Economy | Landwirtschaft

Betriebs- und Volkswirtschaft

Die Anregung zur Diskussion über die Südtiroler Landwirtschaft allgemein, über den Apfelanbau und seiner Entwicklung und speziell über den Unterschied zwischen biologischem und traditionellem Anbau, sowie über den neuesten Trend der Anlagen-Expansion finde ich vorteilhaft und auf salto genau richtig. Da haben wir nun schon einige kräftige Säulen, auf welche wir diesen Themenkreis stellen können und ich will gerne meinen Beitrag dazu leisten. Schicke aber voraus, dass ich zwar mit der Viehwirtschaft als Nebenerwerb aufgewachsen bin, aber als weichender Erbe kein Bauer geworden bin. Dass ich keinerlei Ausbildung auf dem Gebiet des Apfelanbaues gemacht habe, doch seit 1970 damit engen Kontakt habe und die Entwicklung und Problematik recht gut kenne. Außerdem bin ich als ehemaliger Obmann und nun ehrenamtlicher Projektbegleiter eines Beregnungskonsortiums im oberen Vinschgau direkt Betroffener.
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Foto: Euyo

Silvia Rier und Andreas Hilpold haben mit ihren beiden Beiträgen zum Apfelanbau in Südtirol eine Tür aufgestoßen in eine Realität, die es sicher nötig hat, diskutiert zu werden. Besser noch wäre aber, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um größere Schäden und Spätfolgen dieser Entwicklung zu vermeiden.Uns bleibt vorerst nur die Diskussion. Und weil man ein Problem immer von außen nach innen angehen soll, darf ich mit den Rahmenbedingungen beginnen.

Ein Universitätsprofessor hat einmal in einem Vortrag gesagt: "Das Schlimme ist, dass zuviele Betriebswirtschaft studieren und zuwenige Volkswirtschaft. Wir laufen deshalb die Gefahr, nicht über den Tellerrand des eigenen Betriebes hinauszuschauen und die volkswirtschaftlichen Folgen unserer betrieblichen Entwicklungen bewusst oder unbewusst zu übersehen". Er hätte es nicht besser sagen können und genau dies trifft in der Südtiroler Wirtschaft und speziell im Apfelanbau zu. Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen ist Volkswirtschaft. Die Synergien zwischen Landwirtschaft und Tourismus  wurden schon in den 70er-Jahren gepredigt, Landesrat Berger hätte beide Assessorate in einer Hand gehabt, passiert ist gar nichts, außer dass der Urlaub auf dem Bauernhof zurecht in die Negativschlagzeilen gerät, weil er zu einem Missbrauchinstrument ersten Ranges geworden ist. Von einem direkten Weg vom Bauern zum Gast oder Konsumenten allgemein noch keine Spur, außer einwenig Selbstberäucherung zwischendurch und ein paar Eigeninitiativen, wie z.B. die von der Unweltschutzgruppe Vinschgau ins Leben gerufenen Bauernmärkte.

Nun geraten sich vor lauter Betriebswirtschaft die Bauern untereinander in die Haare. Das Miteinander funktioniert nur unter Gleichgesinnten, sprich Obstgenossenschaften, Bodenverbesserungs- und Beregnungskonsortien, Maschinenring, Viehzuchtverbände. Sobald verschiedene Betriebsformen aufeinandertreffen, kommt es zum Gegeneinander und der Weg zum Nebeneinander ist schon recht steinig, wenn überhaupt noch begehbar. Man sagt doch so treffend: Jeder schaut nur auf sich, also Betriebswirtschaft. Die Landschaft, die Nachhaltigkeit, die Umwelt, die Artenvielfalt, die Dorfgemeinschaft, die Nahversorgung, das Gemeinwohl, das alles wäre Volkswirtschaft. Doch wen kümmert das? Oh ja, das kümmert den Betriebswirtschaftler schon, nämlich dann, wenn die Infrastrukturen und die Zuschüsse für seine Betriebswirtschaft zu finanzieren sind. Dort dürfen dann brav und möglichst ohne Widerstand die Steuergelder der Allgemeinheit herhalten. Dort wird plötzlich die Betriebswirtschaft zur Volkswirtschaft. Na bitte, wenigstens einmal klappt's, ist das nichts?