Economy | Ausbau

Trentiner BeSchärung

Das Südtiroler Erfolgsunternehmen Dr Schär expandiert – ins Trentino. Seine Entscheidung habe ihm die Nachbarprovinz sehr einfach gemacht, verrät Ulrich Ladurner.

Wäre es ein Fußballspiel gewesen, man hätte von einem Kantersieg gesprochen, den das Trentino am heutigen Donnerstag davon getragen hat. “9 zu 1” hat die Nachbarprovinz im Match um den Standort einer neuen Produktionsstätte von Dr Schär gewonnen. So beschreibt Firmenchef Ulrich Ladurner das Geschehene. Gemeinsam mit dem Trentiner Landeshauptmann-Stellvertreter Alessandro Olivi, dem für Trentino Sviluppo zuständigen Landtagsabgeordneten Sergio Anzelini sowie dem Bürgermeister von Borgo Valsugana, Fabio Dalledonne, hat der Südtiroler Unternehmer ein zukunftsweisendes Abkommen unterschrieben. 9,1 Millionen Euro wird Dr Schär in eine neue Anlage für die Produktion von glutenfreiem Brot im Hauptort der Bassa Valsugana investieren. Und damit 40 neue Arbeitsplätze vor Ort schaffen.

Dr Schär, Hersteller von glutenfreien Produkten:
Marktanteil – Italien 45 Prozent, Europa 35 Prozent
320 Millionen Umsatz
über 1.000 Angestellte in Italien, Deutschland, England, USA, Spanien, Frankreich und Brasilien
Hauptsitz in Burgstall


Keine Chance für Südtirol

Bis vor wenigen Tagen war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei Dr Schär hatte man sich nicht viel Zeit gegeben, um zu entscheiden, wo die neue Produktionsstätte angesiedelt werden sollte. Eigentlich hatte man die Standorte Südtirol oder Deutschland im Blick. Doch das Rennen hat schließlich das Trentino gemacht. Der Vorschlag, die bereits bestehende Anlage von Dr Schär in Borgo Valsugana zu erweitern, war von Trentino Sviluppo gekommen, jener Agentur der Provinz Trient, die für die Förderung nachhaltiger Entwicklung auf dem Territorium zuständig ist. “Uns wurde die Gelegenheit geboten, eine Halle anzumieten, die an das bereits bestehende Werk angrenzt”, berichtet Ulrich Ladurner. Anlässlich der Unterzeichnung des Abkommens in Trient lobte er am Donnerstag die Schnelligkeit, mit der man dort auf seine Anfrage reagiert hat. “Wir haben das Ganze jetzt in zwei Monaten durchgezogen”, sagt der Burggräfler zu salto.bz, “in Südtirol wären samt Ankauf und Ausweisung von Gewerbegrund vielleicht fünf bis sechs Jahre vergangen.”

Olivi, Ladurner und Dalledonne bei der Unterzeichnung des Abkommens. Foto: Trentino Sviluppo
 

Entgegenkommend und attraktiv

Bereits heute produziert Dr Schär auf 4.500 Quadratmetern glutenfreie Pizzen in Borgo und beschäftigt 90 Mitarbeiter. “Und es läuft gut”, verrät Ladurner. Erst im September 2015 war die Anlage in Betrieb genommen worden, nach Investitionen in der Höhe von 11 Millionen Euro. Schon damals hatte sich Unternehmer Ladurner für die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der ihm die Gemeindeverwaltung von Borgo unter anderem bei der Ausstellung der nötigen Genehmigungen begegnet sei, bedankt. “Man war wirklich sehr entgegenkommend”, bestätigt Ladurner heute. Diese Bereitwilligkeit will man auch 2016 wieder an den Tag legen, wie Bürgermeister Dalledonne und Landeshauptmann-Stellvertreter Olivi bekräftigen. “Ein enger Kontakt mit den Unternehmen, eine direktes und rasches Vorgehen bei der Entscheidungsfindung sowie ein Kooperationsmodell, in dem sich die öffentliche Hand und Private zusammen tun, um Entwicklung und neue Arbeit zu schaffen” – all diese Faktoren seien “die wahre Attraktivität” des Standortes Trentino, zeigt sich Alessandro Olivi über die Entscheidung von Dr Schär erfreut.

Das heutige Werk von Dr. Schär in Borgo Valsugana. Foto: Trentino Sviluppo

Die neue Produktionsstätte wird sich über 2.300 Quadratmeter erstrecken, die Trentino Sviluppo zur Verfügung stellen will. Dafür wurde ein eigenes Abkommen mit fünf kleineren Firmen getroffen, die umgesiedelt werden und dem Südtiroler Unternehmen Platz machen. “Morgen werden die ersten Maschinen bestellt, zu Weihnachten wollen wir bereits die ersten Brötchen backen”, sagt ein zielstrebiger Ulrich Ladurner. Innerhalb 2017 sollen 25 neue Mitarbeiter angestellt werden, weitere 15 innerhalb 30. Juni 2018. Dabei will Dr Schär vor allem auf lokale Arbeitskräfte zurückgreifen, die bei den Arbeitsämtern der Provinz Trient gemeldet sind, und – so weit es möglich ist – weibliche Arbeitnehmerinnen bevorzugen. “Im Trentino finden wir leicht gute, spezialisierte Mitarbeiter, was in Südtirol ein bisschen schwieriger ist”, meint Ladurner. Geplant sind weiters Kooperationen mit lokalen Zulieferern sowie der Universität von Trient.

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Franz K Thu, 04/28/2016 - 19:49

Die IDM Südtirol, das Gegenstück zu Trentino Sviluppo, brauch wohl selbst noch etwas Zeit. Nach vier Monaten seit der Fusion hat man noch nicht einmal eine Homepage. Baugrund für Unternehmen dauert etwas länger...

Thu, 04/28/2016 - 19:49 Permalink