Die Landesregierung Kompatscher II und vor allem der neue Sanitäts-Landesrat Thomas Widmann haben erkannt, dass die Bezirkskrankenhäuser eine zentrale und unverzichtbare Rolle in gesundheits- und strukturpolitischer Hinsicht bedeuten. Nach langer Covid-Zeit konnten endlich die zwei neu ernannten Primare offiziell vorgestellt werden.
Die lähmende und von Protesten begleitete Zeit von Martha Stocker als Landesrätin für Gesundheit ist verblasst, aber noch warnend im Hinterkopf auch in der Talgemeinschaft Vinschgau gespeichert. Auch die Covid-Zeit hat möglicherweise zu diesem Verblassen beigetragen. Das Aushungern der Krankenhäuser in der Peripherie hat ein Ende gefunden. Den Umschwung hat Thomas Widmann gebracht. Der Generaldirektor Florian Zerzer hat diesen Paradigmenwechsel so formuliert: „Die erste Frage des neuen Gesundheits-Landesrates Widmann vor zwei Jahren war, wie man die kleinen Krankenhäuser absichern könne.“
Es wäre nicht Thomas Widmann, wenn den Worten nicht auch Taten folgen würden. Sichtbare Signale, die kleinen Krankenhäuser in der Peripherie abzusichern, sind die Ernennungen von Primaren. In den Krankenhäusern von Innichen und von Sterzing sind neue Primare bereits vorgestellt worden. Am Krankenhaus Schlanders war der 16. Juni dafür vorgesehen: Mit Landesrat Thomas Widmann, mit Sanitätsdirektor Florian Zerzer, mit der Direktorin des Gesundheitsbezirkes Meran Irene Pechlaner, mit dem Gesundheitskoordinator von Meran Herbert Heidegger, mit dem ärztlichen Direktor des Krankenhauses Schlanders Robert Rainer, mit dem Bezirkspräsidenten Dieter Pinggera und mit großer ärztlicher und pflegerischer Entourage des Krankenhauses Schlanders offiziell vorgestellt wurden die beiden neuen Primare Kurt Habicher und Daniele Misuri auf dem Dachgarten des Krankenhauses von Schlanders.
Zum Primar der Anästhesie ernannt ist Kurt Habicher bereits vor gut einem Jahr, Daniele Misuri wurde als Primar der Chirurgie im Herbst 2020 ernannt.
Aber die offizielle Vorstellung im Beisein von Politik und Sanitätsspitze war als Signalwirkung gedacht und hat diese Wirkung nicht verfehlt. Denn die Diskussionen und die Proteste rund um die peripheren Krankenhäuser sind einer Konsenskultur gewichen, die auf den langfristigen Erhalt der kleinen Krankenhäuser abzielt. „Unser Credo ist es“, sagte Landesrat Thomas Widmann, „das Territorium zu versorgen und die Dienste auszubauen.“ Mit seinen Einwohnern von 35.000 Personen und eine medizinische Grundversorgung von höchster Relevanz. Ansonsten müssten die Leute nach Landeck oder nach Meran fahren. Widmann bettete diese Grundversorgung in einen größeren Zusammenhang: Die großen Arbeitgeber, wie die Hoppe, oder andere Betriebe, die Arbeitsplätze schaffen und erhalten, die Zufahrten zu den Höfen, um den Bauern Arbeitsplatzsicherheit geben zu können - genau in diese peripheren sozialen und wirtschaftlichen Strukturen gehöre auch die medizinische Grundversorgung. Auch als großer Arbeitgeber sei das Krankenhaus von enormer Wichtigkeit. Die Ziele der Profis im Krankenhaus verfolgen wir, sagte Widmann. Zudem hätte man ohne die kleinen Krankenhäuser die Covid-Zeiten nicht überstanden. Widmann lobte auch das Engagement der Bürgermeister, die durch ihre Eingaben verhindert haben, dass Dienste aus dem Krankenhaus Schlanders abgeflossen sind. Widmann sagte das, was im Vinschgau auf wohlwollende Ohren stößt: „Die kleinen Krankenhäuser sind nicht mehr in Frage zu stellen.“
Führungskräfte haben eine wichtige Rolle für die Teams vor Ort, betonte die Bezirksdirektorin Irene Pechlaner. Sie habe immer zum Krankenhaus Schlanders gestanden und an der Seite der Bürgermeister gekämpft. Sie hoffe, dass „wir es schaffen, das Leistungsspektrum zu erweitern“.
Ein wichtiger Tag sei heute und es sei ein tolles Ereignis, wenn Primare präsentiert werden können, sagte der ärztliche Leiter am Krankenhaus Schlanders Robert Rainer. Die Visions- und Wunschliste für die Weiterentwicklung des Krankenhauses Schlanders sei bei einem Treffen 2019 lang gewesen und habe die Erweiterung des rheumatologischen Dienstes, die orthopädische Versorgung, die Pädiatrie, die Anäthesie, eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus in Sta. Maria, den Start des Pelikan III betroffen. „Es wurde alles umgesetzt“, sagte Rainer. Aber die Planungen und Entwicklungen gehen weiter. Die Finanzierung für 6 Betten auf der Intensivstation sei inzwischen genehmigt.
„Die Menschen im Tal und das Krankenhaus Schlanders liegen mir am Herzen“, begann Kurt Habicher seine Vorstellung. Seit April 2020 ist Habicher der Primar der Anästheise in Schlanders. Habicher war auch der Wunschkandidat vom ehemaligen Primar Toni Theiner. Habicher hat die Intensivbetten in den vergangenen Covid-Monaten betreut und diese waren in der landesweiten Intensivbettenverteilung unter dem Koordinator Marc Kaufmann eingebunden. „Das Personal hat sehr gute Arbeit geleistet“, attestiert Habicher seinem Team. Teamorientiertes Denken und Handeln sei die Gegenwart und die Zukunft, sagte Habicher. Teamsitzungen und interdisziplinäre Treffen seien am Krankenhaus Schlanders bereits seit längerem gute Praxis. Letzlich müssen alle 7 Krankenhäuser im Lande zusammenarbeiten. Sein Verantwortungsbereich gliedert sich in die Anästhesie bei den Operationen, in die Schmerztherapie, in die Intensivmedizin und in die territoriale Notarztversorgung. Das Management der OP-Säle, damit alle Disziplinen ihren Aufgabenbereich nachkommen können, sei ihm ein besonders Anliegen. Zudem arbeiten alle 7 Krankenhäuser an einem übergreifenden OP-Management zusammen. Bei der Schmerztherapie werde ebenfalls an einem landesweiten Projekt gearbeitet.
Vor rund 15 Jahren hat der damalige Primar der Anästhesie Toni Theiner eine zentrale Überwachungsstation am KH Schlanders erwirkt und mittlerweile sei, so Habicher, dieses Projekt kein Projekt mehr, sondern unabdingbare Realität im Hause. Die Weiterentwicklung gemeinsam mit der Dialysestation ermögliche es mittlerweile, dass Dialysepatienten in Schlanders entsprechend behandelt werden können. „Wir brauchen eine adäquate Versorgung“, bedankte sich Habicher bei LR Widmann für die 6 Intensivbetten.
In der Notfallmedizin stehen alle Krankenhäuser, was Protokolle und Fortbildungen, im Austausch. Enormen Fortschritt in der Notfallmedizin hat der Einsatz des Notarzhubschraubers Pelikan III gebracht.
Dass man auch im Vinschgau unter chronischem Fachpersonalmangel leide, verschwieg Habicher nicht. Aber das arbeitende Personal sei mit hoher Fachkompetenz ausgestattet. „Ich bin stolz, mit einem guten Team hier im Vinschgau arbeiten zu können“, schloss Habicher seine Vorstellung.
Daniele Misuri ist seit Mitte November 2020 neuer Primar der chirurgischen Abteilung in Schlanders. In seinem Militärdienst habe er Erstkontakt mit Südtirol gehabt und am Krankenhaus Bozen gearbeitet. Der Spezialist der Gefäß- und Tumorchirurgie hat 1992/93 in Somalia operiert und war dort in der Geburtshilfe und bei der Cholera-Eindämmung tätig. Lange Zeit war er im hisorischen Krankenhaus Santa Maria Nuova in Florenz tätig und hat nun den Wechsel als Primar in Schlanders vollzogen. Er habe, sagte Misuri, große Professionalität am Krankenhaus Schlanders vorgefunden. Die Zusammenarbeit sei für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Im Team vor Ort und auch gerade in der Traumatologie die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Meran.
Der aus Mals gebürtige Generaldirektor des Sanitätsbetriebes Florian Zerzer sagte, dass er über die Weiterentwicklung am Krankenhaus Schlanders sehr beruhigt sei. Die Landesregierung und allen voran der zuständige Landesrat Thomas Widmann habe elementare Dinge erkannt und das seinen vor allem auch die Führungskräfte an den Krankenhausstationen. Es sei allerdings keine leichte Aufgabe, ein Primariat an einem kleinen Krankenhaus anzutreten. Das sei nur mit gutem Team möglich. Die Ärzte vor Ort wissen am Besten, so Zerzer, was das Krankenhaus und was das Territorium brauche. Die Stationierung des Pelikan III, die Chris-Studie und die mögliche Zusammenarbiet mit dem Krankenhaus in Sta. Maria in Müstair sind aus solchem Wissen umgesetzt worden. Auch die Bürgermeister hätten Vertrauen in die Vorgangsweise gefasst. Sachverstand und Feingefühl attestierte Zerzer dem neuen Primar Habicher und zollte Misuri Respekt für die Serie neuer Dienste. „Alles, was ihr entwickeln wollt, findet bei uns offene Ohren“, sagte Zerzer und meinte wohl nicht nur die zwei neuen Primare, sondern alle Professionisten am KH Schlanders.