Economy | Handel

Nahversorgung: Milde Gabe für Tante Emma

Vorbeugende Medizin gegen die Folgen von Benko & Co? Die Landesregierung nimmt Tante-Emma-Läden von ihrem Förderstopp aus und stellt für sie 100.000 Euro bereit.

Im Südtirols Handel geht’s dynamisch zu – und die Landesregierung versucht sich offenbar schützend vor seine schwächsten Glieder zu stellen. Während in Bozen über zehntausende Quadratmeter zusätzlicher Verkaufsfläche für René Benko, Erlebniskaufhaus, Podini oder Aspiag diskutiert wird, gibt es für die Kleinsten der Branche eine Ausnahme vom Förderstopp. Die Sicherung der Nahversorgung, seit Jahrzehnten das Steckenpferd des Handels- und Dienstleisterverbandes, ist auch der Landesregierung eine Priorität. Deshalb wurden gemeinsam mit Experten und den Wirtschaftsverbänden eigene Förderkriterien für Tante-Emma-Läden im ländlichen Raum erarbeitet.

Davon profitieren sollen Läden, die in ihrem Einzugsgebiet die einzigen ihrer Art sind, für deren Fraktionen eine gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz fehlt und die eventuell auch bereit sind, zusätzliche Dienste zu übernehmen: „Wir denken an eine Post-Sammelstelle, an die Medikamenten-Ausgabe in Zusammenarbeit mit einer Apotheke, an Tourismusinformationen oder ein öffentliches Telefon", sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag nach der Genehmigung der Kriterien durch die Landesregierung.

Wie kann Überleben garantiert werden? 

Insgesamt sollen für die Förderbeiträge rund 100.000 Euro bereit gestellt werden.. Eine geringe Summe, wie selbst der Landeshauptmann einräumt. Ob er damit recht behält, dass sie dennoch den „kleinen, aber feinen Unterschied machen können, ob ein Tante-Emma-Laden geöffnet bleibt oder nicht“?

Gewerkschafter Alfred Ebner (Cgil/AGB)  bezweifelt es. „Die zur Verfügung gestellt Summe mag zwar nützlich sein“, schreibt er, „doch sie kann den Betroffenen maximal eine kurze Verschnaufpause ermöglichen.“  Ohne strukturelle Eingriffe bei Öffnungszeiten oder Verkaufsflächen werden kleine Strukturen vor allem in der Peripherie in Sachen Wettbewerbsfähigkeit immer benachteiligt bleiben, glaubt der Gewerkschafter. Weit besser als milde Gaben wäre für ihn deshalb die Rückholung von Gesetzgebungskompetenzen – um die Rahmenbedingungen für die Handelsbetriebe an die besonderen lokalen Gegebenheiten anzupassen.

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Alberto Stenico Wed, 04/30/2014 - 09:52

Gut gemeint, aber die wichtigsten Massnahmen zugunsten der "TanteEmma Laden" sind die Einkäufe der (einheimischen) Bürger und Konsumenten!

Wed, 04/30/2014 - 09:52 Permalink