Environment | Klimaschutz

Der neue Diesel aus Abfällen

Die Kostner Group verkauft Diesel aus Altölen und tierischen Fetten. Doch selbst die Betreiber sagen, dass es keine langfristige Lösung für die Verbrenner ist.
Zapfsäulen
Foto: Seehauserfoto
  • Seit letztem Jahr ist innerhalb der EU ein neuer umweltfreundlicher Diesel zulässig. Wer sich kein neues Elektro-Auto leisten kann und ein Dieselfahrzeug besitzt, hat somit eine umweltfreundliche Alternative an der Zapfsäule: Der HVO Diesel wird aus pflanzlichen und tierischen Abfällen hergestellt. 

    Auch in Südtirol ist der neue Kraftstoff zum Beispiel bei den Tankstellen der Kostner Group in Vahrn, Lana, St. Martin und Mals erhältlich, sogar Pistenraupen können damit befüllt werden. Umweltorganisationen wie der BUND halten ihre Begeisterung allerdings zurück: „Grundsätzlich ist die Alternative besser als herkömmlicher Biodiesel, allerdings gibt es auch Nachteile“, erklärt Gunde Bauhofer, die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale. Klassischer Biodiesel aus Raps- und Palmöl steht wegen Pestizid-Einsatz und Monokultur in der Kritik. 

    Beim HVO-Diesel sei vorteilhaft, dass mit der Nutzung von Pflanzenresten keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion entstehe und der Ausstoß von Schadstoffen besonders bei alten Dieselfahrzeugen sinke. Der Haken an der Sache sei aber, dass nicht ausreichend Mengen an pflanzlichen und tierischen Abfällen zur Verfügung stehen. „Nun wird befürchtet, dass mit dem HVO-Diesel wertvolle Zeit verloren geht, die in die Technologie von Wasserstoff- und Elektro-Fahrzeugen investiert werden könnte“, sagt Bauhofer. 

  • An der Tankstelle: Für Dieselfahrzeuge gibt es eine umweltfreundliche Alternative bei der Zapfsäule. Foto: Seehauser
  • „Wir beziehen unser HVO fast ausschließlich vom größten europäischen ISCC-zertifizierten Produzenten, der zudem führend in der Forschung von alternativen Rohstoffen ist“, erklärt Alex Rungger, Geschäftsführer der Kostner Energy Supply GmbH. Bei der Nutzung von Tierfetten für die HVO-Produktion würden hauptsächlich Fette der Kategorie 1 und 2 genutzt, die nicht für Futtermittel zugelassen sind. 

    „Klarerweise ist zu sagen, dass bei stark steigender Nachfrage auch die Kontrollen bezüglich der Rohstoffe verschärft werden müssen. Hierzu gibt es in der EU aber bereits Überlegungen“, sagt Rungger. Grundsätzlich habe jeder Kraftstoff – ob aus fossilen oder erneuerbaren Energiequellen – Eigenheiten, die Vor- und Nachteile bringen. Außerdem werde weiter an alternativen pflanzlichen Rohstoffen geforscht, etwa zu Mikro-Algen, Lignocellulose oder anderen recycelten Materialien. Der italienische Konzern Eni bezieht die pflanzlichen Öle unter anderem aus Afrika, wo auf degradierten Flächen Ölpflanzen angebaut werden. 

    Dennoch hält Rungger E-Fuels und HVO als „Brückentechnologie“ für die Bestandsflotte, um fossile Treibstoffe schon heute zu ersetzen. Langfristig braucht es in der Transportbranche offenbar doch einen Umstieg auf alternative Antriebe mit Elektrizität oder Wasserstoff

  • Aufgepasst!

    In Kürze will das italienische Ministerium für Umwelt und Energiesicherheit neue Gelder für die Förderung von Elektrofahrzeugen freischalten. Vorgesehen ist die Ausschüttung von insgesamt 597 Millionen Euro aus dem Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplan (PNRR)