Economy | Wirtschaftsstandort
Kompatschers Stellungnahme
Foto: Salto.bz
Der offene Brief des Unternehmerverbandes, der sich der Causa Alpitronic angenommen hat, hat hohe Wellen geschlagen. Darin nimmt der mächtige Wirtschaftsverband das negative Gutachten der Landeskommission für Raum und Landschaft zum Anlass, um einen Frontalangriff gegen die Landespolitik zu starten und die Frage zu stellen, ob Südtirol wirklich ein Industrie- und Innovationsland sein bzw. bleiben will. Doch von Anfang an: Nachdem der Standort der Firma Alpitronic, ein Unternehmen, das führend in der Herstellung von Schnellladesäulen für E-Autos ist, aus allen Nähten platzt, hat sich die Geschäftsführung nach einem neuen Sitz umgesehen und ein Grundstück in Terlan/Siebeneich ins Auge gefasst.
Derzeit ist das Unternehmen an vier verschiedenen Standorten in Bozen und einem in Auer tätig, was hohe Anforderungen an die Logistik und hohe Kosten mit sich bringt. Das neue Betriebsgebäude, das in der Erweiterungszone nordwestlich des bestehenden Gewerbegebietes in Terlan geplant ist, soll als Green Building, energieautark und klimaneutral im Campus-Stil verwirklicht werden. Angepeilt wird die Verlegung des Sitzes für das Jahr 2024. Obwohl bereits positive Gutachten vom Amt für Gewässernutzung, vom Amt für Gewässerschutz und vom Labor für Luftanalyse und Strahlenschutz vorliegen, könnte das negative Gutachten seitens der Kommission für Raum und Landschaft das Projekt verzögern bzw. stoppen, so zumindest die Befürchtung des Unternehmerverbandes.
Widerstand
Wie berichtet, hat der Terlaner Gemeindeausschuss im September des vergangenen Jahres einstimmig die Einleitung des Verfahrens zur Änderung des Bau- und Landschaftsplanes genehmigt, mit welchem das bereits bestehende Gewerbegebiet erweitert bzw. verdoppelt werden sollte. In dieser neuen Zone liegt auch, geht es nach dem Willen von Alpitronic, das neue Betriebsgelände des Unternehmens.
Eingereicht wurde der Antrag um Umwidmung von zehn Hektar landwirtschaftlichem Grün in Gewerbegebiet von Michael Graf Goess Enzenberg, Besitzer des Grundstückes. Diese Bauleitplanänderung stieß allerdings teils auf heftigen Widerstand – auch innerhalb des Gemeinderates. Alexander Höller, SVP-Gemeinderat und Bauer aus der Siebeneicher Fraktion Klaus, startete gemeinsam mit einigen Mitstreitern eine Unterschriftenaktion, an der sich über 400 Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben. Kritisiert wurde zum einen die flächenmäßige Erweiterung, denn bereits jetzt betrage die Fläche der Gewerbezone (ohne Obstgenossenschaft Frubona) 7,7 Hektar. Mit der Erweiterung werden es rund 20 Hektar sein. Laut Höller, sei das für Siebeneich so nicht tragbar. Bedenken gab es zudem wegen möglicher negativer Auswirkungen auf den Trinkwasserbrunnen der Gemeinde Terlan, der sich im angrenzenden Margaretenwald befindet, und auf die Trinkwasserschutzzone I und II, die nur wenige Meter von der geplanten Zone entfernt liegen.
Von Landesinteresse
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat gestern (28. Juni) im Rahmen der wöchentlichen Presskonferenz Stellung zum offenen Brief des Unternehmerverbandes bezogen und seinerseits Seitenhiebe ausgeteilt: Die Kritik des Unternehmerverbandes sei überflüssig, denn das Land bemühe sich bereits seit Wochen um eine Lösung. Weder die Kommission für Raum und Landschaft noch das Land habe den Iter unterbrochen, sondern die Gemeinde, nachdem der Grundstückeigentümer seinen Antrag zurückgezogen habe. Darüberhinaus sei das Gutachten der Kommission lediglich ein Gutachten und kein Beschluss. Die negative Bewertung sei unter anderem aufgrund der Größe der Fläche, die mit rund zehn Hektar doch etwas zu großzügig bemessen schien, zustande gekommen, so Kompatscher.
Wir arbeiten bereits seit Wochen an einer Verfahrensmöglichkeit.
„Das bedeutet aber nicht, dass die Möglichkeiten damit ausgeschöpft wären“, betonte der Landeshauptmann, der darauf verwies, dass die Betriebsansiedelung eines Unternehmens, das in einem für Südtirol bedeutenden und zudem nachhaltigen Sektor tätig ist, im strategischen Interesse des Landes liege. „Wir arbeiten bereits seit Wochen an einer Verfahrensmöglichkeit“, so Kompatscher, der erklärte, dass das Unternehmen auch über die Schritte informiert sei und es dafür keine Intervention von außen brauche – in etwas nach dem Motto: Wir können auf die Ratschläge von Herrn Oberrauch verzichten.
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Es gibt keine zusätzlichen
Es gibt keine zusätzlichen hochqualifizierten Arbeitskräfte mehr in Südtirol für diese Unternehmen. Es gibt auch keine Unterkünfte in Südtirol für auswärtige oder Heimkehrer. Es gibt keinen Platz. Wo bitte liegt am Ende des Tages der Sinn und der Zweck sich als global agierendes Unternehmen sich in Terlan oder auf einem Berg in Südtirol zu platzieren. Wettbewerbsvorteil? keine Arbeitskräfte, immense Bürokratie, hohe Steuern, teure Erde, kein Flug(Hafen) - why?
Die Aussage, dass solche
Die Aussage, dass solche massiven Eingriffe und Belastungen nun gar "klimaneutral" seien, sagt schon alles.
Aber wer gibt sich heute nicht alles mit "grün" und "nachhaltig" die Klinke in die Hand?
In der Praxis sieht es dann ganz anders aus.
Man fragt sich: Wieso sollen bei all den aufgelassenen, oftmals mit teuren Steuergeldern sanierte bzw. nicht mehr genutzte, versiegelte Flächen im Land (Sinich...) und (alternativen) Möglichkeiten, wie Nachverdichtung ..., dafür unnötigerweise überhaupt noch weitere Grünflächen zerstört werden?
Muss eine Gemeinde nachgeben?
Muss eine Gemeinde nachgeben???