Economy | Genossenschaft

Das „Do It Yourself“-Risiko

Die beiden Schwestern Petra und Katja Gruber haben ihre festen Jobs aufgegeben um in einem eigenen Geschäft in Leifers Selbstgemachtes zu verkaufen. Ob sich das rechnet?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Etwas Eigenes, etwas Individuelles zu schaffen, das war seit jeher ihre Passion. Ob Häkeln, Stricken oder Nähen, in jeder freien Minute haben die beiden Schwestern Petra und Katja Gruber ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Selbst machen, statt kaufen, so die Devise der beiden Frauen aus Leifers. Damit sind sie einem internationalen Trend aufgesprungen, dem „Do-It-Yourself“-Trend, kurz „DIY“. Zu Beginn haben sie nur für sich selbst, für ihre Familie, für Freunde und Bekannte kreiert. Heute verkaufen sie ihre Kreationen. In ihrem eigenen Laden. Madita, so nennt er sich. Er liegt mitten in Leifers, in der Noldinstraße. Ein kleiner Shop mit Geschenks- und Dekoartikeln.

Jedes einzelne Stück wird von den beiden Schwestern selbst gemacht. In Handarbeit. Von den bemalten Betonschüsseln bis hin zu den selbst genähten Windeltaschen oder Brotkörben. „Ich denke, die Leute sind von Made in China einfach übersättigt. Sie schätzen wieder die Einzigartigkeit von Objekten. Sie sind bereit für Unikate etwas mehr auszugeben, einfach da sie wissen, wer dahintersteckt und die Gewissheit haben, dass es in Südtirol produziert wurde“, erzählt Katja Gruber.

Dabei kreieren sie nicht nur neue Gegenstände sondern hauchen alten Gegenständen neues Leben ein. „Upcycling“, so nennt sich dieser Trend. Rund um den Globus findet er immer neue Anhänger. Dabei wird der vermeintliche Abfall mit einer kreativen Idee aufgemöbelt. Dinge aus dem täglichen Gebrauch werden verschönert. „Der Faktor Nachhaltigkeit spielt für uns eine wichtige Rolle. Es ist einfach schön zu sehen, wie vermeintliche Abfallprodkute mit etwas Kreativität in völlig neuem Glanz erstrahlen“, so Katja Gruber.

Aber kann man von Selbstgemachtem leben? „Wir haben  bereits erste Kunden und die sind begeistert. Von einem Erfolg zu sprechen, wäre aber noch zu verfrüht. Unser Geschäft gibt es erst seit eineinhalb Monaten“, so Katja Gruber. Dass es ein Erfolg wird, davon sind beide überzeugt. Das müssen sie auch. Schließlich haben beide ihre Führungspositionen und damit ihr festes Einkommen aufgegeben. Die zweifache Mutter Petra war 26 Jahre Chefsekretärin im Kolpinghaus in Bozen, die 41-jährige Katja für 25 Jahre Verkäuferin und später Einkäuferin bei Globus. „Als wir im Mai erfahren haben, dass dieses kleine Ladele frei wird, haben wir zugeschlagen und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“, erzählt Katja Gruber. Dennoch, eine Hau Ruck-Aktion sei es nicht gewesen. Das Risiko herausfordern, das wollten sie nicht. Deshalb haben sie auch keine GmbH gegründet sondern eine Arbeitsgenossenschaft. „Das hat den Vorteil, dass wir nicht mit unserem Vermögen haften und so unser Risiko gering halten können. Gleichzeitig werden wir von Legacoopbund in allen Fragen rund um die Unternehmensführung begleitet und sind in den Genuss einer Förderung für die Gründung gekommen“, erzählt die Neo-Selbstständige Katja Gruber. Einzige Voraussetzung: Für die Gründung einer Arbeitergenossenschaft braucht es drei Teilhaber. Die Dritte bei den Gruber-Schwestern im Bunde: ihre Mutter. Madita ist somit nicht nur ein Frauen- sondern auch ein Familienunternehmen.

Sie haben ihre Jobs gekündigt um ihr Hobby zum Beruf zu machen. Seither entwerfen und produzieren sie jeden Tag neue Produkte, die sie von Dienstag bis Samstagmittag in ihrem Geschäft verkaufen. Die Kunden können den beiden Geschäftsinhaberinnen beim Nähen oder Stricken über die Schultern schauen. Montags hat Madita geschlossen, an diesem Tag werden Objekte vorproduziert. Vor allem Objekte aus Beton. Über einen Monat dauert etwa die Produktion einer Schüssel aus Beton. Lange haben sie getüftelt, um das Material richtig zu verstehen. Heute wissen sie, es kommt auf die richtige Konsistenz an. „Wir rühren den Beton selbst an, gießen die Objekte in Formen und lassen sie dann rund 28 Tage austrocknen. Im Anschluss schleifen wir den Beton, bemalen die Schalen oder verzieren sie mit Blattgold und getrockneten Blättern“, so Katja Gruber.

Die beiden Schwestern wollen ihre Produkte nicht nur verkaufen, sondern ihr Wissen rund um das Selbstgemachte ihren Kunden weitergeben. Bereits in Kürze startet Madita mit Bastelkursen für Kinder, weitere Kurse für Erwachsene sollen folgen. Netzwerken, sich mit anderen austauschen, Ideen finden, plaudern und ratschen. Madita, so der Wunsch von Petra und Katja, soll nicht nur ein Geschäft bleiben. Es soll eine Werkstätte für das kollektive, kreative Schaffen werden. Und irgendwann, so hoffen sie, werden sie es alleine nicht mehr schaffen und ihr Team verstärken müssen. „Träumen darf man ja“, meinen die beiden optimistischen Gründerinnen.