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Neue Wege für ein Miteinander?

Downhiller und Wanderer nebeneinander? Das geht nicht, sagt der AVS und lässt zwei Wanderwege auf. “Eine Chance – für beide Sportarten”, sagen Grüne und Projekt Bozen.
Downhill
Foto: web

So weitläufig die Südtiroler Wald- und Berglandschaften auch sein mögen – sich aus dem Weg zu gehen, geht nicht immer. Menschen mit unterschiedlichsten Interessen und Hobbies beanspruchen Räume für sich, die andere ebenso nutzen wollen. Rücksicht ist nur bedingt möglich, wenn die einen gemütlich den Berg hinauf wandern wollen und die anderen ihr Vergnügen auf zwei Rädern und hoher Geschwindigkeit suchen.
Eine gesetzliche Regelung für das Mountainbiken oder andere Radsportarten in der freien Natur gibt es in Südtirol nicht. Die Konflikte mit Wanderern scheinen vielerorts vorprogrammiert.

In Bozen hat sich die Lage nun derart zugespitzt, dass der AVS beschlossen hat, zwei Wanderwege aufzulassen. Die Wege Nr. 4 und 4A, die von Bozen nach Kohlern führen, werden künftig nicht mehr vom AVS Instand gehalten, “weil dort übermäßig viele Downhiller unterwegs sind. Es ist klar, dass das Zusammenleben zwischen dieser Sportart und uns schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist”, erklärt der Präsident des AVS Bozen, Eduard Gruber Medienberichten zufolge. “Zu welchem Zweck sollen wir Zeit und Ressourcen für einen Weg einsetzen, der nicht sicher ist für jene, die ihn einfach zu Fuß hinauf gehen wollen?”
Mit der Entscheidung, die Wege aufzulassen, wolle man ein Zeichen setzen, dass die möglichen Konflikte zwischen Wanderern und Radfahrern ernst zu nehmen seien, so Gruber. Zuletzt hatte auch die Umweltschutzgruppe Vinschgau gefordert, das Mountainbiken in der Natur endlich gesetzlich anzugehen.

Neue Wege wagen

Die Wegweiser des AVS sind von den Wanderwegen Nr. 4 und 4A bereits verschwunden, in Kürze werden sie von der Liste der AVS-Wanderwege gestrichen. An diesem Punkt soll die Geschichte jedoch nicht enden. Die Entscheidung des AVS eröffne neue Perspektiven, sind die Bozner Grünen und ihre Bündnispartner von Projekt Bozen überzeugt. “Einerseits bedauern wir die Ankündigung des AVS”, schreiben Tobe Planer (Gemeinderat), Martin Fink, Uli Spitaler und Michael Keitsch (Stadtviertelräte) in einer Stellungnahme. Andererseits tue sich dadurch die Chance auf, die aufgelassenen Wanderwege, die von Wanderern sowieso “recht spärlich” genutzt würden, als ausschließliche und exklusive Downhill-Strecken auszuweisen. Vieles spreche dafür, so Grüne und Projekt Bozen:
“Eine derartige Nutzung, auf die wir in Vergangenheit schon des Öfteren hingewiesen haben, würde der Stadt Bozen endlich die ersten derartigen, in Downhillerkreisen schon lange heiß ersehnten und im gesamten Alpenraum ansonsten äußerst seltenen Ganzjahresstrecken bescheren.
Auch die Nutzung der ständig defizitären Kohlererseilbahn könnte somit gestärkt und die ausgewiesenen Downhill-Strecken nun endlich offen beworben werden.
Im Vergleich zu anderen Sportarten, wie z.B. dem Skifahren, ist der Flächenverbrauch äußerst gering. Somit könnten neue (junge) Tourismuszielgruppen angesprochen werden, ohne natur- und kostenintensive Eingriffe tätigen zu müssen.”

Für Betreuung Instandhaltung könne ein in der Downhill-Szene tätiger Verein sorgen, in Zusammenarbeit mit Gemeinde und Grundbesitzern. Zugleich, so der Vorschlag, könne der so genannte “Seniorensteig” bei der Nordeinfahrt des Virgl-Tunnels sowie der Weg von Haslach auf den Virgl für Downhiller gesperrt werden. “Dann könnten auch die Wanderer von einer eigenen Downhill-Strecke profitieren.” Nach dem Motto: Getrennte Wege gehen ist besser für alle.

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Tom Rebhuhn Thu, 06/29/2017 - 16:49

Die Diskussion ist wichtig und überfällig - finde daran allerdings einige Punkte erstaunlich. Zunächst glaube ich nicht, dass "der" AVS ein "Miteinander" ausschließt - es sind vielleicht einige Sektionen oder ältere Mitglieder dieser Sektionen, die das Mountainbiken vom Berg verbannen wollen - wohl kaum der gesamte Verein, der eigentlich stets offen für neue Bergsportarten war. Dann möchte ich wissen, von welchen Konflikten hier die Rede ist - und vor allem weshalb "Rücksicht nur bedingt möglich sein" soll. Bin selbst viel am Berg mit dem Rad unterwegs, auf- und abwärts, und habe noch keinen einzigen Konflikt erlebt. Man lässt den Wanderern den Vortritt, grüßt freundlich, und das wars. Jedenfalls finde ich die Aktion des AVS Bozen trotzig und kindisch - anstatt sich beleidigt zurückzuziehen hätte man auch Lösungen mit allen Beteiligten suchen können und vor allem allen Bergsportarten ihre Berechtigung belassen müssen. Dass nun die Grünen derartige Vorschläge vorbringen, ist erfreulich - eigentlich wäre dies jedoch die Aufgabe des Bozner AV gewesen.

Thu, 06/29/2017 - 16:49 Permalink