Die Ebola-Hysterie
21 Tage lang müssen die elf Soldaten strikte Quarantäne halten, so lange dauert die vereinbarte Isolation von Medizinern, NGO-Mitarbeitern oder Soldaten, die aus Ländern mit Ebola kommen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, ließ das US-Verteidigungsministerium wissen und versicherte dem Bürgermeister von Vicenza, wo die Soldaten stationiert sind, dass keiner der 11 Männer Ebola-Symptome aufweisen würden. Der Bürgermeister selbst, Achille Variati, war es, der eine Kontrolle der heimkehrenden Soldaten anforderte. Jetzt könnten auch die noch erwarteteten 600 Soldaten in Quarantäne müssen, die ebenfalls von ihrem Ebola-Einsatz in Liberia nach Vicenza zurückkehren. Sie hatten den Auftrag, in Afrika zu helfen, jedoch, so äußert der Befehlshaber Pedro Almeida, seien es logistische Aktionen gewesen, kaum einer der Soldaten hätte Kontakt mit den Einheimischen gehabt, schon gar nicht mit Kranken.
Die Quarantäne ist ebenfalls großes Thema in den USA, dort will man zur Vorsicht die 21-Tage-Isolation bei all jenen Personen anwenden, die aus den betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone einreisen. Dies auch, um der sich breit machenden Hysterie entgegenzutreten und zu zeigen, dass man alle Vorsichtsmaßnahmen treffe, um die Epidemie nicht ins Land zu lassen. Doch schlimmer als die Krankheit selbst, ist die Angst vor ihr. Schulkinder müssen zuhause bleiben, weil sie von einer Reise nach Afrika zurückgekommen waren, dabei spielt es keine Rolle, ob es in dem betreffenden Land Ebola gibt oder nicht. Die Wochenzeitung Die Zeit schreibt von einem Fall, in dem zwei Kinder aus Ruanda gekommen waren; die Schulleitung bzw. die übrigen Eltern wollten die Isolation, dabei gibt es in Ruanda keinen einzigen Ebola-Fall. Der Protest aus Ruanda ließ nicht lange auf sich warten: Man wolle künftig alle Reisenden aus den USA am Flughafen untersuchen, teilte die ruandesische Gesundheitsministerin Agnes Binagwaho mit. Allerdings wurde dies dann nicht durchgesetzt.
Die Ebola-Hysterie schürt fremdenfeindliches und rassistisches Verhalten, "die Seuche werde gleichgesetzt mit dem Anderen, hier "dem Schwarzen" – und Afrikaner würden als "krank" dem "gesunden" Westen gegenübergestellt." Unwissenheit wird als weiterer Faktor für falsche Panikmache angenommen, dabei wissen die meisten gar nicht, wie sich das Virus überträgt, dass man in direkten Kontakt zu einem Ebola-Infizierten kommen muss, um angesteckt zu werden.
Mit der Krankheit wird Politik gemacht: Amerikanische Senatoren rufen nach einem Landeverbot für Flüge aus den betroffenen Ländern und in Australien hat man bereits ein Immigrationsstop veranlasst für Länder aus dem afrikanischen Westen. Auch Luca Zaia, venetischer Regionalpräsident, fordert dass der Faktor "Ebola" in der Einwanderungspolitik stärker berücksichtigt werden solle: «Quanto sta accadendo a Vicenza è il segno del pericolo tangibile dell’epidemia di Ebola, anche se le autorità italiane avevano minimizzato. Credo che un Paese civile di fronte a un esodo biblico di immigrati ha il dovere e l’obbligo di alzare le barriere».
Ein Gutes gibt es zu berichten: die spanische Krankenschwester, die sich bei der Pflege eines infizierten Missionars mit dem Virus angesteckt hatte, ist wieder gesund und ihre Kontakte, ihr Ehemann sowie andere Mediziner sind ebenfalls aus der Quarantäne entlassen. Spanien ist also wieder Ebola-frei. Doch viel wichtiger, als auf diese einzelnen Fälle zu starren, ist die Bekämpfung der Krankheit in den betroffenen Ländern. Christos Stylianides, der neue Beauftragte Koordinator der EU für Ebola sagt, es brauche 40.000 Helfer und Experten vor Ort. Man habe die Krankheit unterschätzt und müsse jetzt so schnell wie möglich aktiv werden, sonst breite sich die Krankheit über die bisher drei betroffenen Ländern aus.