Ägypten: Schlimmer geht immer

Wann immer es in den letzten drei Jahren schien, schlimmer könnte die Nach-Revolution in Ägypten nicht scheitern, kam schon das nächste Unglück um die Ecke. Nach der desaströsen Regierungszeit des Muslimbruders Mursi kam der Putsch der Generäle; nach dem Putsch der Generäle droht nun der demokratisch verbrämte Autoritarismus eines Putschisten als Präsident.
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An diesem Mittwoch erklärte der Anführer der Putschisten, General Feldmarschall Abdel Fatah al-Sisi, dass er als Kandidat für das Präsidentenamt zur Verfügung stehe; nachdem das Militär derzeit alle Hebel der Macht bereits kontrolliert, bestehen wenig Chancen, dass er dies nicht wird.

Was das bedeutet, ist klar. Al-Sisi verdankt seine Popularität der Hoffnung nach Stabilität, Befriedung, was umso erstaunicher ist, da er bis jetzt das genaue Gegenteil bewirkt hat. Seitdem die Armee den zwar ziemlich unfähigen, aber vom Volk gewählten Präsidenten Mursi vor acht Monaten abgesetzt hat, durchlebt Ägypten die blutigste Phase seiner modernen Geschichte:

Seit dem 3. Juli 2013 wurde mehr als 2.500 Ägypterinnen und Ägypter getötet, mehr als 17.000 wurden verletzt, und mehr als 16.000 verhaftet. Weitere hunderte kamen durch Anschläge ums Leben. (Siehe http://carnegieendowment.org/2014/03/24/egypt-s-unprecedented-instability-by-numbers/h5j3)

Die Opposition wird kriminalisiert, im wahrsten Sinne des Wortes: So wurden vor 5 Tagen 529 Mitglieder der Muslimbrüder zum Tode verurteilt, und die fast ausschließlich friedlich auftretenden Muslimbrüder zur terroristischen Vereinigung erklärt.

Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten, so sangen Rio Reiser und die Ton Steine Scherben. Das wäre so ziemlich Ägyptens einzige Hoffnung.