Politics | SVP

Tommys Roadshow

Thomas Widmann präsentiert auf einer Abschiedspressekonferenz seine Bilanz, mimt den großen, moralischen Mahner und äußert seine Sorgen über die Zukunft der SVP.
Widmann, Thomas
Foto: Othmar Seehauser
Die nächste Pressekonferenz wird auf dem Klo stattfinden.
Thomas Widmann hat den kleinsten Sitzungssaal im Landtag für seine Abschiedspressekonferenz reservieren lassen. Dass alle Journalistinnen oder Journalisten erst gar nicht in den Raum passen, scheint vorkalkuliert und erwünscht zu sein. Auch so kann ein Politiker signalisieren, wie gefragt er ist.
Am Freitagvormittag ist nicht das passiert, was der Autor dieser Zeilen gemutmaßt hatte. Thomas Widmann hat auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz keineswegs seinen Rücktritt bekanntgegeben, sondern er hat sein politisches Vermächtnis verlesen.
Ich hätte diese Pressekonferenz eigentlich erst am Ende dieser Legislatur geben wollen“, eröffnet der SVP-Landesrat seine Verlautbarung. Was dann folgt, ist eine Mischung aus persönlicher Bilanz, moralischer Predigt, öffentlicher Danksagung und politischem Nachtreten.
Die zentrale Botschaft der Veranstaltung: Mit der Delogierung von Thomas Widmann aus der Landesregierung werden die Grundfesten der Südtiroler Volkspartei in Frage gestellt. Der Angriff auf Widmann wird so zum Angriff auf die SVP umgedeutet. Es klingt nicht nur so, sondern es ist auch so gemeint. „Was jetzt passiert, ist ein Armutszeugnis für die SVP“, sagt der scheidende Landesrat.
 

Die Amputation

 
Thomas Widmann eröffnet seine Pressekonferenz (diesmal waren Fragen erlaubt) mit einer Danksagung an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sanität. „Sie haben in diesen zwei Jahren der Pandemie Übermenschliches geleistet“, sagt der ehemalige Sanitätslandesrat. Gleichzeitig liefert er eine sehr kurze Bilanz seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit in der Sanität ab. Sie fällt denn auch - kaum überraschend - äußerst positiv aus. Gerade deshalb sei seine Absetzung zu diesem Zeitpunkt völlig unverständlich. „Eine Regierung, die gut gearbeitet hat, soll jetzt amputiert werden“, bleibt Thomas Widmann verbal kurzerhand im Operationssaal. Um dann den politischen Mahner zu geben: „Was jetzt aber passiert, sollte uns allen zu denken geben“.
 
 
 
Widmann bricht den SAD-Skandal, seine Rolle und die Folgen daraus auf eine einfache Formel herunter. Der Grund für seinen Rücktritt sei ausschließlich die „tiefe Beleidigung und Enttäuschung des Landeshauptmannes“. Dabei habe er sich bereits persönlich und öffentlich für seine Aussagen entschuldigt.
Da steht einer vor der versammelten Presse, der ausschließlich das Beste für Land, Leute und Partei will, aber jetzt - völlig unschuldig - Opfer der Eitelkeit von Arno Kompatscher geworden ist.
Plötzlich steht einer vor der versammelten Presse, der ausschließlich das Beste für Land, Leute und Partei will, aber jetzt - völlig unschuldig - Opfer der Eitelkeit von Arno Kompatscher geworden ist.
 

Ein Armutszeugnis

 
Thomas Widmann weiß, dass er seine anschließende Abwahl durch den Landtag kaum verhindern wird können.
Deshalb gräbt er bereits die nächste Baustelle um. Er spricht sich wortgewaltig gegen eine geplante Berufung eines Sanitätslandesrates von außen aus. „Aus der SVP-Fraktion ist niemand bereit, dieses Amt zu übernehmen“, weiß Widmann zu berichten. Deshalb wolle der Landeshauptmann jetzt unbedingt einen „Technokraten“ ernennen. „Widmanns Überzeugung: „Was für ein Armutszeugnis“.
Für den langjährigen SVP-Landessekretär stehe in dieser Frage die Zukunft der Sammelpartei SVP auf dem Spiel. „Ich halte das für das Land und die SVP für einen großen unverzeihlichen Fehler“, meint Widmann, „den ich nicht mittragen kann“.
Auch seine persönliche Zukunft sei klar definiert. „Ich bleibe meiner Partei treu“. Er werde sich in den nächsten eineinhalb Jahren „kritisch und konstruktiv im Landtag einbringen“.
Es ist ein Satz, der nicht nur wie eine Drohung klingt.