Society | Mathematik-Tag

Von klein auf Mathematik-Fan

Am 22. Oktober hat der Brixner Mathematik-Tag zum fünften Mal stattgefunden, Organisator Michael Gaidoschik über den Event und wieso Mathematik für Kinder wichtig ist.
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BRIMA Primar
Foto: unibz

Mathematik. Ein Schulfach, das dem einen oder anderen bereits Tränen in die Augen gebracht hat, an dessen Lernstoff sich viele gar nicht mehr erinnern, das sich aber dennoch in vielen Bereichen des späteren Lebens als nützlich erweisen kann. Wie so oft kann auch bei der Mathematik der erste Kontakt mit dem Themenfeld entscheiden, ob man sich später im Mathematik-Unterricht leichttut oder ob das Fach zum großen Angstgegner wird.

„Mathematik muss nicht abschreckend sein, im Gegenteil: Wir können und sollten Kindern den Zugang zur Schönheit und Faszination der Mathematik ermöglichen!“- Michael Gaidoschik.

Gemeinsam mit der Pädagogischen Abteilung der deutschen Bildungsdirektion hat die unibz so am 22. Oktober zum fünften Mal den Brixner-Mathematik-Tag für den Primarbereich, kurz „BRIMA Primar“, abgehalten. Organisator des Events ist Michael Gaidoschik, spezialisiert auf Didaktik der Mathematik in Kindergarten und Grundschule und Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen: „Jedem Kind sollte die Gelegenheit gegeben werden, die Mathematik als eine spannende Tätigkeit kennenzulernen. Unser Ziel bei BRIMA Primar ist es, das Primar-Bildungspersonal dabei zu unterstützen“, so Gaidoschik.

Leitthema des diesjährigen Events ist: „Mathematik, die Wissenschaft von den Mustern“. Denn Mathematik ist viel mehr als nur Zahlen und Formeln: „Sich mit Mathematik zu beschäftigen bedeutet in erster Linie, sich mit, Mustern, Strukturen oder Regelmäßigkeiten auseinanderzusetzen“, erklärt Gaidoschik. Laut ihm sind solche Zugänge vor allem in jungen Jahren vorteilhaft bei Kindern, da sie auf spielerische Art erfolgen. Die Kinder können so von den dabei entdeckten Zusammenhängen fasziniert werden und entwickeln dabei eine Leidenschaft für das Fach. Aber auch theoretische Zugänge sind für Kinder geeignet, da laut Gaidoschik Kinder meistens von sich aus an Mathematik interessiert seien: „Kinder wollen Zahlen und geometrische Formen kennenlernen und verwenden. Auf dieses Interesse kann gebaut werden.“

„Muster sind für Kinder die Türen zur Mathematik. Türöffner sind fachkundige PädagogInnen und Lehrkräfte, welche ihnen helfen, die Strukturen hinter den Mustern zu erkennen“ – Michael Gaidoschik

Der Event am 22. Oktober war in zwei Teile gegliedert. Begonnen hat er klassisch mit einem Eröffnungsvortrag, welcher von Professorin Anna Susanne Steinweg von der Universität Bamberg gehalten wurde. Der Vortrag war gut besucht, ca. 400 in Grundschulen oder Kindergärten tätige Personen haben sich dafür in der Aula Magna der Universität in Brixen versammelt. Anschließend wurden 16 verschiedene Workshops angeboten, die TeilnehmerInnen durften sich für jeweils zwei entscheiden: „In den Workshops haben kleinere Gruppen zu etwa 25 Leuten zusammengearbeitet, so wurde es ihnen ermöglicht, verschiedene angesprochene Ideen gleich selbst auszuprobieren“, erklärt Gaidoschik.

Die Themenbereiche der Workshops waren entsprechend den behandelten Altersgruppen von drei bis elf Jahren breit gefächert, alle drehten sich in gewisser Weise um mathematische Muster und Strukturen. So gab es etwa mehrere Workshops, die sich ums Arbeiten mit Geometrie im Kindergarten drehten. Dort wurde unter anderem gezeigt, wie man anhand von Scherenschnitten oder Mandalas Zugänge zur Mathematik knüpfen kann: „Solche mathematischen Aktivitäten sind unterhaltsam und ästhetisch, als unterhaltsam und schön sollte Mathematik auch empfunden werden“, so Gaidoschik. Die Seminare involvierten alle Altersgruppen, eines streifte auch das Schreckgespenst Algebra, also das Rechnen mit Buchstaben: Es beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern Algebra bereits in der Grundschule angebahnt werden kann, um den Kindern den Einstieg in das doch komplizierte Thema zu erleichtern: „Algebra ist ein Teil der Mathematik, an die sich viele Erwachsene heute auf negative Weise erinnern. Das liegt allerdings mehr am Unterricht als an der Algebra und kann vermieden werden!“, sagt Gaidoschik. Weitere Workshops handelten etwa von Mathematik und Musik oder Mathematik als Begründungs- und Argumentationstool schon im Kindergarten.

Laut Gaidoschik sei Mathematik bereits heute wichtig und in der Zukunft werde sie an noch mehr Relevanz gewinnen: "Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung erfordern immer mehr Berufe Grundkenntnisse in der Mathematik". Zwar erlauben es neue Technologien dem Menschen, Mathematik so gut es geht aus dem Weg zu gehen, aber es benötigt auch immer mehr Menschen, die solche Technologien schaffen und kontrollieren: „In Bereichen der Mathematik, Informatik und der Naturwissenschaften herrscht tendenziell Mangel an Nachwuchs. Wenn wir es schaffen, die nächsten Generationen besser für Mathematik zu begeistern, kann man dieses Problem beheben.“

„Nicht jeder muss Mathematiker werden, aber alle Kinder sollten jedenfalls die Chance haben, die Schönheit des Faches kennenzulernen“ – Michael Gaidoschik

Aber auch abgesehen von Berufen kann Mathematik im Alltag nützlich sein. So helfe laut Gaidoschik ein Sinn für Zahlen und Größen, „Informationen richtig zu verarbeiten und rationale Entscheidungen zu treffen“, wie etwa beim Nachkontrollieren von Zahlungen oder beim  .

Heuer musste der deutschsprachige Teil von BRIMA zum ersten Mal vom italienischsprachigen getrennt werden, da kurzfristig die größte italienische Fachdidaktik-Tagung in Castel San Pietro auf den gleichen Tag verschoben wurde. Am 11. November gibt es so einen zweiten Termin für den Event, diesmal auf Italienisch. Dieser wird ähnlich ablaufen wie der erste Termin, anmelden kann man sich auf der Homepage von „BRIMA Primar“ noch bis zum 4. November.

Interview: Nathanael Peterlini