Aperitif für „alternativ“
“Wir haben die Nase voll, so können und werden wir nicht weitermachen”. Das ist die Reaktion der Organisatoren des Elysium School’s Out Festivals, das vor wenigen Wochen im Juni in der Bozner Industriezone über die Bühne ging. Das Festival drohte noch am Vortag zu scheitern. Dass es dennoch stattgefunden hat, ist auch Landesrat Philipp Achammer zu verdanken. Er konnte Bürgermeister Caramaschi überzeugen, seine Sicherheitsbedenken zugunsten der jugendlichen Feierlaune abzuschütteln. Dennoch haben besonders die harschen Worte von Caramaschi bei den Organisatoren einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
Doch nicht nur die Organisatoren des Schools Out Festivals sind verbittert. Auch die Junge Generation der SVP (JG) klagt über die hohen Hürden für Jugendveranstaltungen. „Gerade für Südtirols Jugendliche ist es, aufgrund gesetzlicher und bürokratischer Auflagen, immer schwieriger etwas über die Bühne zu bringen“, sagt Stefan Premstaller. Der junge Organisator des Zusammentreffs hat die Diskussion Mittwoch (27. Juli) abends moderiert. Es ging im Batzenhäusl Bozen um: „Gute Nacht Jugendkultur?!“
Ziel dabei war es, bei einem Sommer-Aperitif zusammen mit Jugend- und Kulturlandesrat sowie Parteiobmann Philipp Achammer Anregungen, Denkanstöße und Einschätzungen zum Thema Jugendkultur zu diskutieren. Unter den 41 Gästen im Batzenhäusl befanden sich, neben Achammer auch VertreterInnen verschiedener Initiativen wie dem Schools Out Festival oder des Ost West Clubs in Meran, Veranstaltungsexperten, und politische Vertreter und Vertreterinnen von Gemeinde und Land. Sebastian Seehauser, SVP Fraktionssprecher des Bozner Gemeinderats sowie Hannes Unterhofer, Vizepräsident des Stadtsrats für Don Bosco, beteiligten sich ebenfalls am anregenden Diskurs rund um die Jugendkultur.
„Unser Grundprinzip ist von Misstrauen und nicht von Vertrauen geprägt“ - Philipp Achammer
„Die Gesellschaft fordert gerade von jungen Menschen, dass sie Eigeninitiative zeigen sollen. Wird diese aber tatsächlich im vollen Umfang unterstützt?“, so die provokante Frage, mit der Achammer die Diskussion in seiner Anfangsrede eröffnete. Damit bezog er sich auf die zahlreichen Probleme von jungen Südtiroler VeranstalterInnen beim Organisieren eines Events. Egal ob es sich um eine Club-Veranstaltung oder um ein Musikfestival handle: Viele setzen freie Jugendkultur nach wie vor mit Alkohol und Drogen in Zusammenhang.
Hinter vielen bürokratischen Hürden stecke vor allem Misstrauen gegenüber den VeranstalterInnen. Die Devise vieler: „Wenn es etwas Freies ist, dann hat es sicherlich einen Haken.“ Damit beschreibt Achammer eine Angst vor Veranstaltungen, welche durch Eigeninitiative und ohne bereits bestehende Strukturen ausgerichtet werden sollen. „Zwar kann man nicht immer alles kontrollieren, aber das ist auch nicht das Ziel.“, so Achammer. Auch deshalb sei es wichtig, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
„Wir sind stolz darauf, dass junge Leute in Südtirol organisieren, auch wenn es ein Festival ist. Man soll dankbar sein, denn auch das ist ein Teil der Südtiroler Kultur.“ - Philipp Achammer
Achammer betonte, dass es ihn sehr freue, wenn sich junge VeranstalterInnen vertrauensvoll an ihn wenden. Aber in letzter Zeit häuften sich die Anrufe aufgrund von den Problemen, denen sich junge Veranstalter ausgesetzt sehen. „Dies ist vor allem auf die Unklarheiten und Unsicherheiten der jugendlichen Organisatoren zurückzuführen“, erklärt sich Achammer das selbst. Die Willkür der Behörden gegenüber den unterschiedlichsten Veranstaltungen – im Fall des Schools Out Festival im Juni war es der Bürgermeister höchstpersönlich – stelle den jugendlichen Veranstaltern immer wieder ein Bein. „Zumindest hat man diesen Eindruck“, kritisierte Achammer. Fast scheine es, dass große Straßenfeste weniger Schwierigkeiten bei der Organisation haben, als ein Jugendkulturfestival.
Ein weiteres Problem sei auch die Suche nach Räumen mit unkomplizierten, niederschwelligen Zugängen für die Bands. „Gefragt sind solche Infrastrukturen, die unproblematisch zu bespielen sind, aber auch Gestaltungsmöglichkeiten bieten.“, so Achammer. Während es in Städten wie Meran mit dem Ost-West Club und in Brixen mit dem zukünftigen Jugend- und Kulturzentrum Astra bereits einige Veranstaltungsorte gebe, müsse man in Bozen erst noch hoffen, dass auch dort bald etwas auf die Beine gestellt werde.
In der Landeshauptstadt ist ein Veranstaltungsort in Planung. „Jedoch steht dieser Plan noch ganz am Anfang“, gestand Sylvia Hofer, Präsidentin der Kommission für Kultur im Bozner Gemeinderat. Ein neues Jugend- und Kulturzentrum soll demnach in Bahnhofsnähe entstehen. Dort sollen junge Menschen in Zukunft uneingeschränkt Feste feiern, bei den am Abend leerstehenden Büroanlagen rund um das Areal würde das auch niemanden stören. „Einschränkungen spürt man immer mehr, da heraus zu kommen, ist für Jugendliche sehr unangenehm“, bedauerte die Gemeinderätin.
„Gerade in der Jugend soll man in andere Richtungen denken.“ - Sylvia Hofer