Mehr für Alle
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Bist du bereit für ein gutes Leben für Alle? Diese Frage stellt die Initiative für mehr Demokratie rund um Koordinator Stephan Lausch. Demokratie sei für die Initiative als der Weg hin zu einem besseren Leben für alle zu verstehen. „Das verlangt die Demokratie, wenn sie konsequent gedacht und praktiziert wird. Und sofort ändert sich auch der Blickwinkel, wenn die Frage nach dem Guten Leben für Alle, also nicht nur für mich persönlich, gestellt wird“ erklärt Lausch. Um diese Frage, diese Perspektive zu einem relevanteren Thema zu erheben, plant die Initiative drei Schritte.
Neben der Umfrage, die bereits offen ist, kommt es im September und Oktober zu einer Reihe von Veranstaltungen, die am Freitag, 11. Oktober von 18 bis 20.30 Uhr im Konferenzsaal des Pastoralzentrums Bozen mit einer Veranstaltung mit Autoren, die sich mit diesem Thema vertieft auseinandersetzen, abgeschlossen werden. Im letzten Schritt werden im November bis zu 50 Bürger und Bürgerinnen in einem partizipativen Verfahren und anhand der Ergebnisse der ersten zwei Schritte Vorschläge ausarbeiten, wie das Land Südtirol zu einem Guten Leben für Alle beitragen könne.
„Die „große Politik“ wollte nie wirklich erfahren, was die Menschen, in deren Namen sie entscheidet, wirklich wollen. Noch weniger hat sie sich darum bemüht, dass Menschen sich ihre eigene Meinung bilden.“
Die erste Aktion zum Thema „Gutes Leben für Alle“ besteht in einer Online-Befragung, die helfen solle, sich mit der Thematik vertieft auseinanderzusetzen und ein Bild zu zeichnen von dem, was demokratisch anzustreben wäre. „Die „große Politik“ wollte nie wirklich erfahren, was die Menschen, in deren Namen sie entscheidet, wirklich wollen. Noch weniger hat sie sich darum bemüht, dass Menschen sich ihre eigene Meinung bilden“ argumentiert Lausch. Es sei nun allerhöchste Zeit, dass alle Menschen gemeinsam nach einem guten Leben suchen würden – nicht zuletzt, weil Menschen die Grenzen ihrer Lebensgrundlagen überschritten hätten und weil stets wenige Menschen auf Kosten vieler Menschen leben würden. Die aktuellen Krisensituationen würden nun den Blick hin auf die einfache und alles entscheidende Regel für gutes Zusammenleben eröffnen: „Lebe so, dass du wollen kannst, dass auch alle anderen so leben.“ Die Umfrage dreht sich unter anderem um die Frage, wie ein „Gutes Leben“ im eigenen Ermessen ausschaue, wie das soziale Umfeld beschaffen sein soll. Die Umfrage fragt danach, wie das eigene Leben gestaltet und in welche Lebensweise der Gesellschaft es eingebettet sein sollte.
Der philosophische HintergrundDie bisherige Menschheitsentwicklung sei vom Prinzip der Herrschaft und Ausbeutung im Dienste einiger weniger dominiert. Dieses Prinzip habe den Fortschritt vorangetrieben, zuerst für die wenigen, im Laufe der Industrialisierung auch für viele, da es nicht nur die Möglichkeiten für wenige zu einem bequemen Leben schaffe, sondern auch die Lebensbedingungen für die vielen, diesem vorgelebten bequemen Leben nachzustreben. Damit sei die Erdenunverträglichkeit dieses (Natur)Prinzips in der Fortführung durch den Menschen offensichtlich geworden – mit dem Ziel der Überwindung der Arbeit, dem Ziel der grenzenlosen Verfügbarkeit der Erde, legt Lausch dar. Will man die menschliche Zivilisation wieder erdenverträglich gestalten, so sei ein radikaler Wandel notwendig. Mit der Demokratie habe die Menschheit das Prinzip der Herrschaft nun im Grunde überwunden, da theoretisch alle Menschen gemeinsam bestimmen können, wie sie leben wollen. Der zentrale Anspruch, den eine zu vervollständigende Demokratie verfolge, sei das „Gute Leben für Alle“. Um dies zu erreichen, brauche es Selbstverantwortung, Selbstermächtigung und gemeinsames Handeln im solidarischen Geist. Individuelle Verantwortung und gemeinschaftliches Handeln müssen Hand in Hand gehen, denn nur gemeinsam können nachhaltige Veränderungen erzielt werden. Solidarität bedeute, sich für das Wohl aller einzusetzen und nicht nur für das eigene Interesse. Im Kern gehe es daher nun um die Fragen „Wie wollen wir leben, so dass ein Gutes Leben für Alle möglich ist? Was können und sollen wir demokratisch wollen?“