Culture | Interview mit Prof. Franz Comploi

"Neue Wege gehen"

Es gibt so einiges, was am neuen Masterprogramm „Musikologie“ in Bozen einmalig ist. Prof. Comploi stellt den neuen Studiengang im Interview vor.
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An der Uni Bozen wurde ein neues Masterprogramm aus der Taufe gehoben: Musikologie. Die Vaterschaft des geistigen Kindes kann man Prof. Franz Comploi zuschreiben. Als Professor für Musikwissenschaften und Dekan der Bildungswissenschaftlichen Fakultät an der Uni Bozen hat er das Studienprogramm konzipiert und wird in dessen Rahmen auch einige Kurse halten. Wer Musikologie an der Uni Bozen studiert, wird allerdings einigen Eigen- und Feinheiten begegnen, die wohl nur hier anzutreffen sind. Was es damit auf sich hat und was angehende Musikstudenten sonst erwartet, darüber berichtet Prof. Comploi im Interview.

 

Warum hat man den Studiengang, wie sonst üblich, nicht einfach Musikwissenschaften genannt?
Einen geeigneten Namen zu finden, war tatsächlich etwas vom Schwierigsten bei der ganzen Konzeption dieses Masters. Schwierig, weil die Kurse ja in drei Sprachen gehalten werden und deswegen auch der Titel dreisprachig sein soll. Musikologie, musicologia, musicology – das hat in allen Sprachen mehr oder weniger dieselbe Bedeutung. Beim Titel „Musikdidaktik“ hätte das hingegen schon anders ausgesehen, denn „Didaktik“ ist nicht dasselbe wie „didactics“ oder „didattica“.

Sie haben bisher auch schon Kurse rund um musikwissenschaftliche Themen geleitet – wann kam dann die Idee, einen eigenen Studiengang zu gründen?
Die Idee besteht eigentlich schon lange. Bereits vor Jahren war der Wille da, zusammen mit der Universität in Innsbruck so ein Projekt zu starten. Das hat nicht geklappt, daraufhin haben wir uns Trient zugewandt und das funktionierte institutionell auch viel leichter, da es keine Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg ist. Im nächsten Schritt soll – im Euregio-Kontext – dann auch die Universität Innsbruck doch noch dazu geholt werden. Inzwischen läuft das zwischen Bozen und Trient.

Worauf hat man bei der Konzeption des Masters besonders Wert gelegt?
Die Verbindung zur Praxis ist uns sehr wichtig. Sei es musikalisch, sei es bezogen auf Praxis an Institutionen. Ein besonderes Anliegen war es uns, Brücken zu schlagen zwischen Musikwissenschaft und Konzertpädagogik, Musikvermittlung. Auf der einen Seite gibt es nämlich diejenigen, die Musik vermitteln, Lehrer zum Beispiel, und auf der anderen Seite die Künstler und Wissenschaftler. Diejenigen, die Musik in der Schule lernen, und diejenigen, die aufs Konzert gehen. Durch die Verbindung von beiden entstünde eine ganz neue Hermeneutik.

Das Masterprogramm wird in drei Sprachen abgehalten werden. Glauben sie, dass das den Master in den Augen der Studenten attraktiver oder eher unattraktiver macht?
Das wird sich herausstellen. Wenn die Studenten erkennen, dass die Mehrsprachigkeit einen Mehrwert bietet, dann werden sie auch diesen Master wählen. Das ist auf jeden Fall einmalig. Einmalig ist auch, dass im ersten Jahr alles auf Englisch ist, und im zweiten Jahr kann sich der Student dann in Trient auf Musikphilologie oder in Bozen/Brixen auf Musikvermittlung und –pädagogik spezialisieren. Je nach dem werden die Kurse dann eher auf Deutsch oder auf Italienisch sein.

Auch um Deutsche Literatur soll es im ersten Jahr gehen. In welchem Verhältnis stehen Musik und Literatur?
Das ist ein sehr starkes Verhältnis, natürlich. Wenn unsere Studenten dann für Festivals oder auch Forschungsinstitutionen haben, ist es wichtig, auch eine Ahnung von der Literatur der entsprechenden Sprache zu haben. Wir wollen den Studenten nicht nur die reine Sprache vermitteln, sondern auch die dazugehörige Literatur und Kultur.

Wie aufwendig ist es eigentlich, so einen ganz neuen Masterstudiengang auf die Beine zu stellen?
Die Verwaltungsarbeit ist sehr hoch, die Datenbanken, die gefüttert werden müssen – also die Bürokratie ist da sehr intensiv. Und wenn wir Innsbruck mit ins Boot holen werden, steht da auch noch einiges bevor. Vom Inhaltlichen hingegen ist es natürlich immer spannend, wenn man mit Kollegen etwas Neues planen kann.