Economy | A22

Lkw-Fahrverbote lösen Staus aus

Gestern standen die Lastwagen wieder kilometerlang auf der Brennerautobahn. Auslöser war der Nationalfeiertag in Österreich. Schnelle Lösung dafür gibt es keine.
Stau Autobahn
Foto: Othmar Seehauser
Die Brennerautobahn sorgt erneut für Ärger: Nach Feiertagen in Österreich oder Deutschland, die in Südtirol aber normale Arbeitstage sind, wird die Lkw-Schlange auf der A22 regelmäßig etliche Kilometer lang. Gestern, am 27. Oktober, standen die Lastwagen auf der Nordspur der A22 zeitweise vom Brenner bis nach Neumarkt. Der Rückstau löste sich erst gegen Mittag auf. Für die Anreiner:innen und Frächter ist das eine untragbare Situation.
 

Die Fahrverbote

 
Der Lkw-Stau ist die Folge des Feiertagsfahrverbots in Österreich, da jeder Lkw-Lenker so nahe als möglich an den Brenner heranfährt, um nach Ende des Verbotes unter den ersten zu sein, die ihre Fahrt fortsetzen können. Da am vergangenen Mittwoch österreichischer Nationalfeiertag war, bildete sich also mal wieder ein großer Stau. Auch in Italien gelten an Sonn- und Feiertagen Fahrverbote für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.
 
 
Laut dem A22-Präsidenten Hartmann Reichhalter brauche es dringend eine Lösung für den Lkw-Andrang nach Feiertagen. Komme phasenweise noch der starke Reiseverkehr hinzu, gehe oft gar nichts mehr. Reichhalter und Verkehrslandesrat Daniel Alfreider sprechen sich außerdem dafür aus, dass in Österreich das Nachtfahrverbot für Lkw aufgehoben wird. Die Aufhebung der Fahrverbote würden den Verkehr auch auf der Südtiroler Seite der Brennerautobahn verflüssigen.
 

EU gefordert

 
Außerdem brauche es laut Alfreider die europäische Politik um, länderübergreifende Verkehrsmaßnahmen durchzusetzen: „Man denke nur daran, dass heute alle Frachtschiffe zunächst in den Häfen von Rotterdam und Hamburg ankommen und die Ladung dann mit Lastwagen über die Alpenpässe nach Mailand gebracht wird. Die per Schiff beförderten Waren hingegen sollten in den Häfen von Genua und Triest ankommen und von dort aus auf Züge verladen werden. Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, aber wir brauchen eine Eisenbahn, die wettbewerbsfähig ist“, erklärte der Landesrat kürzlich gegenüber salto.bz.
Auch die österreichische Organisation Transitforum Austria-Tirol beklagt den Lkw-Verkehr in einer Presseaussendung. Dieser würde dafür sorgen, dass die Brennerautobahn den Belastungen nicht mehr gewachsen ist. „Kein Motorrad, kein Pkw – es sind die mittlerweile 2,5 Millionen 40-Tonner, die mit dem ‚Brennerblick‘ ausgestattet sind. Gerade so, als gäbe es alpenweit keine anderen kürzeren Routen oder gar sündteuer aufgemotzte Eisenbahn“, teilt der Obmann des Transitforums Fritz Gurgiser mit.
Das Transitforum verlangt von der EU deshalb, faire Wettbewerbsbedingungen mit einer Harmonisierung von Steuern und Abgaben und die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe mit kurzen Transportwegen auf allen Ebenen, „bevor die Pleitewelle noch mehr dieser Betriebe hinwegrafft und die Abhängigkeiten weiter steigen“.
 
Bild
Profile picture for user Karl Trojer
Karl Trojer Mon, 10/31/2022 - 10:46

Eine schnelle Lösung scheint es nicht zu geben, wohl aber eine,wenn der Brenner-Basis-Tunnel als reine Güter-Transport-Infrastruktur konzipiert und unterirdisch durchgehend bis Verona mit Zwischenbahnhöfen in Franzensfeste, Bozen-Süd und Interporto-TN verwirklicht würde. Ein BBT im Mischbetrieb (Personen+ Güter) reduziert die Förderkapazität für Güter drastisch, ist wegen der Sicherheitsbedingungen wesentlich teurer, und benötigt viel längere Bauzeiten als ein reiner Gütertunnel, der bei Zug-Geschwindigkeiten von nur 100km/h auch mit nur einem Tunnel mit Gegenverkehr verwirklicht werden könnte.

Mon, 10/31/2022 - 10:46 Permalink