Environment | Wasserknappheit

Schwarze Flagge für Kaltern

Die italienische Organisation Legambiente kritisiert die Gemeinde im Überetsch für die geplanten Speicherbecken im Wald. Derweil bleiben die Fronten im Land verhärtet.
  • Der italienische Umweltbund hat an Südtirol eine grüne und eine schwarze Flagge vergeben: Die grüne Flagge geht an verschiedene Umweltschutzgruppen und an das Landesamt für Natur, die schwarze Flagge an die Gemeinde Kaltern. Damit rügt Legambiente die Gemeinde für die geplanten Speicherbecken im Altenburger Wald

    Der Umweltbund vergibt jährlich grüne und schwarze Flaggen, um lobenswerte Projekte auszuzeichnen und besorgniserregende Entwicklungen zu kritisieren. Heuer wurden italienweit 23 grüne Flaggen und zehn schwarze Flaggen vergeben. In Südtirol erhielten die Umweltgruppen in Vinschgau mit dem Koordinator Thomas Wilhalm, im Eisacktal, in Meran und in Kaltern die grüne Flagge

  • Vorstellung des Projekts: In einer professionellen Pressekonferenz hat das BVK II. Grades in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsagentur succus das Projekt letzte Woche vorgestellt. Foto: succus

    In der Zwischenzeit verteidigt der Präsident des Bodenverbesserungskonsortium (BKV) II. Grades Kaltern-Tramin, Günther Gallmetzer, die geplanten Speicherbecken in der aktuellen Ausgabe des „Südtiroler Landwirts“. Um sich an den Klimawandel anzupassen und den Kalterer See zu schützen, sei die Wasserspeicherung in Becken notwendig: „Dieses niederschlagsreiche Frühjahr darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Wasser durch den Klimawandel immer knapper wird.“

    Zurzeit werden rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen in Kaltern mit Wasser aus dem Kalterer See und dem Großen Kalterer Graben oder über Tiefbrunnen bewässert. Weitere 500 Hektar nördlich der Gemeinde werden über weitere Tiefbrunnen und Wasserableitungen von Bächen versorgt. Außerdem fließe das Wasser des Kalterer Sees über den Kalterer Graben in die Etsch, von der manche oberitalienische Gemeinden Trinkwasser beziehen.  

    Hydrologin Carmen de Jong von der Universität Straßburg plädiert im Interview mit SALTO dafür, den natürlichen Wasserkreislauf im Waldgebiet von Kaltern zu schützen und keine Speicherbecken zu errichten. „Wenn man sich vernünftig an den Klimawandel anpassen würde, würde man den Wasserkonsum reduzieren“, so de Jong. Das betriffe weniger einzelne Haushalte, sondern die Bewässerung in der Landwirtschaft. „Es müsste auf Kulturen gesetzt werden, die auch mit wenig Wasser auskommen, wie eben Wein. Äpfel brauchen hingegen viel Wasser.“

    Der beauftragte Ingenieur des ProjektsRomano Comunello, sieht das hingegen anders: „Die Becken sind in geologisch und hydrologisch unbedenklicher Lage geplant, die Standorte unterliegen keinem Schutzstatus. Wird nun an den Standorten herumgeschraubt, muss das gesamte Projekt neu austariert werden“, erklärt er gegenüber dem Landwirt

    Der Gemeinderat von Kaltern hat Ende April beschlossen, dass für den Standort der zwei geplanten Speicherbecken im Altenburger Wald ein Alternativstandort gesucht wird – bisher scheint die Suche allerdings ergebnislos zu sein. Die Initiativgruppe „Unser Wald“ spricht sich dafür aus, dass gesunde Mischwälder in niederen und mittleren Höhen, wie die im Überetsch, erhalten bleiben.