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Bröckelndes Edelweiss

Die SVP hat mehr als ein Drittel ihrer Mitglieder verloren. Man hat kaum mehr als 20.000 Mitglieder. Doch diese Zahlen dürfen nicht an die Öffentlichkeit kommen.
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Foto: svp.eu
Die Nachfrage bringt nichts.
Ich kenne die genauen Zahlen nicht“, sagt Dieter Steger, Obmann des SVP-Bezirks Bozen Stadt und Land, „aber so schlimm ist es sicher nicht“. Auch Sebastian Helfer, Obmann des SVP-Bezirks Wipptal und Herbert Dorfmann wiegeln ab. „Es gibt einen Rückgang“, meint der SVP-Chef des Bezirkes Eisacktal, „aber er hält sich in Grenzen“. Der Pusterer SVP-Bezirksobmann Meinhard Durnwalder hat eine entsprechende Anfrage einer Salto.bz-Redakteurin seit drei Wochen erst gar nicht beantwortet. „Es schaut nicht gut aus“, heißt es hingegen aus dem SVP-Bezirk Unterland.
Dabei ist die Frage relativ einfach. Wie viele Mitglieder hat die SVP im Jänner 2023?
Doch es ist eine Frage, die offiziell nicht gestellt werden darf. Und schon gar nicht gibt es eine Antwort aus der SVP-Sitze auf diese Frage.
 
 
 
 
Mit einer klaren Ausnahme. Dem SVP-Bezirk Burggrafenamt.
Dort ging am Montag, den 9. Jänner 2023 der sogenannte Parteitag des Bezirkes Burggrafenamt über die Bühne. Dabei wurde auch offen über den Mitgliederstand des Bezirkes informiert. Zu Buche steht ein Rückgang von gut 31 Prozent bei den Parteimitgliedern. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt die Burggräfler SVP-Bezirksobfrau Rosmarie Pamer, „deshalb wollten wir das auch transparent kommunizieren“.
Pamers Offenheit in Sachen Mitgliederschwund gründet dabei auch auf einer Tatsache: Der Mitglieder-Rückgang im SVP-Bezirks Burggrafenamt liegt im Landesdurchschnitt und es gibt SVP-Bezirke, die weit mehr Mitglieder verloren haben.
 

Die Zahlen


Dabei war die Verkündung der eigenen Mitgliederzahlen viele Jahrzehnte lang eine stolze Veranstaltung der SVP-Führung. Vor allem deshalb, weil sich die Anhängerschaft der Südtiroler Regierungspartei sehen lassen konnte.
An ihrem Höchststand hatte die SVP im Jahr 1991 über 80.000 Mitglieder. Um die Jahrtausendwende stand man bei rund 70.000, 2005 waren es noch knapp 60.000 Mitglieder. Der SEL-Skandal kostete der SVP einiges an Zuspruch. Hatte man 2013 noch 50.000 Mitglieder, sank die Mitgliederanzahl im Jahr 2014 auf 37.300 Personen.
Seit Philipp Achammer aber die SVP-Führung übernommen hat, werden die Mitgliederzahlen in der Brennerstraße gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Der SVP-Obmann, eigentlich ein begnadeter Kommunikator, gibt sich zu diesem Thema äußerst zugeknöpft.
Das letzte Mal, als die amtierende SVP-Führung offiziell Mitgliederzahlen vorlegte, war vor knapp 6 Jahren. Damals im Februar 2017 erklärte Philipp Achammer auf einer Pressekonferenz, die SVP habe 38.034 Parteimitglieder.
 

 

Seitdem wurden offiziell keine Mitgliederzahlen mehr bekanntgegeben. Selbst in den Parteigremien ist dieses Thema ein absolutes Tabu. „Wir wissen nicht, wie viele Parteikarteln heute verteilt werden“, sagen gleich mehrere Mitglieder des SVP-Parteiausschusses zu Salto.bz. Auch in der SVP-Parteileitung werden die Zahlen nicht mehr vorgelegt.
Der Grund: Es gab in den vergangenen Jahren bei den Mitgliedern einen dramatischen Einbruch. 
Wie groß dieser Einbruch ist, lässt sich relativ einfach nachzeichnen.
 

Die Stimmrechte

 
Alle wichtigen Wahlen innerhalb der SVP werden über die Stimmrechte der Ortsgruppen ausgetragen. Diese Stimmrechte orientieren sich an den Mitgliedern. Laut SVP-Statut bekommt jede Ortsgruppe für je 50 Mitgliedern ein Stimmrecht. Bleiben in dieser Rechnung mindestens 26 Mitglieder übrig, erhält die Ortsgruppe ein weiteres Stimmrecht für diesen angebrochenen 50er dazu.
 
 
Im August 2022 gingen die SVP-internen Wahlen der Kandidaten für die anstehenden Parlamentswahlen über die Bühne. Dabei stimmten die SVP-Funktionärinnen und Funktionäre anhand der Stimmrechte ab. Bei der Stimmenauszählung kamen so die gesamten Stimmrechte zu Tage, die es derzeit im SVP-Kosmos gibt. Es sind 525.
Rechnet man diese Stimmrechte hoch - laut Parteistatut 50 Mitglieder pro Stimmrecht -, so wären das 26.250 SVP-Mitglieder.
Weil es aber auch für jeden angebrochenen 50er, ab 26 Mitgliedern ein volles Stimmrecht gibt, muss man je nach Standpunkt 10 bis 15 Prozent weg rechnen. Das heißt: Die SVP hat im Sommer 2022 zwischen 23.625 und 22.313 Mitglieder.
 

Weiterer Rückgang

 
In den Monaten danach hat sich der Rückgang der Mitglieder aber nochmals zugespitzt. Nach dem Freunde-im-Edelweiss-Skandal haben viele Ortsgruppen ihrer Mitgliedersammlungen eingestellt und bis heute nicht mehr aufgenommen. „Es gibt viele Ortsgruppen, die nur mehr auf dem Papier bestehen“, sagt ein SVP-Funktionär.
 
 
 
Normalerweise zahlen die SVP-Mitglieder das „Parteikartl“ Anfang des Jahres. Seit einigen Jahren gibt es dabei die Möglichkeit auch online zu zahlen. „Mir haben ganz viele, die vor einem Jahr gezahlt haben, erklärt, dass sie die Mitgliedschaft sicher nicht mehr erneuern werden“, meint ein Unterlandler Bürgermeister. Es gibt deshalb unzählige Ortsgruppen, deren Stimmrechte sich in den vergangenen Jahren halbiert haben.
 „Ich habe die Mitgliederzahlen im Moment nicht genau im Kopf“, erklärte Philipp Achammer genau vor einem Jahr auf Nachfrage von Salto.bz. Auch SVP-Landessekretär Stefan Premstaller war sichtlich irritiert. Gegenüber mehreren Medien meinte Premstaller damals im Jänner 2022, dass man die genaue Zahl der SVP-Mitglieder noch errechnen müsse.
Obwohl Premstaller in zwei Tagen seinen Abschied als SVP-Landessekretär nimmt, scheint er immer noch am Rechnen zu sein.
Hoffentlich nimmt er die Rechnung am Ende nicht mit.
 
Mitarbeit: Astrid Tötsch
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Salto User
Günther Alois … Mon, 01/30/2023 - 07:18

Der Svp ist wohl nichts mehr zu blöd. Das Geheimnis der Mitgliederzahlen so "billig" zu verleugnen,mit zudem fadenscheinigen "haaaalen"Argumentationen.( müssen erst errechnen,wissen wir nicht usw.) WIE WEIT SEID IHR GESUNKEN???

Mon, 01/30/2023 - 07:18 Permalink
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Sebastian Felderer Mon, 01/30/2023 - 07:20

Es muss heute in den Ortsgruppen wirklich zur schlimmsten Aufgabe gehören, Parteiausweise an den Mann oder die Frau zu bringen. Ich bin überzeugt, dass die angeführten Mitgliederzahlen eher manipuliert sind. Kann keinen und keine der 20.000 Verbliebenen eigentlich richtig verstehen. Wer ein bisschen nachdenkt, der muss abwinken bei der Mitgliedschaft einer solchen Organisation. Partei will ich nicht in den Mund nehmen.

Mon, 01/30/2023 - 07:20 Permalink
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Josef Fulterer Mon, 01/30/2023 - 07:45

Wegen der nicht erfolgten Ausgrenzung und Verräumung der unzuverlässigen zweifelhaften Freunde im Edelweiß, hat anscheinend auch bei der SVP das frühere ...? Parteigesetz, "Stimmrecht nur nach den Mitgliedern die das SVP-Kartl bezahlt haben," die Wirkung verloren.

Mon, 01/30/2023 - 07:45 Permalink
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Hartmuth Staffler Mon, 01/30/2023 - 21:28

Ich kann mich als ehemalige SVP-Funktionär (lange her) noch gut daran erinnern, dass manche Ortsgruppen dank eine mildtätigen Spende eine Menge von Parteimitgliedern aus dem Hut zaubern konnten. Da kam die SVP noch auf 80.000 Mitglieder. Inzwischen haben die Spender andere Wege gefunden, um ihre Interessen zu wahren.

Mon, 01/30/2023 - 21:28 Permalink