Marterloch
Foto: Oswald Stimpfl
Hiking | Wandertipp

Über die Hängebrücke des Marterloches

Von Bundschen im Sarntal über die neue Hängebrücke nach Afing.
  • Wer das Sarntal kennt, weiß um seine raue Schönheit, seine stillen Wälder und die ursprünglichen Höfe, die sich an die steilen, zerklüfteten Berghänge im ersten Talabschnitt schmiegen. Jetzt gibt es ein neues Highlight im Sarntal: Die imposante Hängebrücke über die Schlucht des Marterlochs verbindet das Dörfchen Bundschen im Talgrund mit dem Wanderweg nach Afing. Die abwechslungsreiche Tour führt durch Wiesen und Wälder, über schwindelerregende Tiefen, in Afing, beim traditionsreichen Gasthaus Moar, gibt es eine genussvolle und gemütliche Einkehr. Anschließend geht es über einen wunderbaren Waldsteig sanft wieder ins Tal zur Häusergruppe von Halbweg an der Sarner Talstraße zurück.

  • Kurzinfos

    Startpunkt: Bundschen, an der Sarntaler Straße beim Gasthaus Bundschen 

    Schwierigkeit: mittel, einige steile Wegstücke am Beginn bei Bundschen und am letzten Wegstück vor Halbweg

    Gehzeit: 3 h, 20 Minuten

    Aufstieg: 280 m

    Abstieg: 600 m

    Länge: 10,7 km

    Öffis: Bus 150 bis Bundschen: Fahrplan unter suedtirolmobil.info

  • Wegverlauf

    Ausgangspunkt dieser eindrucksvollen Wanderung ist das Dörfchen Bundschen an der Sarntaler Staatsstraße. Ein frisch angelegter Wanderweg führt vom Weiler kurz kräftig ansteigend und anschließend sanft in einer Hangquerung auf einem kaum befahrenen Höfeweg durch Wald und Wiesen bis zur neuen Brücke. Diese spannt sich auf spektakuläre Weise über die enge Felsschlucht des rauschenden Marterbachs, der 130 m tiefer verläuft. Die Brücke ist groß und trotz ihrer Spannweite von 270 m fest, sie schwankt kaum, eine seitliche hohe Einfriedung und ein starker Handlauf geben Sicherheit. Wer in der Mitte geht, sieht durch den Gitterboden nicht die Tiefe, denn unter der Brücke verläuft eine mächtige Rohleitung, die den Blick verdeckt. Schwindelfreiheit ist trotzdem von Vorteil – aber auch wer sich etwas fürchtet, wird mit einem einmaligen Ausblick belohnt.

    Auf der anderen Seite geht der Wanderweg durch lichten Mischwald in Richtung Afing. Immer wieder öffnen sich kleine Fenster auf die umliegenden Berghänge und übers Sarntal, in der Ferne erahnt man den Talkessel mit Bozen. Die Wege sind gut markiert und bieten unterwegs einige schöne Rastplätze. Nach gut zwei Stunden erreicht man Afing, ein Dörfchen mit bäuerlichem Charakter. Hier wartet das Gasthaus Moar, ein traditionsreicher Familienbetrieb mit bodenständiger Küche. Hausgemachte Schlutzkrapfen, ein zünftiges Rindsgulasch oder der legendäre Apfelstrudel machen die Wanderung auch kulinarisch zum Erlebnis. Vom Moar lohnen sich die wenigen Gehminuten zur Dorfkirche, die auf einem Geländevorsprung übers Tal schaut. Nun geht es an den Rückweg, dafür gehen wir ein kurzes Stück den Weg zurück, bei einer Wegteilung zweigen wir rechts ab und folgen einem gut markierten und schön trassiertem Waldsteig zur Sarner Talstraße und den Häusern von Halbweg mit der Bushaltestelle. 

  • Einkehrmöglichkeit

    Gasthof Moar

    Es ist das einzige Gasthaus in Afing, in der Ortsmitte. Zum Haus gehört eine große Landwirtschaft, vieles für die Küche kommt vom eigenen Hof. Hervorragend die Schlutzkapfen, die verschiedenen Knödelarten, Kuchen, Krapfen und Torten. Im Herbst beliebte Törggeleeinkehr.

    Familie Furggler, Afing Dorf 38, 39050 Jenesien, Tel. 0471 350055. Dienstag Ruhetag.

  • Das Marterloch, die neue Hängebrücke und die Sarner Straße

    Veranlassung zum Bau der Brücke war der Bau einer 20 km langen Wasserleitung vom Sarntal bis nach Jenesien am Tschögglberg, eine der trockensten Landschaften Südtirols. Die Leitung transportiert das Wasser ausschließlich per Eigendruck, überwindet 350 Höhenmeter und transportiert bis zu 100 Liter Wasser pro Sekunde. Der Rohrdurchmesser beträgt 50 Zentimeter. Sie versorgt eine Fläche von rund 200 Hektar landwirtschaftlichen Nutzlands. Dabei musste auch eine tiefe Schlucht überspannt werden, auf diesem Abschnitt wurde auf den Rohren eine Brücke für Wanderer angelegt. Mit 130 Metern Höhe und 270 Metern Länge bietet sie einen spektakulären Ausblick und eine spannende Herausforderung. 

    Der Zustieg zu der Brücke folgt einem historischen Saumpfad, der über Jahrhunderte die einzige Verbindung zwischen Bozen und dem Sarntal war. Der Wanderer ist in eindrucksvoller Natur auf den Spuren der früheren Händler und Bauern unterwegs, die diese Strecke einst mühevoll bewältigten. Für die dennoch notwendige Zufahrt aus dem Süden, von Bozen, führten die Sarner jahrhundertelang einen harten Kampf. Immer wieder riss die Talfer die Straße fort und machte sie unpassierbar. Nach schweren Unwettern im Jahr 1757 führte der einzige Weg, wie seit alters her, fast 100 Jahre lang in beschwerlicher Weise am westlichen Talhang entlang nach Bozen. Nur wer diesen alten Weg zu Fuß gegangen ist und die wilde Schlucht vom "Marterloch" überquert hat, kann sich die Mühen für Mensch und Frachttier vorstellen. Der Weg ist so schmal und stellenweise so exponiert, dass es kein Durchkommen für die Fuhrwerke gibt, alle Waren, auch der so geliebte und geschätzte Bozner Wein, mussten auf Saumpferden oder Mauleseln transportiert, "gesamt", werden. Pferdefrächter, "Samer", war deshalb ein geachteter, wenn auch mühevoller Beruf. Im Dorf Sarnthein gibt es erstaunlich viele Gasthäuser, die Sarner waren schon immer bekannt dafür, dass sie gerne ein Glas leeren und sich im Gasthaus treffen. Der Tiroler Geschichtsschreiber Marx Sittich von Wolkenstein (ein Nachfahre des bekannteren Minnesängers Oswald von Wolkenstein) schrieb schon um 1600, dass die Sarner 3-4000 Yhrn Wein (ca. 2500 hl) pro Jahr mit Saumpferden ins Tal lieferten. Der Wanderweg, der zum größten Teil auf bestehenden Höfezufahrten verläuft, wurde auch als Themenweg konzipiert, eine Vielzahl von Infostationen aus Cortenstahl erzählt viel über Land und Leben, die Bedeutung der Orts-, Höfe- und Flurnamen, eine eigene Webseite gibt zusätzlich ausführlich Auskunft. www.marterloch.com

  • Foto: Oswald Stimpfl