Politics | Bruneck

Neuer Wolf im Brunecker Rathaus?

Hotelier, Familienvater, Sportfan – und bald Bürgermeister? Bruno Wolf über Rückhalt daheim, politische Ziele und Brunecks größte Herausforderungen.
Bruno Wolf
Foto: privat
  • SALTO: Herr Wolf, Sie sind nicht nur Hotelier und in verschiedenen Vereinen aktiv, sondern wollen als SVP-Bürgermeisterkandidat auch in die Fußstapfen von Roland Griessmair treten. Wie wollen Sie all diese Aufgaben unter einen Hut bringen?

    Bruno Wolf: Ich habe die richtige Frau an meiner Seite – das ist die Grundvoraussetzung. Wir haben drei Kinder, und sie managt sowohl das Hotel als auch die Erziehung. Außerdem ist sie – wie ihr Bruder, der Biathlet Lukas Hofer – eine leidenschaftliche Sportlerin, und auch unsere Kinder begeistern sich bereits für den Biathlonsport. Nur weil mir meine Frau so sehr den Rücken stärkt, kann ich mich überhaupt für dieses Amt zur Verfügung stellen.

  • Zur Person

    Bruno Wolf wurde 1965 in Bruneck geboren und wuchs in Reischach auf. Bereits mit 16 Jahren stieg er in den elterlichen Betrieb ein und arbeitet seither im Hotel Heinz und der Après Ski Tenne mit, die er heute gemeinsam mit seiner Frau Katrin leitet.

    Seine politische Laufbahn begann vor rund 15 Jahren. Seither ist er engagiertes Mitglied der Südtiroler Volkspartei (SVP): als Ortsobmann der SVP Reischach, Fraktionsvorsteher, Gemeinderat sowie Fraktionssprecher der SVP im Gemeinderat.

  • Im Video „Ein Tag mit Bürgermeisterkandidat Bruno Wolf“ ist von früh bis spät Action. Ist das tatsächlich ein normaler Tag bei Ihnen?

    An diesem Drehtag ist wirklich besonders viel zusammengekommen – so viel ist nicht jeden Tag los. Aber ich bin seit 15 Jahren SVP-Ortsobmann. Damals habe ich mich bereit erklärt, ein Amt zu übernehmen bzw. mich für einen Ausschuss aufstellen zu lassen, und wurde gleich im ersten Anlauf zum Ortsobmann gewählt. Danach ging es weiter: Wir haben eine sehr starke Gruppe in Reischach aufgebaut, und ich habe mich intensiv für die Gemeindepolitik eingesetzt. Bei den letzten Gemeinderatswahlen erhielt ich auf Anhieb 427 Stimmen. Dieses gute Ergebnis hat dazu geführt, dass ich zum Fraktionsvorsteher der Fraktion Reischach, zum Gruppensprecher der SVP Ratsgruppe und in den Koordinierungsausschuss gewählt wurde. Als Fraktionsvorsteher  konnte ich bereits einige Verwaltungserfahrung sammeln. Unsere Fraktion ist auch wirtschaftlich gut aufgestellt. Dadurch können wir die Vereine und andere Projekte gut unterstützen.

     

    „Am Ende standen 22 Namen auf der Liste.“

     

    Sie waren nicht der einzige Anwärter für Griessmairs Nachfolge. Wie haben Sie sich letztlich durchgesetzt?

    Als ein Bürgermeisterkandidat gesucht wurde, hat der Hauptkoordinierungsausschuss beschlossen, dass alle SVP-Mitglieder potenzielle Kandidaten vorschlagen konnten. Am Ende standen 22 Namen auf der Liste, darunter auch Hannes Niederkofler, Werner Volgger, Reinhard Weger, Karl Erlacher und Christian Tschurtschenthaler.

     

  • Wer zieht als Bürgermeister in das Brunecker Rathaus?: Laut Bruno Wolf, Kandidat der SVP, muss die Wahl erst einmal gewonnen werden. Foto: Gemeinde Bruneck

    Der ehemalige Bürgermeister, der von 2000 bis 2013 im Amt war?

    Genau. Daraus entstand auch der Wunsch vieler, dass Griessmair für den Gemeinderat bzw. Ausschuss kandidieren könnte, wenn sein Vorgänger wiederum Bürgermeister würde – eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der nicht der Eindruck entsteht, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht. Es wäre ideal gewesen, wenn er wenigstens dem Gemeinderat erhalten geblieben wäre, denn er hat sehr viel für Bruneck erreicht und hätte gerne noch einige Projekte zu Ende geführt.

    Griessmair hatte den Gemeinderat stets fest im Griff, auch wenn die Opposition mitunter schärfere Töne anschlug. Wie wollen Sie die Gemeinde führen?

    Griessmair verfügte über sehr viel Erfahrung und konnte vieles schneller selbst erledigen, als es anderen zu erklären. In dieser Hinsicht wird er uns fehlen. Ich hingegen arbeite mehr im Team und will auch bewusst Aufgaben delegieren.

    Mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm hat Bruneck bereits eine der großen Herausforderungen gemeistert. Welche Ziele setzen Sie sich für die Zukunft?

    Es gibt noch einige laufende Projekte, die fertiggestellt werden müssen, etwa die Schlossparkgarage oder das Verkehrskonzept. In den ehemaligen Kasernenarealen sollen zudem neue, leistbare Wohnungen entstehen – eines der zentralen Themen für Bruneck.

  • SVP-Bürgermeisterkandidat Bruno Wolf: „Natürlich sind auch wir nicht fehlerfrei – niemand ist das –, wir sind offen für Vorschläge.“ Foto: privat
  • Wie wichtig ist das Thema Wohnen für Bruneck?

    Es ist – wie überall in Südtirol – ein sehr wichtiges Thema, Bruneck ist die Stadt mit den meisten Berufseinpendlern von ganz Südtirol. Wo viele Arbeitsplätze sind, entsteht naturgemäß ein hoher Bedarf an Wohnraum, das erhöht den Druck.

    Wie wollen Sie dieses Problem in Bruneck angehen?

    Mit den rund 400 Wohnungen, die auf den ehemaligen Kasernenflächen entstehen sollen, hoffen wir, etwas Entlastung zu schaffen und den Druck auf den Wohnungsmarkt zu verringern. Auch weitere Projekte und Initiativen im Bereich Wohnen sind geplant.

    Welche weiteren Themen stehen für den künftigen Gemeinderat an?

    Das Thema Verkehr ist in Bruneck natürlich immer wichtig, da gilt es das mühevoll erarbeitete Verkehrskonzept umzusetzen. Auch die Bereiche Soziales und Senioren haben große Bedeutung und schließlich gilt es, die Lebensqualität weitert zu steigern – auch wenn wir schon auf einem sehr hohen Niveau sind.

    Verkehr scheint generell ein Problem im Pustertal zu sein: eine einzige Staatsstraße für Tourismus, Gewerbe und Personenverkehr. Gleichzeitig gibt es viel Widerstand gegen Umfahrungen und neue Straßenprojekte. Hat das Pustertal tatsächlich ein Verkehrsproblem oder ist es nur gefühlt?

    Ich bin viel unterwegs und fahre auch leidenschaftlich gerne Motorrad. Das Pustertal hat verkehrstechnisch wirklich Aufholbedarf. Es gibt viele gute Konzepte im Bereich des Straßenbaus, vieles ist geschehen, einiges in Arbeit und anderes beim Planen. Leider geht es sehr langsam – die Mühlen der Bürokratie sind auch hier sehr fleißig. Das Pustertal baut auf Straße und Schiene gleichermaßen und gleichwertig.  Auch auf der Schiene ist vieles geschehen und einiges in Bearbeitung. Im Winter ist der Verkehr dank Skitourismus besser verteilt, aber im Sommer will gefühlt jeder Urlauber mindestens einmal an den Pragser Wildsee – und dafür müssen alle durchs Pustertal.

     

    „Das Pustertal hat verkehrstechnisch wirklich Aufholbedarf.“

     

    Wie reisen die Gäste Ihres Hotels an, und welche Maßnahmen ergreifen Sie gegen das Verkehrsproblem?

    Unser Hotel liegt direkt an der Talstation der Kronplatz-Seilbahn. Unsere Gäste reisen meist mit dem Auto an, stellen es in die Garage und nutzen es erst wieder bei der Abreise. Mit dem Citybus erreichen sie viertelstündlich die Stadt. Über die Kurtaxe wird zudem die Kronplatz-Mobil-Card finanziert, mit der die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt werden können – wobei das natürlich nicht „gratis“ ist, denn ein großer Teil der Kurtaxe fließt in die Mobilität. Wir überlegen auch, wie wir den Verkehr weiter reduzieren und gleichzeitig Vorteile für die einheimische Bevölkerung schaffen können.

    Neben der SVP treten in Bruneck noch sechs weitere Parteien an. Wie schätzen Sie Ihre Konkurrenz ein?

    Jede Wahl muss erst gewonnen werden. Wichtig ist für mich, dass sich jeder Bürger Gedanken über die Zukunft macht und wählen geht. Bruneck gehört zu jenen Gemeinden, in denen der Bürgermeister nicht direkt gewählt wird, sondern über die Vorzugsstimmen und das Listenzeichen. Ich bin überzeugt, dass die SVP in den vergangenen Jahren viel Gutes erreicht hat, und wir wollen diesen Weg weitergehen. Natürlich sind auch wir nicht fehlerfrei – niemand ist das –, wir sind offen für Vorschläge. Wir versuchen in allen Bereichen, den Weg des größtmöglichen Konsens zu gehen. 

  • Wie wird gewählt?

    Bruneck zählt zu den Gemeinden mit mehr als 15.000 Einwohnern. Daher unterscheidet sich das Wahlsystem leicht von jenem in kleineren Gemeinden. Die Wählerinnen und Wähler erhalten einen einzigen Stimmzettel, auf dem die Namen der Bürgermeisterkandidaten zusammen mit dem jeweiligen Listensymbol aufgeführt sind. Neben der Wahl des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin können zusätzlich bis zu vier Vorzugsstimmen für Kandidatinnen und Kandidaten des Gemeinderats vergeben werden.

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