Culture | Salto Afternoon

Malerei im Kreuzverhör

Die Künstler Tom Messavilla und Andreas Zagler stellen gemeinsam in der Galerie Gefängnis Le Carceri in Kaltern aus. Salto hat sie getrennt voneinander befragt.
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Foto: Galerie Gefängnis Le Carceri

Salto.bz: Herr Messavilla, was ist mit Malerei möglich? Wo setzen Sie in Ihrer Kunst an?

Tom Messavilla: Malerei ist unmittellbar und direkt: Ein Pinsel; Farbe und eine Oberfläche, zum Beispiel eine Leinwand. Damit lässt sich alles zeigen, die Malerei öffnet für mich große und kleine Räume. Ich setze in meiner Arbeit bei der Erinnerung an. In den Arbeiten geht es meist um einen imaginierten Raum, ein Berg oder ein Raumschiff, der sich zusammensetzt aus Erinnerungsbildern und Phantasie. So entstehen Landschaften in denen der Betrachter spazieren gehen kann. Große Vorbilder sind die chinesischen Landschaftsmaler.
 

Bilder wurden und werden oft als Fenster und Öffnungen nach Innen oder Außen beschrieben.
[Andreas Zagler]


In Ihren Arbeiten, Herr Zagler, beschäftigen Sie sich mit Fragen über Raum, Illusion und den Grenzen der Darstellbarkeit. Welche Antworten finden sich? 

Andreas Zagler: Bilder lösen keine Frage - es sind vielmehr die Fragen, die sich verändern, ohne aber dass diese wirklich beantwortet werden können. Neben einem inneren Antrieb etwas schaffen zu wollen, ist es vor allem diese Unmöglichkeit, Fragen, die man sich durch Bilder versucht zu beantworten, die mich in der Arbeit immer wieder von neuem antreiben.  
 

 

Wie entsteht ein Bildraum und wie betritt man ihn? Diese Frage stellen sie ja beide in den Raum. Welche Zugänge schaffen Sie? 

Andreas Zagler: Bilder wurden und werden oft als Fenster und Öffnungen nach Innen oder Außen beschrieben. Während ich in den vergangenen Jahren oftmals mit Schatten und perspektivischen Effekten Illusionsräume eröffnet habe, arbeite ich nun vermehrt ausschließlich mit Farbmaterial als Bildbestandteil, ohne dieses illusionistisch zu inszenieren. Raum entsteht dabei durch Überlagerungen und Schichtungen von Farbe; die zeitliche Komponente wird bildhaft und bewusst festgehalten und fügt diesem physischen Raum der Schichtungen auch einen zeitlichen Raum hinzu. So ist die Betrachtung von Bildern doch auch eine sehr emotionale Art zu Sehen, in der Räume nicht nur erkannt, sondern vor allem auch erfahren werden müssen.   
 

Ich denke heute ist das Malen für mich so etwas wie Legobauen.
[Tom Messavilla]


Herr Messavilla, woher kommt Ihre Faszination für das Bauen, für verwandte Formen von Felsen und Formen?

Tom Messavilla: Malen bedeutet für mich Bauen. Da meine Arbeiten immer direkt auf der Leinwand entstehen ohne Bauplan, bzw. Vorskizzen wird das Konstruieren der Raumschiffe aber auch Berge immer zum Abenteuer weil immer das innere Bild als Kompass dient aber nie irgendwelche Vorlagen nötig sind. Das ermöglicht viel Freiraum für Entscheidungen.
Als Kind habe ich oft mit Lego gebaut. Ein Haufen bunter Bausteine auf dem Teppich und am Schluss ist was Tolles mit 8 Rädern rausgekommen. Das hat mir immer Spaß gemacht. Ich denke heute ist das Malen für mich so etwas wie Legobauen. Felsen sind für mich auch Konstruktionen, auf die Licht und Schatten trifft. Bei großen Bergen üben genau diese Formationen eine Faszination auf mich aus; wie sind sie entstanden? Kann man da raufklettern oder ist es zu steil? Gibt es eine Möglichkeit in den Fels einzusteigen um auf den Gipfel zu klettern?
 

 

Was schätzen Sie an Andreas Zaglers Arbeiten?

Tom Messavilla: Wir sind unterschiedliche Maler und trotzdem verstehen sich unsere Arbeiten gut finde ich. Ich schätze die Sensibilität in Andreas Arbeiten und die Neugier mit der er sich auf den Weg macht um neue Entdeckungen zu machen. Die Kompositionen geben mir viel Freiheit den Bildraum zu erkunden. Die formale Konsistenz einerseits (zum Beispiel Punkte) das immer neue Erproben neuer Impulse andererseits lässt mich immer wieder gerne eintauchen in seine Arbeiten. 

Herr Zagler, was schätzen Sie an Tom Messavillas Arbeiten? 

Andreas Zagler: Ich kenne Tom Messavilla bereits seit vielen Jahren und bewundere seitdem unter anderem seinen ungezwungenen und zugleich sensiblen Umgang mit Narration, die von ihm durch angelegte Szenerien oder oft auch nur durch ein einzelnes Objekt geschaffen wird. Er schafft es in seinem lasierenden Farbauftrag unscheinbare Objekte wie beispielsweise Steine, zu imposanten Felsgetümen werden zu lassen, die auch als kleinformatige Bilder sehr eindringlich eine Geschichte von Entstehung und Existenz zu erzählen scheinen.