Economy | Landesenergiegesellschaft Sel

Bilanz mit Risiken

Die SEL rühmt sich des erfolgreichsten Geschäftsjahres der Firmengeschichte. Die kommenden Jahre könnten weniger glorreich werden.
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Foto: © Oswald Stimpfl

Die heute von Sel-Präsident Wolfram Sparber präsentierten Zahlen können sich sehen lassen: Gesamterträge von 567 Millionen Euro (+14%), Umsatz: 528 Mio. Euro (+10%), operatives Ergebnis vor Steuern: 93 Mio. Euro, 46 Mio. Euro an gezahlten Steuern, mehr als 60 Mio Euro an Investitionen. Kein Wunder, dass man bei der Landesenergiegesellschaft vom "erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte" spricht. Aber damit nicht genug, auch die Zahl der privaten Stromkunden konnte massiv gesteigert werden und zwar um fast die Hälfte. Bei den Geschäftskunden beträgt die Steigeung immer noch dreißig Prozent und die Menge an verkauftem Strom konnte gar verdoppelt werden.

Soweit die mehr als positiven Zahlen, die das in Landesbesitz befindliche Energieunternehmen am Freitag am Bozner Boden vorgestellt hat. Das große Fragezeichen der diversen Rekurse bezüglich der Neuvergabe der Kraftwekskonzessionen, das wie ein risieges Damoklesschwert über der Sel hängt, ist in diese Bilanzen nicht hinein gerechnet. Wolfram Sparber und seine Kollegen von der Sel-Spitze mussten einräumen, dass sich heute noch überhaupt nicht genau quantifizieren lässt, in welcher Weise sich der mögliche Verlust einiger Kraftwerkskonzessionen sowie die von verschiedenen Mitbewerbern eingeforderten Schadensersatzzahlungen auf die kommenden Bilanzen auswirken könnte.

Rückstellungen seien daher bislang nicht getätgigt worden. Lediglich die Dividendenauszahlung sei in Absprache mit dem Land als Hauptgesellschafter etwas moderater gehalten worden. Dass man auf diese Weise bereits für den schlimmsten Fall, der Neuauschreibung der Konzessionen, gewappnet sei, versucht Vizepräsident Giovanni Polonioli gar nicht erst zu suggerieren. Er hofft schlicht darauf, dass sich alle Beteiligten "der besonderen Rolle der Landesenergiegesellschaft" nicht nur für den Landeshaushalt sondern auch für die Bürger des Landes inne habe, bewusst seien und "eine Einigung im Sinne des Caia-Gutachtens möglich machen".

Auch zum vakanten Posten des Sel-Direktors gibt es vorerst keine Neuigkeiten. Es gäbe eine Vielzahl an Bewerbern, mit denen Gespräche laufen, eine Entscheidung werde aber kaum vor September fallen, sagte Sparber auf Nachfrage.

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Alfonse Zanardi Fri, 06/28/2013 - 16:25

Hoffen "dass sich alle Beteiligten der besonderen Rolle der Landesenergiegesellschaft bewusst werden" und gosszügig darüber hinwegsehen dass diese Gesellschaft mit kriminellen Handlungen die Konkurrenz und den Steuerzahler massiv geschädigt hat.

Waren sich die verurteilten Verantwortlichen auch dieser besonderen Rolle bewusst, und worin besteht eigentlich diese Besonderheit? Etwa darin dass man sich im Unterschied zu allen anderen nicht an die Gesetze zu halten hat, besonders als Gesellschaft im Besitz des Steuerzahlers?

Fri, 06/28/2013 - 16:25 Permalink