Culture | Salto Afternoon
Kunst(preis) für alle
Auch wenn sich in der mit gestern angelaufenen Ausstellung im TreviLab die Werke aller 14 Finalist:innen finden, hielt man die sechs Gewinnerwerke zu Beginn mit einem roten Vorhang bedeckt. Wohl nur für den dramatischen Effekt, da man sich die Gewinner:innen leicht denken konnte, wenn man Acht gab, welche der 14 in die Endrunde aufgenommenen Werke (eingereicht wurden 58) „fehlten“.
Nachdem es sich bei der ersten Ausgabe des nun alle zwei Jahre ausgerichteten Förderpreises der Provinz - Abteilung für Italienische Kultur, der sich mit dem neugeschaffenen Premio Piero Siena abwechselt, um einen reinen Geldpreis handelte (wodurch die Werke bei den Künstler:innen verblieben), ging es ab der zweiten Ausgabe verstärkt um die Öffnung des Projekts: Partner des „Catalogo Aperto“ ist die Initiative „Artoteca“, welche in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Das Gewinnerwerk des ersten Premio Piero Siena, Nicolò de Giorgis Mare Vostrum ist im Übrigen derzeit als Teil der Ausstellung „Fuori Tutto“ im Museum Maxxi in Rom zu sehen.
Von 2021 auf 2023 haben sich dann noch einmal Preisgeld und Vergabemodus geändert. Der Preis wurde eine gute Spur exklusiver, denn waren es ’21 immerhin 20 Künstler:innen, auf die insgesamt 40.000 Euro zu gleichen Teilen ausgeschüttet wurden, so oblag es in diesem Jahr einer Fachjury über die Aufteilung von 15.000 Euro unter sechs Künstler:innen zu entscheiden. Elena Bini (Verantwortliche für die Sammlung des Museion), Claudia Corrent (Fotoküntslerin und zweifache Gewinnerin des Preises), sowie Francesca Verga (gemeinsam mit Zasha Colah Künstlerische Leiterin der Ar/Ge Kunst) beschlossen jedoch, die Preise zu gleichen Stücken (a 2500 Euro) zu vergeben.
Es durften sich am Ende Celestina Avanzini (Naufragio; Mischtechnik), Sara di Nasso (Mangia con le mani; Collage aus Monotypen), Samira Mosca (Non ti scordar di me; Analoges Foto auf Fotopapier), Oliver Kofler (Lost in time; Analoger Fotodruck, entwickelt), Elisabetta Vazzoler (Luogo abbandonato; Öl auf Leinwand), sowie Linda Jamin Mayer (Sleeping in Parallel Worlds; Video-Standbild, Fine Art Print) über eine Auszeichnung ihrer jeweiligen Werke freuen.
Neben der finanziellen Vergütung ist als Teil des Preises durch die Partnerschaft mit „Artoteca“ auch vorgesehen, dass die Werke, welche gemeinsam mit den acht anderen in die enge Auswahl aufgenommenen Kunstwerken bis 4. August im TreviLab ausgestellt werden (von Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr), auch ab 2024 in die Artothek aufgenommen werden. Diese verfügt an fünf Standorten in Südtirol über rund 150 Kunstwerke, welche kostenlos für bis zu 90 Tage ausgeliehen und mit nach Hause genommen werden können. Gefallen am Ende Werk und Preis, so kann ein Kunstwerk erworben werden, ist dies nicht der Fall, so kann man mit der Rückgabe des ausgeliehenen Werks auch ein neues ausleihen. Ein Katalog der verfügbaren Werke findet sich online und liegt in Papierform in der Ausstellung auf, ebenso wie eine Mappe mit Abbildungen der 13 analogen, sowie des einzigen digitalen Kunstwerkes (zu sehen auf einem Display und zu hören über Kopfhörer) im Postkartenformat.
Die Auswahl der Gewinnerwerke sei, so hieß es bei der Vergabe - bei welcher die Juroren ebenso wie die Vertreter der italienischen Kultur Lampis und Vettorato seitens des Landes verhindert und durch Schulamtsleiter Vincenzo Gullotta vertreten waren - Ergebnis eines „intensiven Austauschs“ gewesen, ebenso wie des Bestrebens den Künstler:innen unter 30 einen eigenen Platz einzuräumen. Besonders wurden in den einzelnen vor Ort vorgelesenen Statements Technik, Originalität und künstlerischer Werdegang gewürdigt. Ausgezeichnet wurden dabei Künstler:innen auf verschiedenen Ebenen der Professionalisierung.
Wer nicht nur zu den Werken, sondern auch zu den Künstlern Nähe sucht, der hat die Gelegenheit sich ihnen und ihrer Arbeit im Rahmen der „Artoteca Talks“ in der Claudia Augusta Bibliothek im selben Haus anzunähern. Den Anfang macht am 6. Juli um 17.30 Uhr Celestina Avanzini. Die studierte Soziologin mit Schwerpunkt Psychoanalyse konzentriert sich in ihrem dunkelbunten „Naufragio“ auf eine abstrakte Darstellung der Innenwelt. Zum Einreichen des für die Künstlerin recht untypischen Werks hatte ihr eine Freundin geraten, welche „die Entscheidung der Jury vorwegnahm“, kommentierte Valentina Cramerotti der Cooperativa19 den Umstand scherzhaft.
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