revoluzzer der letzten Wahlen haben das Feuer längst verloren und beten lieber die Asche an. Die Grünen treten eher auf der Stelle und können über ihr traditionell städtisch-liberales Wahlvolk kaum neue Wähler erreichen; Achtungserfolg für Vorwärts Tirol. Überraschend daß die ganzen Abspaltungen der ÖVP kaum geschadet haben; nachdem es klar scheint daß man alle Mandate halten kann kann man wohl mit einem Fortlauf der Politik der letzten Jahre rechnen.
Interessant aber für uns.
Ist die Tiroler Wahl vielleicht eine Blaupause für den Südtiroler Herbst? Könnte leicht sein. Die SVP hat viele Gegner; die sich aber alle eher gegenseitig auf die Füße treten als der Mehrheitspartei; das gilt vor allem für das patriotisch-sezessionistische Lager. Der (deutsche) Südtiroler Wähler unterscheidet sich mental und traditionell nur unwesentlich von seinem Nordtiroler Gegenpart. Daß viele Listen eher der größten Partei in die Hände spielen war Vielen schon vorher klar. Für Italien galt übrigens das gleiche; bsw. für das Scheitern der Liste Ingroias und anderer Kleinparteien.
Mal sehen.
Was für ein Omen?
56% Wahlbeteiligung ! Nur gut die Hälfte geht wählen. Und die Hälfte der Hälfte wählt schwarz. Doch nicht so bunt das Bundesland Tirol! Durch die "Vorwärts"-Abspaltung hat das schwarze Lager fast wieder die Absolute. Zeigt das nicht, dass die Tiroler Wähler liebend gerne bei ihren Leisten bleiben, aber halt viele gewisse Visagen in der Stammpartei nicht mehr sehen/ertragen konnten? Ein Schelm, wer diese Erkenntnis auf unseren Herbst projeziert! (Stichwort Strippenzieher hatten wir ja schon)
In reply to Was für ein Omen? by Benno Kusstatscher
Was für ein Omen?...
Stimme Dir zu Benno. Das widerlegt unter anderem auch Jene die glauben die Parteienlandschaft Südtirols sei in erster Linie ethnisch bedingt. Auch in Nordtirol gibt es ganz ohne Gegnerschaft zum 'Fremdstaat' die Partei um die sich alles dreht und an der sich alle gerne reiben. Das mit den Visagen war ein guter Satz. Sehen wir uns mal Südtirol an. Die Mehrheitspartei ist dabei viele nicht mehr genehme Gesichter auszutauschen; an der Spitze hat sie das bereits hinter sich, einige andere werden folgen. Auf der anderen Seite präsentieren die Oppositionsparteien praktisch die gleichen Gesichter wie vor 5 Jahren; Leute die mitunter bereits seit Jahrzehnten im Landtag sitzen. Ja; ich bin ein Schelm und meiner bescheidenen Ansicht lassen sich einige Erkenntnisse sehr wohl auf den Herbst projezieren. Die Wahlbeteiligung ist ein Desaster; denke daß unter denen gerade auch viele enttäuschte 'rechte' Wähler sind. Zumal ja FPÖ und Stronach beide verloren haben.
In reply to Was für ein Omen?... by Martin Geier
einige andere werden folgen...?
Martin, woher denn dieser Optimismus? Von meinen Dächern hat es da noch nichts gezwitschert.
In reply to einige andere werden folgen...? by Benno Kusstatscher
Optimismus...
Optimismus ist ein Grundzug von mir; der hat mir schon oft weitergeholfen und mich vor manch Fehlentscheidung bewahrt.
Daher bin ich auch optimistisch daß es gerade jene Parteien die mir besonders wenig gefallen leicht im Herbst mit einer handvoll Mücken(direkt aus dem Italienischen übernommen; si ritroveranno in mano con un pugno di mosche) dastehen könnten. Das seit Jahren angekündigte Desaster könnte ausbleiben und ich wünsche daß auch die Südtiroler Grünen davon profitieren. Von den Nordtiroler 12 Prozentpunkten wagen die Unseren nichtmal zu träumen. Träumen sollte man aber. Ich hoffe die Südtiroler Wahlbeteiligung wird im Herbst besser sein; da bin ich mir aber ziemlich sicher.
In reply to Optimismus... by Martin Geier
na ich werd' jedenfalls hin gehen :-)
Übrigends, interessant, dass "Vorwärts" im Außerfern so stark ist (33%). Die Wahlanalysten werden uns aufklären, ob nicht doch Frau Hosp gut etwas von der ÖVP geholt hat, vielleicht auch außerhalb ihres Bezirks...
In reply to na ich werd' jedenfalls hin gehen :-) by Benno Kusstatscher
richtig
logisch hat sie das. das außerfern - eigentlich eine övp-hochburg (bis auf reutte - planseewerke!). die haben aber seit der causa eberle und spätestens mit dem unsanften abgang von hosp aus der landesregierung ein hühnchen mit platter zu rupfen.
In reply to richtig by Harald Knoflach
und genützt hat es ihr gar nichts
Hosp scheint wohl draußen zu sein und der Vorwärts-Stern zu fest nicht am Himmel zu stehen. So scheint es wenigstens die TT zu sehen, aber die dortigen Kommentare sind auch nicht ohne.
http://www.tt.com/Überblick/6498778-6/hosp-und-oppitz-sorgen-für-zerrei…
Da können es die 36% bei den Außerferner Wahlkarten scheinbar auch nicht mehr richten.
http://wahlen.tirol.gv.at/landtagswahl_2013/wahlkarten/wahlkarten_reutt…
historisches an den nebenfronten
die övp-abspaltungen sind allesamt nicht traditionell bürgerlich-rechts-konservativ. bei vorwärts tirol steht ein ehemaliger spö-ler ganz oben. dinkhauser war arbeiterkammerpräsident (ein traditional sozialdemokratischer posten) und gurgiser fährt eine ähnliche linie.
die wahlbeteiligung ist beschämend. man kann sich über die bisweilen - sagen wir - "komischen" wählerpräferenzen in italien lustig machen. viel dümmer ist allerdings, gar nicht zur wahl zu gehen.
die grünen sind in innsbruck mit 23,85 % stimmenstärkste partei. das gab's noch nie. eine grünpartei erobert eine landeshauptstadt. historisches ergebnis.
In reply to historisches an den nebenfronten by Harald Knoflach
zugegeben,
die Farbe schwarz beschreibt das Geschehene nicht sehr präzise, marschiert in Nord/Osttirol die Sozialdemokratie seit jeher nicht unter dem VP-Mantel wie bei uns (Herr Jenny möge mir die Vereinfachung verzeihen).
In reply to historisches an den nebenfronten by Harald Knoflach
Sammelpartei oder Konservative Partei...
Nun gut. Man sollte aber immer auch sagen daß die Nordtiroler ÖVP praktisch den politischen Anspruch hat die Sammelpartei aller Tiroler zu sein; das reicht natürlich auch bis in sozialdemokratische Gefilde hinein. Das Abspaltungen immer am rechten oder linken Rand erfolgen ist auch bei Parteien in anderen Staaten 'üblich'. Analog zur SVP ist auch die ÖVP auf der linken Seite eher schwach und da waren dann auch die Abspaltungen zu erwarten. Blickt man auf die Ergebnisse...
http://www.tt.com/Nachrichten/index.csp
...wird schnell klar daß der kleine Zuwachs der Grünen und der Erfolg der Liste Vorwärts Tirol in erster Linie auf Kosten der (eher linken) Opposition der letzten Wahlen geht; der ÖVP konnte man kaum Wähler abjagen. Für die Grünen mag Innsbruck ein Erfolg sein; in den ländlichen Bezirken haben sie der ÖVP kaum etwas entgegenzusetzen. Daß diese ganzen Oppositionsparteien nicht mehr Wähler zur Urne bewegen konnten ist ein trauriges Faktum. Dem BL Tirol fehlt ein Grillo der auch Nichtwähler ansprechen könnte. Die Revoluzzer der vergangenen Wahlen beten nur mehr die Asche an; die FPÖ leidet unter den Skandalen in Kärnten und selbst ein widerlicher Wahlkampf hilft nicht mehr. Die Nordtiroler Grünen sind alles, nur nicht neu, auch wenn ihnen zum Glück das 'pannolone Image' (entschuldige mich falls ich hier Einigen zu nahe trete) der Südtiroler Grünen abgeht. Es gibt sehr wohl Analogien zwischen Nord und Süd. Wenn die Südtiroler Opposition nicht aufwacht dient der Herbst nur dazu die Karten zwischen den Kleinparteien neu zu mischen; mehr nicht. Die Grünen haben mit ihren gutdurchdachten Vorwahlen die richtige Richtung eingeschlagen; mal sehen ob es reichen wird. In einem halben Jahr können wir ja die heutigen Beiträge ausgraben.
Interessantes Abendprogramm...
IM ZENTRUM
Sonderfall Tirol – konservativ, katholisch, klischeebeladen?
http://tv.orf.at/program/orf2/20130428/617141301/358433