Politics | TTIP-Fan Herbert Dorfmann

Was treibt den Mann aus Feldthurns?

Sosehr ich mich auch bemühe - ich kann keine TTIP-Vorteile erkennen. Im Gegenteil: Gerade für die Südtiroler Landwirtschaft könnte TTIP & Co nachgerade fatal werden. Warum hört man nichts aus der Bauern-Ecke?
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Ich habe mich seit längerem intensiv mit dem TTIP beschäftigt, mit TISA, CETA, TPP und anderen Ausprägungen eines unseligen Geistes, mit dem die 1% versuchen, die Regeln in der globalen Wirtschaft und in den Staaten – die sie als lästiges Hindernis für ihre Profitziele sehen – zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Ich halte Vorträge zu diesem Thema und bemühe mich engagiert, die Vorteile dieser Abkommen herauszuarbeiten. Aber so sehr ich mich auch bemühe, ich kann keine Vorteile erkennen. Die paar fixen Glaubenssätze, die von Befürwortern der Konzernwirtschaft und der hohen Politik ins Feld geführt werden, zerstauben bei näherer Betrachtung zur Bedeutungslosigkeit. Mehr noch, sie erweisen sich als blanke Lügen.

Um die Blinkerfarbe festzulegen, die technischen Spezifikationen für Maschinen oder Anlagen zu vereinheitlichen, Zölle zu reduzieren oder die Inhalte von Etiketten auf Lebensmitteln festzulegen, brauche ich weder Investorenschutz noch regulatorische Kooperation, es genügen Verhandlungen auf Beamtenebene.

Mit ein paar Zuckerlen sollen weit reichende Systemveränderungen zu Gunsten der 1% in den globalen Alltag hineingeschmuggelt werden.

Vor diesem Hintergrund habe ich nie verstanden, warum beispielsweise ein intelligenter Mensch wie der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann so vehement und unreflektiert für diese Abkommen sein kann.

Nun denke ich, verstanden zu haben, was ihn antreibt. Er sieht für sich eine Chance, zu den 1% zu gehören. Man gibt ihm Bedeutung, lädt ihn in die USA ein, hoffiert ihn. Er – und viele seiner Kollegen – dürfen ein bisschen über den Zaun schauen, in das Reich der 1%, in das Reich der BBT-Bauer, der großen Wirtschaftsstars, die zu den Heiligen des Neoliberalismus hochgehypt werden.

Eine schöne Perspektive für den Mann aus Feldthurns. Zu verlockend…

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Martin B. Tue, 09/29/2015 - 23:17

Ich würde die Positionierung von Herbert Dorfmann und eben auch des SBB auch gerne besser verstehen. "Er sieht für sich eine Chance, zu den 1% zu gehören. Man gibt ihm Bedeutung, lädt ihn in die USA ein, hoffiert ihn.": gibt es dafür Quellen?

Tue, 09/29/2015 - 23:17 Permalink
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Martin B. Wed, 09/30/2015 - 13:58

In reply to by Markus Lobis

Ok, aufgrund seiner Berufung in eine der Kommissionen (weiß nicht mehr welche) macht er Dienstreisen auch in die USA, erlebt Kontakte mit den "Zentren der Macht" und bekommt wohl auch noch schöne Zulagen zum fürstlichen MEP-Gehalt. Dass in dies aber derzeit den 1% angehören lässt widerspricht meiner Intelligenz. Weder Politiker noch die meisten Konzern-Lobbyisten gehören den 1% an, sie sind oft eben einfach willige Handlanger die zumindest eine Zeit lang etwas mehr als die Mehrheit der Bevölkerung verdienen. HD's persönliche Überlegungen und öffentliche Handlungen bezüglich TTIP sind mir weiter ein Mysterium.

Wed, 09/30/2015 - 13:58 Permalink
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Dr. Streiter Tue, 09/29/2015 - 23:36

Die Spannung wurde aufgebaut, der Tisch für die Argumente gedeckt. Dann kam der Erste Gang, nein ein Gruss aus der Küche! Ein unterstellter Löffel Ehrenrührigkeit. Dann werden die Gäste zum Ausgang begleitet.

Tue, 09/29/2015 - 23:36 Permalink
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Martin Daniel Thu, 10/01/2015 - 12:26

Hallo Markus, gibt es nicht neuere Studien zum Freihandel, die aufzeigen, dass dieser nicht automatisch Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze generiert, sondern eher eine Verschiebung weg von Lohnarbeit, Bauern und Kleinunternehmen hin zu Großkonzernen bewirkt? NAFTA soll ja solche Ergebnisse gezeitigt haben, oder?

Thu, 10/01/2015 - 12:26 Permalink