„Das kann doch nicht wahr sein!“
„Ich bin ein alter Mann. Während meiner Amtszeit als Bürgermeister habe ich die Wirtschaft angekurbelt und erkläre mich somit für schuldig, dass wir heute wirtschaftlich gut dastehen. Jetzt ist es aber einfach genug“, erklärt Konrad Renzler, der von 1969 bis 1980 Bürgermeister der Gemeinde Rasen-Antholz und insgesamt 28 Jahre in der Gemeindeverwaltung tätig war. Heute ist der 85-Jährige davon überzeugt, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels und der zunehmenden Umweltzerstörungen ein „Weiter so wie bisher“ nicht mehr geht.
Auch der geplante Kreisverkehr in seiner Heimatgemeinde stößt auf Kritik seitens des ehemaligen Gemeindepolitikers. Wie berichtet wurden sowohl für die Einfahrt nach Olang als auch nach Rasen-Antholz Machbarkeitsstudien ausgearbeitet. Über neue Zufahrtslösungen wird dabei in den beiden Gemeinden bereits seit Jahren diskutiert. Im Zuge der Sonderfinanzierung im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 – die Biathlon-Rennen werden in Antholz stattfinden – kann jedoch die Realisierung beider Projekte in Angriff genommen werden. Laut Florian Knollseisen, stellvertretender Direktor des Amtes für Straßenbau Nord-Ost, ist in Olang ein einfacher Kreisverkehr mit einem Bypass Richtung Bruneck-Innichen geplant, in Rasen-Antholz jedoch ist zum einen die Verlegung der Hauptstraße taleinwärts sowie die Errichtungun eines Kreisverkehrs auf zwei Ebenen vorgesehen bzw. die Errichtung einer Überführung über den Kreisverkehr. Für Irritationen in Rasen sorgt vor allem der Umfang der Baumaßnahmen und die Zwei-Ebenen-Lösung.
Wir – die Bürger und Bürgerinnen von Rasen-Antholz – wollen jedoch eine Zukunft mit weniger Verkehr.
„Ich bin der Meinung, dass die Probleme an der Zufahrt auch mit einen einfachen Kreisverkehr gelöst werden können – sofern das Verkehrsaufkommen zukünftig eingeschränkt wird“, betont Renzler und ist davon überzeugt, dass, wenn die Verkehrszunahme weiterhin in diesem Tempo fortschreitet, auch eine Kreisverkehrs-Lösung damit überfordert sein wird. „Wir – die Bürger und Bürgerinnen von Rasen-Antholz – wollen jedoch eine Zukunft mit weniger Verkehr“, erklärt der ehemalige Bürgermeister. Bereits jetzt müssten die Einheimischen Einschränkungen durch den überbordenden Ansturm von Touristen hinnehmen. Am Höhepunkt der Urlaubssaison könne man bestimmte Hotspots wie den Prgaser Wildsee nicht mehr besuchen.
Nicht nachvollziehbar ist für Renzler, dass, während in Rasen-Antholz ein Kreisverkehr mit einer Überführung errichtet werden soll, in Olang die Errichtung eines einfachen Kreisverkehrs geplant ist. In Rasen müssen dafür nicht nur großflächige Aufschüttungen vorgenommen werden, sondern die Zwei-Ebenen-Lösung wird voraussichtlich eine Höhe von rund sechs Metern erreichen. „Das kann doch nicht wahr sein!“, gibt sich Renzler entrüstet. Zwar werden die Planer durch die besondere Lage der derzeitigen Einfahrt, die ein Betriebsgelände quasi in zwei Hälften teilt, zu bestimmten Lösungen gezwungen, das angestrebte Großbau-Projekt – mit einem angeblichen Durchmesser von rund 60 Metern – sei jedoch abzulehnen. Besonders die Aufschüttung eines „Dammes“, auf welchem die neue Zufahrtsstraße nach Antholz errichtet werden soll, komme nach Meinung des ehemaligen Bürgermeisters einer Katastrophe gleich, durch welche das Landschaftsbild massiv beeinträchtigt wird.
Der Ausblick, den das Antholzertal bietet, ist einmalig und wird mit einer solchen Baumaßnahme regelrecht verschandelt.
„Der Ausblick, den das Antholzertal bietet, ist einmalig und wird mit einer solchen Baumaßnahme regelrecht verschandelt“, ist der ehemalige Bürgermeister überzeugt. Denn dadurch schaffe man eine optische Grenzlinie zwischen dem Pustertal und Antholzertal. Was die Stimmung der Gemeindepolitiker in Niederrasen betreffe, so stünden diese dem neuen Kreisverkehr eher ablehnend gegenüber bzw. sei er ihrer Meinung nach „übertrieben“. Auf der anderen Seite fühlen sich die Olanger Wirtschaftstreibenden offenbar benachteiligt und wünschen sich ebenfalls einen Kreisverkehr auf zwei Ebenen. „Auf diese Lösung drängen allerdings nur die Wirtschaftstreibenden“, betont Renzler und erklärt, dass diese Lösung in Olang aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens tatsächlich mehr Sinn machen würde als in Antholz. Über die Zufahrt nach Olang gelangt man nicht nur in die Handwerker- und Industriezone, sondern auch zum Kronplatz und auf den Furkelpass. In Rasen-Antholz dagegen würde nach Meinung des ehemaligen Bürgermeisters auch ein einfacher Kreisverkehr genügen. Auch die Zufahrt zum Holzlager könnte einerseits über die bereits bestehende alte Zufahrtsstraße geregelt werden sowie mit einer Bypasslösung an der Ausfahrt. Die Verlegung der Pustertaler Hauptstraße Richtung Tal sei wohl nicht zu vermeiden, die Überführung über den Kreisverkehr sowie die Damm-Lösung dürften jedoch nicht umgesetzt werden, ist der Alt-Bürgermeister überzeugt. Für Verkehrslösungen, wie sie an der Einfahrt nach St. Lorenzen umgesetzt wurden, habe man jedenfalls nicht genügend Platz. „Dafür hat man das halbe Pustertal gebraucht. Derartige Lösungen anzustreben, ist meiner Meinung nach ein großer Fehler“, so Renzler.