Politics | Dialog?

Brennpunkt Bozner Boden

Im Premstallerpark haben Vertreter von Politik, Polizei und Volontarius einige Anwohner getroffen. Diese haben Sorgen und Ängst wegen der im Viertel lebenden Flüchtlinge.

Politiker sollen die Menschen und ihre Sorgen Ernst nehmen. Häufig hört man diesen Satz. Manchmal in einem vorwurfsvoller Ton. Dass sie die Bürger und ihre Anliegen durchaus anhören wollen, haben die Gemeindeverwalter von Bozen am heutigen Freitag gezeigt. Assessoren und Stadtviertelvertreter präsentierten sich gegen die Mittagszeit im Premstallerpark im Viertel Bozner Boden. In dessen unmittelbarer Nähe befindet sich die Ex-Gorio-Kaserne, die als Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge dient. Und die Einwohner ebendieser Struktur waren der Anlass, aus dem sich die Gemeindevertreter dort einfanden. Einige Anwohner hatten sich in einem Brief an die Stadt Bozen gewandt. “Darin meldeten sie Bedenken wegen einer ihrer Meinung nach ‘exzessiven’ Präsenz von Flüchtlingen im Premstallerpark an”, berichtet Luigi Gallo, der als eines der Mitglieder der Stadtregierung vor Ort war. Es würden sich zu viele Flüchtlinge im Park und auf dem Spielplatz aufhalten, alle Parkbänke besetzen, auf dem Boden herumliegen und arrogant erscheinen, soll es in dem Schreiben geheißen haben. “Die Anwohner gestanden, dass sie Angst um ihre Kinder und Mütter hätten”, präzisiert Gallo.

Anfang Juni hatten sich einige Landtagsabgeordnete einen Eindruck von der Situation in der Ex-Gorio-Kaserne verschafft. Im Bild rechts außen Andrea Tremolada von Volontarius. Foto: LPA/Daniel Rabanser

Neben den politischen Exponenten war auch die Gemeindepolizei und der Verein Volontarius bei dem Treffen mit den besorgten Bürgern vertreten. Volontarius führt bekanntlich die Flüchtlingsstruktur. “Die Bürger haben von einigen negativen Vorfällen erzählt”, so Gallo. Alles in allem sei es ein “zeitweise beschwerlicher” Dialog gewesen, doch: “Ich bin der Ansicht, es war ein konstruktives Aufeinandertreffen.” “Die negativen Episoden müssen in Zukunft verhindert werden”, stellt Gallo klar, “aber grundsätzlich hatte ich den Eindruck, dass im Viertel die unbedingte Notwendigkeit besteht, soziale Beziehungen zu knüpfen.” Die Barrieren und Hemmschwellen zwischen den Bewohnern und ihren neuen Nachbarn seien mit der Zeit stets gewachsen – diese gelte es nun aber zu überwinden, so Gallo. Er habe bei seinem Besuch vor allem eines gespürt: Angst. “Doch um diese abzubauen, reichen Worte nicht aus. Als Gemeinde müssen wir Aktionen und Projekte starten, die der Gemeinschaft zugute kommen.” Ein Vorschlag: Sozialarbeiter ins Viertel und in den Premstallerpark schicken. Sein Wunsch? “Ich hoffe, dass all die politischen Schachzüge und Taktiken bald aufhören und dass wir uns um solche Angelegenheiten kümmern. Denn was gibt es wichtigeres, um eine Stadt zu regieren?” Die Position des Politikers ist klar. Abzuwarten bleibt, was die besorgten Stadtviertelbewohner den Worten (und den angekündigten Taten) abgewinnen können.