Chronicle | Hochwasserhilfe

1.200 Muren in Tuzla/Bosnien

Im Kanton Tuzla, einem Bezirk im Nordosten Bosniens, ist die Situation nach dem Hochwasser immer noch dramatisch, alle Städte dort sind von den Fluten und Erdrutschen betroffen. Die Alexander Langer Stiftung sammelt Spenden und Unterschriften und bringt sie nach Bosnien.

Rund 7.500 Häuser sind durch die Überschwemmungen und Schlammlawinen unbewohnbar geworden, 80.000 Menschen mussten ihr Heim verlassen. Dies teilte das bosnische Ministerium für Menschenrechte und Flüchtlinge mit. Die Situation ist chaotisch, vor allem weil Bosnien-Herzegowina über kein gesamtstaatliches Konzept zum Katastrophenmanagement verfügt. Ergebnis der nach dem Bürgerkrieg ausverhandelten Gewaltenteilung im Mehrvölkerstaat, der seit 1995 (Dayton Abkommen) ein dreiköpfiges Staatspräsidium (bestehend aus den konstitutiven Gruppen Bosniaken, Kroaten, Serben) vorsieht. Der Ausnahmezustand konnte beispielsweise deshalb nicht ausgerufen werden, weil das Staatspräsidium dies schlicht und einfach nicht vorsieht, schreibt die österreichsche Zeitung "Der Standard". Nun wolle die EU, die UNO und die Weltbank eine gemeinsame Bewertung der Hochwasserschäden anstellen und beraten, wie weiter vorzugehen ist.

Irfanka Pasagic schreibt aus Tuzla: "Mi sembra di essere ritornati alla situazione che c'era durante la guerra ..ancora una volta abbiamo bisogno di cibo, acqua, vestiti, attrezzature per pulire e per disinfettare. La situazione è così terribile che è difficile immaginarla peggiore..A Tuzla sembra tutto normale, mentre a un paio di chilometri da qui c'è l'orrore."

Konkret zu Hilfe schreitet die Alexander Langer Stiftung, die seit langem engen Kontakt mit Bosnien-Herzegowina, speziell mit dem Verein Tuzlanska Amica pflegt, deren Leiterin Irfanka Pasagic im Jahr 2005 den Alexander-Langer-Preis erhielt. Auf der Langer-Internet-Seite sind Briefe aus den Katastrophengebieten nachzulesen, Briefe die von den erlittenen Schäden und den unbewohnbaren Häusern, vom Leid der Menschen, aber auch von der anlaufenden Solidarität erzählen. Allein auf dem Gemeindegebiet der Stadt Tuzla zählte man bis jetzt 1.200 Muren und Erdrutsche, das macht ein Drittel von Gesamtbosnien aus.

Die Langer-Stiftung ruft zu einer Spendenaktion auf, die dem Verein Tuzlanska Amica zugute kommen; gesucht wird außerdem leihweise ein Kleinlastwagen, mit dem Edi Rabini, Andrea Rizza und ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung Hilfsgüter nach Bosnien bringen wollen.