Wenns zuviel wird
Früher waren sie eine obligate Präsenz in jeder Schule: die Schulwarte. Wir erinnern uns alle an den „Schuldiener“ oder die „Schuldienerin“. Sie bediente früher nicht nur die Fotokopiermaschine, sondern machte auch eine Tasse Tee gegen Bauchschmerz. Bei ihr erhielt die Schülerin eine Binde in der Not der ersten Mentruationen und ein freundliches Wort. Schuldiener hatten auch eine gewisse Macht. Sie waren stets im Kammerle anwesend und hatten in alles Einblick.
Seit Längerem schon ist die Situation eine völlig andere. Die Erzählung der SchulwartInnen hat mich betroffen gemacht. In mehreren Treffen haben sie mir von ihrem Alltag in der Schule heute berichtet.
Noch nie gab es in Südtirol so viele Schulen und Turnhallen. Aber noch nie gab es so wenig SchulwartInnen wie heute. Durch den Stabilitätspakt wurden Stellen nicht nachbesetzt, sodass das verbleibende Personal mit deutlich mehr Arbeit konfrontiert ist.
Es heißt, dass sich das "Aufgabenprofil erweitert habe".
In Wirklichkeit fühlen sich die SchulwartInnen längst zu Putzkräften degradiert. Kaum jemand weiß, dass pro SchulwartIn 1.216 Quadratmeter zu putzen sind. Das ist die Fläche von etwa 12 Wohnungen! Viele klagen über körperliche Belastung. Das Durchschnittsalter liegt mit 55 Jahren weit über dem Landesdurchschnitt. Das bedeutet auch, dass die Wartestände und Ausfälle durch Krankheit zunehmen. wenn jemand fehlt, müssen die KollegInnen auch die Quadratmeter der Erkrankten übernehmen. Möglichkeiten der Frühpensionierung gibt es nicht. Das Ganze bei einem armseligen Gehalt, um die 1.100 Euro.
In diesen letzten Jahren habe ich viel Bewegung im Personalwesen des Landes beobachtet. Auf den obersten Ebenen gab es regen Wechsel und eifrige Gesetzgebung. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Blick endlich auch auf jene zu richten, die am anderen Ende der Hierarchien ihre Arbeit an der Gemeinschaft leisten.
Arbeit in Würde muss auf allen Ebenen der Anspruch Südtirols sein.