Environment | Kontaktsperre

Isolierte Tiere

Südtirols Schafe und Ziegen dürfen sich nicht mit ihren nördlichen Artgenossen mischen, da Italien im Gegensatz zu Österreich nicht als TSE-unbedenklich eingestuft ist.

“Selbst Südtirols Tiere stehen auf der falschen Seite des Zaunes.” Mit dieser etwas ungewöhnlich anmutenden Aussage lässt Walter Blaas am Donnerstag Vormittag aufhorchen. Konkret geht es um eine Kontaktsperre, die für Schafe und Ziegen aus Südtirol mit jenen aus Österreich gilt. Der Grund dafür ist, dass Österreich 2015 von der EU zur TSE-unbedenklichen Zone (Scrapie) erklärt wurde. TSE steht für “transmissible spongiforme Enzephalopathien” und bezeichnet einen Familie von Krankheiten, die bei Mensch und Tier auftreten und durch eine Zerstörung des Hirngewebes gekennzeichnet sind. Zur TSE-Gruppe gehören Krankheiten wie Creutzfeld-Jakob beim Menschen, BSE beim Rind und Scrapie bei Schaf und Ziege. Italien hingegen wird nach wie vor nicht als seuchenfreie Zone eingestuft. Und da Südtirols Viehbestände zur italienischen Tierpopulation gerechnet werden, dürfen sie sich laut geltenden Bestimmungen derzeit nicht mit österreichischen Tieren mischen.

In den Jahren 2013, 2014 und 2015 wurden in Südtirol keine TSE-Fälle vorgefunden. Es ist anzumerken, dass in Südtirol bislang nie ein klassischer Scrapie-Fall auftrat.
(Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler)

Zwar dürfen Schafe und Ziegen nach Österreich aufgetrieben werden, aber neben dem Kontaktverbot ist auch der Tierverkauf von Italien nach Österreich nicht mehr möglich, weiß Walter Blaas. Der Freiheitliche Parteiobmann und Landtagsabgeordnete kritisiert die negativen Folgen für Südtirol und dessen Berglandwirtschaft, die sich durch die Zugehörigkeit zum italienischen Staat ergäben. So befürchtet er unter anderem, dass den Bauern, die ihre Schafe und Ziegen auf österreichische Almen auftreiben wollen, durch die Kontaktsperre wirtschaftliche Schäden entstünden. Von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler wollte Blaas wissen, ob dies der Fall ist beziehungsweise wie viele Südtiroler Betriebe von den Einschränkungen betroffen sind. “Es ist nicht möglich zu sagen, wie viele Südtiroler Betriebe heuer nicht Schafe und Ziegen auf österreichische Almen auftreiben werden”, so die Antwort von Schuler. Gewiss sei allerdings, dass einige Betriebe aufgrund der neuen Klassifizierung Österreichs im Jahr 2015 “nicht nach Österreich aufgetrieben haben, sondern sich alternative Almen in Südtirol oder anderen italienischen Provinzen gesucht haben”, so Schuler. “Ob daraus ein wirtschaftlicher Schaden resultiert, können wir nicht beurteilen.” Derzeit läuft ein Antrag bei der EU-Kommission, damit Südtirol die gleiche Einstufung erhält wie Österreich. “Wir sind sehr zuversichtlich, dass unser Antrag genehmigt wird und somit Südtirol die gleiche Einstufung erhält wie Österreich. Die Bearbeitungsfristen hängen von der EU-Kommisison in Brüssel ab”, informiert Landesrat Schuler.