Society | Handel

Offener Sonntag: Protest der VerkäuferInnen auf Facebook

„Domenica no grazie“: Unter diesem Motto machen VerkäuerInnen in ganz Italien über Facebook-Gruppen gegen den Offenen Sontag mobil. Seit Jahresbeginn auch in Südtirol und dem Trentino.

Domenica No grazie: Mit diesem klaren Statement wird der Offene Sonntag auf Facebook von all jenen thematisiert, die seine Nachteile am eigenen Leib erfahren: den Angestellten des Handels. In Anlehnung an Occupy Wallstreet lehnen sich Verkäuferinnen und Verkäufer hier seit der kompletten Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten durch das Monti-Dekret gegen die zunehmende Aushöhlung ihrer Rechte für einen „Aufschlag von 15 Euro“ auf. Mit Protestaktionen auf der Straße, einem Besuch beim Papst, aber allen voran dem Austausch persönlicher Erfahrungen sowie neuer Daten und Infos über das soziale Netzwerk.

Seit Jahresbeginn hat sich die virtuelle Bewegung auch auf Südtirol und das Trentino ausgedehnt. Mehr als 1000 „Gefällt mir“ hat die Facebook-Seite „Domenica No Grazie – Trentino Alto Adige“ seitdem gewonnen. „Niemand ist vor dem Monti-Gesetz an Hunger gestorben und niemand wird daran sterben, wenn Sonntage und Feiertag wieder zu Ruhetagen werden“, werden dort die jüngsten Statistiken zur anhaltenden Krise im Handel genauso kommentiert wie die aktuelle Drohung von Aspiag-Manager Paul Klotz in Sachen neuer Mega-Store in Bozen Süd oder die Verdoppelung der Verkaufsfläche des Twenty. Vor allem aber finden sich hier die Stimmen all jener, die am Sonntag arbeiten, damit all jene einkaufen könne, die unter der Woche arbeiten.

„Seit neun Jahren arbeite ich oft auch 53 Stunden pro Woche im Handel und ich habe mich nie beklagt“, heißt es in einem Post. „Doch die Sonntage sind einfach zu viel“. Zu viel, weil die Einnahmen nicht mehr würden, sondern sich nun einfach auf sieben statt auf sechs Tage verteilen würden. „Ich bin wütend, so wütend, auf alle die von da oben nicht erkennen, dass sie Familien zerstören, eine unnütze Dienstleistung anbieten und uns dazu zwingen, auf unser Leben zu verzichten“. Denn, wie ein anderer User schreibt: Kein Handelsangestellter habe jemals verlangt, wie so viele andere zwei Ruhetage in Folge zu haben. „Doch es wundert uns, mit welcher Bösartigkeit nun darauf reagiert wird, wenn wir darauf bestehen, zumindest einen Tag in der Woche mit unseren Familien und Freunden verbringen zu können.“

Die zentrale Frage, mit der KonsumentInnen bei Scrollen über die fast ausschließlich italienischsprachigen Posts konfrontiert werden. „Hai veramente bisogno di fare la spesa la domencia?“ Ein guter Tag, um darüber nachzudenken. 

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Paul Berger Sat, 03/29/2014 - 19:27

Bezüglich des Schutz des Sonntags bräuchte es viel mehr Mut für Prinzipien. Es braucht Zeit, um Beziehung zu pflegen. Der Sonntag als gemeinsamer arbeitsfreier Tag gibt Raum für ein Miteinander. Es ist ein Armutszeugnis, wenn jeder die Verantwortung einfach weiter gibt. Wo sind die Politiker, die sich getrauen mit Zivilcourage sich dafür einzusetzen? Ist es wirklich notwendig, an allen Sonn-und Feiertagen die Geschäfte offen haben? Eigentlich will das ja niemand! Auch unser Bischof hat dazu aufgerufen, dass der Sonn-und Feiertag generell geschützt und wieder mehr gepflegt werden soll in allen nicht notwendigen Bereichen! Wir alle sind daher dazu aufgerufen und sollten darüber nachdenken. Es wird von den Politikern immer groß über das gemeinsame Miteinander in Kirche, Wirtschaft und Politik gesprochen? Wo bleibt dieses Miteinander? Der Sonn-u.Feiertag muss dringend generell einheitlich geschützt werden. In Deutschland und Österreich sind die Geschäfte generell immer sonntags geschlossen, auch im Advent und auch in den großen Touristenfußgängerzonen in Wien, Innsbruck oder München.

Sat, 03/29/2014 - 19:27 Permalink