Society | Transart

INSIDE LOTTOZERO

Einblick in die Welt der Stoffe
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

In einem Zelt oder einer Hütte auf dem Berg hat wohl jeder mal übernachtet. Doch haben Sie schon in einem Kunstwerk geschlafen, oder die Nacht in einer Ausstellung verbracht? Die Genossenschaft Lottozero macht dies bald möglich- im Rahmen von Transart und in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Eurocenter Lana. Das Festival für moderne Kunst wird vom 7. bis  25.September Südtirol zum sechzehnten Mal beleben.

Entstanden ist Lottozero aus den Händen zweier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Tessa Moroder - eine pragmatische Volkswirtin, talentiert im Organisieren und ihre Schwester- Arianna Moroder, Textildesignerin und kreativer Kopf. Genau diese Komplementarität ist das Erfolgsrezept der beiden Schwestern.

Angefangen hat alles in Prato, einem Ort in der Toskana: „Wir haben dort von unserer Mutter eine alte Halle geerbt, die noch von unserem Opa gebaut wurde. Sie stand ziemlich lange leer. Anfangs wussten wir nicht so recht, was wir damit machen sollten, doch dann dachten wir, wir kombinieren einfach unsere beiden Interessen, und machen das, was wir beide gut können. Es war eine sehr natürliche Entwicklung“, erzählt Arianna Moroder. Nach einem heißen Planungsjahr, in dem die beiden Ideen entwerfen und Netzwerke schaffen, entsteht ihr erstes Projekt: aus der alten Halle in Prato wird ein Textillabor.

Nun wollen sie die Idee zurück nach Südtirol bringen, denn der Heimatbezug fehlt den Moroder-Schwestern: „Mir sind unsere Bozner Projekte momentan sehr wichtig. In den letzten Jahren haben wir uns eher auf Prato konzentriert, vor allem weil wir bisher keine lokalen Verfügbarkeiten in Bozen hatten. Wir versuchen aber immer eine Verbindung zu Südtirol herzustellen. Es wäre sehr schön für uns, in Zukunft in Bozen etwas Ähnliches zu eröffnen, wenn sich die Möglichkeit bietet“, so Tessa Moroder.

Die Eröffnungsausstellung Inside Lottozero (http://www.transart.it/en/event/sleep-concert-3/) beginnt am 17. September in der Kunsthalle Lana (https://kunsthalleeurocenter.com/) ab 21.30 Uhr unter der Leitung der Kuratorin Alessandra Tempesti. Um dem Motto der Textilproduktion von Lottozero treu zu bleiben, reflektiert auch die Ausstellung die Verbindung der Kunst mit Stoffen. Das Besondere an der Eröffnung: visuelle Kunst wird mit Musik verbunden. Andauern wird sie die ganze Nacht, denn genau darum geht es, erklärt Tessa Moroder: „Eigentlich ist es bei Ausstellungen meist so: man geht hin, sieht sich die Bilder zwei Minuten lang an, trinkt was und dann haut man ab. Die Menschen nehmen die Kunst eher passiv wahr, nach einer Woche erinnert sich kaum noch jemand an das Gesehene. So haben wir uns überlegt, wie könnte man den Menschen die Kunst intensiver erleben lassen? So kamen wir auf die Idee des sleep concerts.“

Entstanden ist diese Form der Kunst in den 80er Jahren. Das sogenannte sleep concert basiert auf der Idee, dass Musik während des Schlafens vom Unterbewusstsein aufgenommen wird und der Körper dennoch darauf reagiert. Arianna Moroder wird eine Installation kreieren, die das Publikum miteinander verwebt und miteinbezieht. Das Kunstwerk wird sozusagen zum Schlafplatz der Besucher. „Die Idee ist, dass man dauernd von Stoffen umgeben ist. Sie gehören zum alltäglichen Leben. Auch im Schlafen ist der Mensch vollständig in Stoff gehüllt,“ erklärt die Künstlerin. Das Publikum wird während der Ausstellung von den Klängen verschiedener Musiker umhüllt. Die Musik begleitet dabei die einzelnen Schlafphasen und macht das ganze somit zu einem spirituell-meditativen Erlebnis

Manch einer mag der Idee eher skeptisch gegenübertreten, mit Fremden die Nacht in einem Raum zu verbringen. Die Schwestern wollten es deshalb zuerst selbst ausprobieren und besuchten ein sleep concert in Bergamo: „Ich dachte anfangs, ich will nach Hause in mein eigenes Bett“, sagt Arianna. Doch am Ende waren beide Schwestern begeistert: „Es war eine wunderbare Erfahrung. Wir fühlten uns am Morgen frisch und regeneriert.“ Und außerdem, fügt Tessa noch hinzu, „ in der Kunst geht es darum, aus der eigenen comfort zone zu treten.“ 

Nach 2 Wochen Südtirol, zieht das Projekt schließlich wieder zurück nach Prato, an den Ursprungsort. Die Textilhalle soll besonders junge Talente fördern. Es soll geforscht werden, experimentiert und ausgetauscht. Die Werkstatt ist mit Maschinen zur Textilherstellung ausgestattet, die mitwirkende Künstler für ihre Projekte verwenden können. „Auch für Bozner Studenten könnte unser Projekt interessant sein“, meint Arianna. „Wer etwa eine Abschlussarbeit machen möchte, sich für Textil und Mode interessiert, kann sich gerne an uns wenden und in unserer Werkstatt arbeiten.“ Zusätzlich bietet Lottozero Residenzen an, wodurch nicht nur lokale Künstler Zugang finden. 

Die Ateliers bilden somit offene Räume für jene, die sich noch kein eigenes Kunststudio leisten können. Aber nicht nur Maschinen und Räume sollen geteilt werden, es geht auch um den Austausch von Ideen und Kontakten. „Wir wollen die Unterstützung geben, die ein Junger braucht, der vielleicht gerade aus dem Studium kommt und auf Partnersuche für sein Projekt ist“, so das Gründungsmitglied Tessa. Außerdem, betont Arianna, wollen Sie Jungen helfen, durch die nötigen Kontakte, einen leichteren Zugang zum Markt zu finden. „So kann aus einem Projekt, das vorgestellt und bewertet wird und dann im Keller aufbewahrt wird, ein Produkt werden, das verkauft wird.“

Auch Lottozero hat bereits eine erste eigene Kollektion. Collection Zero bietet eine bunte Variation verschiedenster Seidentücher in allen Farben und Mustern: „Unsere Tücher sind 100 Prozent italienische Qualitätsprodukte. Die Chemikalien und verwendeten Techniken sind umweltfreundlich, das Material ist hochwertig. Somit reflektieren sie unsere Grundeinstellung zur Konsumwelt“, betont Arianna. Diese hat sich seit den 70 Jahren global stark verändert. Die Manufaktur verlagerte sich nach Außen und suchte günstigere Standorte auf asiatischem Gebiet. Für Europa waren es, auch im Bereich Textil, keine einfachen Jahrzehnte. Einige wenige Firmen haben sich jedoch bewährt. An diese wollen sich die Schwestern orientieren: „ Diejenigen, die es geschafft haben, sich zu erhalten, waren jene, die ihr Produkt verfeinert haben, auf Erneuerung setzten und auf ein gutes Rohmaterial.“ So sehen die beiden Schwestern sich auch in der Aufgabe, den Konsumenten „zu lehren.“ Weg von der unreflektierten Schnäppchenjagd bei H&M, hin zum verantwortungsbewussteren Konsum regionaler und fairer Produkte. Sowohl auf ihrem Online Shop (http://www.lottozero.org/shop/) als auch über den Art Store Variatio ( http://www.variatio.it/) sind die Tücher erhältlich. Für das sleep concert kann man sich unter [email protected] einen Schlafplatz reservieren.