Politics | Wahlen in Tirol

Südtiroler Reaktionen auf Nordtiroler Wahl

Tirol hat gewählt und ist politisch stabil geblieben: das prophezeite Debakel um die ÖVP blieb aus, dafür gab es Einbrüche bei den Freiheitlichen und den Bürgerlisten. Drittstärkste Partei wurden die Grünen, die mit zwei Frauen an der Spitze punkten konnten. Was bedeuten diese Ergebnisse für die Südtiroler Parteien?

Riccardo Dello Sbarba freut sich über das gute Abschneiden der Schwesterpartei: die Tiroler Grünen konnten Stimmen dazugewinnen und mit 12 Prozent das fünfte Mandat im Landtag erobern. „Man sieht, dass die Grünen in Tirol eine ernstzunehmende Partei sind,“ meint Dello Sbarba, „besonders die Mittelschicht in den Städten wählt grün.“ Ein gutes Image hätten die Grünen Tirols: innovativ, glaubwürdig und etabliert. Anders als die Grünen hierzulande? „Es geht nicht um das Image,“ meint der Grünen-Sprecher, „sondern darum, dass wir eine zweigeteilte Partei sind.“ Im deutschsprachigen Südtirol sei man anders anerkannt als bei den Italienern im Land, ist sich Dello Sbarba sicher. Dass nun genau zwei grüne Frauen, Christine Baur und Ingrid Felipe den Grünen-Trend verstärken konnten, sei eine gute Nachricht. „Es ist Zeit für die Frauen in der Politik“, meint Dello Sbarba mit Nachdruck. In diesen Tagen treffen sich die Parteifrauen, um über ihre Kandidaturen zu entscheiden.

Auch Pius Leitner von den Freiheitlichen hat die Wahlen inTirol verfolgt: „Natürlich interessiert man sich für die politischen Vorgänge bei den Nachbarn.“ Dass die Tiroler FPÖ so schlecht abschneiden würde, war vorauszusehen: „Viele FPÖ-Wähler sind diesmal zuhause geblieben“, auch das sei ein Protest. „Das Antreten von 11 Parteien und das Warnen vor „italienischen Verhältnissen“ hat beim Wähler wohl Verwirrung und Frust ausgelöst“, meint Leitner. Demnach könnten die 4 Mandate für die Tiroler FPÖ als Erfolg verbucht werden. Der Reinfall der Liste von Frank Stronach war für Leitner ebenfalls klar: „Wenn eine Partei eine Woche vor den Wahlen noch öffentlich streitet und seine Wähler aufruft, nicht hinzugehen, dann ist das Ergebnis gerechtfertigt.“ Insgesamt sei der Kontakt mit der FPÖ in Österreich sowieso abgekühlt, sporadisch treffe man sich wohl mit den Tiroler Kollegen.

Die Gratulation der SVP an Günther Platter war ebenfalls Ausdruck eines zwar vorhandenen aber wenig herzlichen Verhältnisses: SVP-Obmann Richard Theiner gratulierte Günther Platter zur erfolgreichen Landtagswahl. „Landeshauptmann Platter ist es gelungen, mit seinem Programm für Tirol die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen und für seine Politik eine breite Bestätigung zu finden“, wird Theiner in einer Presseaussendung zitiert. Luis Durnwalder zeigte sich in seinem Kommentar zufrieden über den Ausdruck des Wählervotums, das „einmal mehr für Sicherheit und Stabilität entschieden hatte“.